Hat Netflix den Zenit überschritten?

Bildquelle: Pixabay / jgryntysz

Die Aktie von Netflix (WKN: 552484 / ISIN: US64110L1061) gehörte im vergangenen Jahr zu den bei Anlegern heiß begehrten „Stay-at-Home“-Anlagen. Denn in der Corona-Krise haben die Menschen deutlich mehr Zeit in ihren eigenen vier Wänden verbracht und nutzen dabei auch verstärkt das Film- und Serienangebot des US-Konzerns.

Das schlug sich in sprunghaft gestiegenen Nutzerzahlen nieder und auch in der Aktienkursentwicklung. Nach dem Corona-Börsen-Crash, der die Netflix-Aktie im März 2020 kurzfristig auf 265 Euro einbrechen ließ, ging es für die Notierungen steil nach oben, wobei im Juli 2020 ein neues Rekordhoch bei 505 Euro markiert wurde.

Das sind die Gründe für den Aktien-Seitwärtslauf

Doch seitdem ist die Netflix-Euphorie bei den Anlegern deutlich abgeflacht, denn im Anschluss ging die Aktie in einen Seitwärtslauf über, der bis heute anhält (aktuell: 455 Euro). Grund für die Konsolidierung der vergangenen Monate dürften natürlich auch Gewinnmitnahmen sein von Anlegern, welche die nach wie vor hohen Kurse nutzen, um Kasse zu machen.

Allerdings sind auch immer mehr Zweifel aufgekommen, ob sich das hohe Wachstumstempo der Vorjahre aufrechterhalten lässt. Denn zum einen nimmt der Konkurrenzdruck durch vergleichsweise neue Player im Streaming-Markt, wie unter anderem Amazon (WKN: 906866 / ISIN: US0231351067), Apple (WKN: 865985 / ISIN: US0378331005) und Walt Disney (WKN: 855686 / ISIN: US2546871060) kontinuierlich zu.

Zum anderen hat sich auch die Corona-Lage inzwischen deutlich entspannt, weshalb Netflix seinen Stay-at-Home-Trumpf nicht mehr lange ausspielen kann. Dementsprechend wurden mit großer Spannung die Zahlen zum zweiten Quartal erwartet, die der Streaming-Gigant am Dienstag nach US-Börsenschluss präsentierte, und diese dürften für Ernüchterung sorgen.

Schwache Kundenzuwächse

Die Anzahl der Abonnenten legte im zweiten Quartal nur um 1,5 Millionen auf 209 Millionen zu. Das war der geringste Quartalszuwachs in der bisherigen Firmengeschichte. Auch die Prognose für das laufende zweite Quartal, die 3,5 Millionen neue Kunden avisiert, fiel bescheiden aus, wenn man bedenkt, dass Netflix im ersten Halbjahr 2020 noch mehr als 25 Millionen neue Kunden hinzugewinnen konnte.

Laut dem Unternehmen hatte die Pandemie zu einer ungewöhnlichen Verzerrung der Zahlen geführt. Laut Netflix-Chef Reed Hastings bleibt die Wachstums-Story zumindest für die nächsten Jahre intakt.

Die Wachstumsdynamik nimmt bei Netflix zunehmend ab, wie die neuesten Geschäftszahlen zeigen. Doch dafür wird der Streaming-Weltmarktführer immer profitabler. Der Gewinn legte im zweiten Quartal um fast 90 Prozent zu. (Bildquelle: Pixabay / afra32)

Gewinn fast verdoppelt

Wesentlich besser fielen dagegen die Geschäftszahlen aus. Der Nettogewinn legte im zweiten Quartal auf Jahressicht um fast 90 Prozent auf 1,4 Mrd. US-Dollar (2,97 US-Dollar je Aktie) zu und traf damit in etwa die Erwartungen der Analysten, die mit einem Gewinn je Aktie von im Schnitt 3,15 US-Dollar rechneten.

Der Umsatz verbesserte sich im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 20 Prozent auf 7,3 Mrd. US-Dollar. Branchenexperten gingen ebenfalls von Erlösen von im Mittel 7,3 Mrd. US-Dollar aus.

Neue Wachstumsmärkte im Visier

Um weiter zu wachsen will Netflix künftig auch neue Wege beschreiten. So wurde im Juni ein Online-Shop für Fanartikel eröffnet, um den lukrativen Merchandising-Markt in Angriff zu nehmen.

Außerdem sollen künftig Spiele über die Streaming-Plattform von Netflix ohne zusätzlichen Aufpreis zur Verfügung gestellt werden. Damit springt Netflix auf den Spiele-Streaming-Trend auf, der beispielsweise auch von Microsoft vorangetrieben wird.

Fazit

Zwar kann Netflix mit seinen Kundenzuwächsen nicht mehr begeistern, doch operativ bleibt der Streaming-Marktführer auf Kurs. Vor allem wegen des großen Vorsprungs bei selbst produzierten Filmen und Serien dürfte Netflix seine Marktposition vorerst verteidigen. Der Angriff auf das Spiele-Streaming-Geschäft und den Merchandising-Bereich könnte für neue Impulse sorgen. Trotz der derzeitigen Konsolidierung bleibt die Aktie deshalb aussichtsreich.

Anleger, die mit einer Fortsetzung des langfristigen Aufwärtstrends bei der Netflix-Aktie rechnen, können mit einem Long-Zertifikat (WKN: MA0QPH / ISIN: DE000MA0QPH2) gehebelt von Kurssteigerungen profitieren.

Bildquelle: Pixabay / jgryntysz