Amazon und die (zu) hohen Erwartungen

(Bildquelle: Pressefoto Amazon)

Der ohnehin seit Jahren boomende Online-Handel bekam im vergangenen Jahr durch die Corona-Krise einen zusätzlichen Schub verpasst. Wegen der Lockdown-Maßnahmen und den damit verbundenen Geschäftsschließungen sind Online-Bestellungen vom häuslichen Sofa aus so selbstverständlich geworden wie nie zuvor.

Einer der größten Profiteure dieser Entwicklung war natürlich Amazon (WKN: 906866 / ISIN: US0231351067). Der weltweit führende Online-Händler konnte den Umsatz 2020 auf Jahressicht um 38 Prozent auf 386,1 Mrd. US-Dollar steigern, was wieder einmal einen neuen Rekorderlös bedeutete.

Die starke Entwicklung setzte sich auch im ersten Quartal 2021 fort, in dem gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Plus von 44 Prozent auf 108,5 Mrd. US-Dollar verbucht werden konnte. Viele Aktionäre wurden daraufhin etwas skeptisch, ob der US-Konzern die hohe Umsatzdynamik aufrechterhalten kann. Nun präsentierte der Konzern gestern seine Zahlen für das abgelaufene zweite Quartal.

Hohe Umsatzdynamik auch im zweiten Quartal

Ein bisschen erinnert das aktuelle Szenario bei Amazon an das von Apple vor gut zehn Jahren: Gut ist nicht gut genug. Dies sah man am Donnerstagabend deutscher Zeit an der Wall Street.

Der weltgrößte Onlinehandelskonzern konnte die (zu hohen?) Erwartungen der Börse nicht erfüllen. Zudem sorgte der Ausblick für weitere Ernüchterung. Amazon erwartet im dritten Quartal einem Umsatz von 106-112 Milliarden Dollar, Analysten waren bisher im Schnitt von 118 Milliarden Dollar ausgegangen.

Im abgelaufenen Quartal konnte der Konzern den Erlös um 27 Prozent auf 113 Milliarden Dollar steigern, das lag jedoch unter den Analysten-Erwartungen von 115 Milliarden Dollar.

Derweil konnte Amazon beim Gewinn mehr als überzeugen: Der Gewinn pro Aktie lag bei 15,12 Dollar, Analysten hatten nur 12,22 Dollar erwartet. Der Nettogewinn wurde insgesamt mit 7,8 Milliarden Dollar angegeben und lag nicht nur über dem Vorjahreswert von 5,24 Milliarden-Dollar sondern auch über den Erwartungen des Marktes.

Jeff Bezos trat am 5. Juli von der Konzernspitze bei Amazon ab. Das dürfte aber kein Grund zur Sorge sein für die Aktionäre. Denn sein Nachfolger wurde Andy Jassy, der Chef der boomenden Cloud-Sparte. Die Amazon-Aktie dürfte den bisherigen Höhenflug deshalb weiter fortsetzen. Bildquelle: Pressefoto Amazon

Die Gewinnmaschine AWS

Einen entscheidenden Beitrag zum erwarteten starken Gewinnanstieg hat dabei wieder einmal die Cloud-Sparte „Amazon Web Services (AWS)“ geleistet, die unter der Führung von Andy Jassy, dem seit Anfang Juli amtierenden CEO-Nachfolger von Jeff Bezos, in den vergangenen Jahren zum größten Gewinn-Generator des Konzerns aufstieg.

AWS steuerte demnach nahezu 60 Prozent des operativen Konzerngewinns von insgesamt 7,7 Milliarden Dollar bei. Auch das Wachstum der Sparte kann sich sehen lassen. Vor einem Jahr lag dieses bei 27 Prozent, im zweiten Quartal 2021 wurde es nun mit 39 Prozent beziffert.

Die Zahl klingt gut, aber vor dem Hintergrund, dass die Konkurrenz von Microsoft und Google im Cloudgeschäft Wachstumsraten von mehr als 50 Prozent aufweisen, relativiert sich die Amazon-Zahl wieder, auch wenn AWS noch Marktführer ist.

Dennoch sollte man als langfristiger Anleger entspannt bei Amazon sein. Die nackten Zahlen seitens der Charttechnik zeigen auf, dass die Ampel unverändert auf Grün steht:

Kursgewinn: plus 36 Prozent pro Jahr

Die Marktkapitalisierung liegt hier inzwischen bei 1,8 Bio. US-Dollar und dürfte weiter zulegen, wie die bisherige Kursentwicklung vermuten lässt. Auf Zehnjahressicht ging es für die Notierungen im Schnitt um 36 Prozent pro Jahr nach oben. Zuletzt wurde am 13. Juli ein neues Allzeithoch bei 3.187 Euro markiert.

Nach einem Rücksetzer auf 2.971 Euro konnte sich die Aktie bis Ende Juli zeitweise bis knapp unter die 3.100er-Marke zurück nach oben arbeiten. Neue Rekordhochs könnten dementsprechend in Kürze folgen.

Anleger, die mit einer Fortsetzung des langfristigen Aufwärtstrends bei der Amazon-Aktie rechnen, können mit einem Long-Zertifikat (WKN: MA0R6D / ISIN: DE000MA0R6D1) gehebelt von Kurssteigerungen profitieren.

Bildquelle: Pressefoto Amazon