Auf ein Eis, Frau Staatsanwältin!

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Es sind manchmal ganz banale Dinge, die größere Diskussionen auslösen können. So auch bei meiner Frau und mir. So gönne ich mir von Zeit zu Zeit ein Eis in der Tüte, wobei mir als kalorienbewusstem Menschen klar ist: Für mich dürfte es eigentlich nicht mehr als eine Kugel Mango-Fruchteis geben. Eigentlich keine schwierige Entscheidungssituation, könnte man meinen. Aber wer sich mit italienischen Eisdielen auskennt, weiß, dass es beim Kauf von nur einer Kugel Eis oft ein Hörnchen gibt, das wie eine Papierwaffel anmutet. Bei zwei Kugeln besteht die Tüte dagegen meist aus einer wesentlich schmackhafteren und dickeren Waffelvariante. Deswegen entscheide ich mich meist dafür, zwei Kugeln beim Italiener um die Ecke zu ordern: Mango und noch einmal Malaga obendrauf. Natürlich hat eine Malaga-Kugel aus Milcheis wesentlich mehr Kalorien, aber da ich mir jedes Mal vornehme, nur diese zu verzehren und die Mango-Kugel bestenfalls einmal anzutesten und den Rest zu entsorgen, habe ich meinem in Kalorien bemessenen Gewissen zumindest halbwegs Genüge getan.

Meine so zurechtgelegte Welt, vor allem darauf ausgerichtet, möglichst künftigen kognitiven Dissonanzen (sprich: Regret, Bedauern) aus dem Weg zu gehen, ist jedoch seit gestern ins Wanken geraten. Denn zum Abendessen war unter anderem eine pensionierte Staatsanwältin zugegen, der ich meine Strategie präsentierte. „Das ist ja seltsam!“, wandte sie ein. Um sogleich fortzufahren: „Sie kaufen also zwei Kugeln Eis, um eine bessere Waffel zu bekommen, brechen aber den Verzehr auf halbem Wege ab und werfen das Eis samt Waffel weg? Wenn Sie konsequent handeln, kommen Sie demnach gar nicht erst dazu, das Hörnchen, um dessentwillen Sie die größere Eisportion gekauft haben, jemals zu genießen!“ Ich musste zugeben: Ich war vorgeführt bzw. der Irrationalität überführt.

Ein Augenblick potenziellen Wohlbefindens

Wie konnte ich nur in eine solch peinliche Situation geraten? Ich, der Befürworter eiserner Disziplin und Rationalität, hatte nun die Wahl,…

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GoldbergEin Beitrag von Joachim Goldberg.

Er beschäftigt sich seit mehr als 30 Jahren mit dem Zusammenspiel von Menschen und Märkten. Bis heute faszinieren ihn die vielen Facetten, Nuancen, Geschichten, Analysen und Hintergründe, die sich in der weißgezackten Linie auf der großen Börsenkurstafel niederschlagen. Aber erst mit der Entdeckung der psychologischen Einflüsse auf die Finanzmärkte meint der studierte Bankfachwirt und frühere Devisenhändler dem, was die Welt der Finanzen antreibt und bewegt, nahe gekommen zu sein. Seitdem setzt er sich intensiv mit der ”Behavioral Finance” genannten verhaltensorientierten Finanzmarktanalyse auseinander.
Joachim Goldberg schreibt regelmäßig auf seinem Blog www.der-goldberg.de.

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