Thyssenkrupp beendet Krisen-Modus

Bildquelle: Pressefoto ThyssenKrupp

Der Essener Industriekonzern Thyssenkrupp (WKN: 750000 / ISIN: DE0007500001) steckte jahrelang in der Krise. Der zunehmende Preisdruck, der auch durch das stark gestiegene Stahl-Angebot aus China angetrieben wurde, führte zu einer erheblichen Belastung der Ergebnisse ab dem Jahr 2017.

Das schlug sich auch in der Kursentwicklung von Thyssenkrupp nieder. Für die Aktie ging es ab 2018 steil nach unten. Im vergangenen Jahr sorgte dann die Corona-Krise und die damit verbundenen Sorgen vor einem Einbruch der Weltkonjunktur für einen weiteren Rückschlag.

Aktie konnte sich kräftig erholen

Die Aktie brach im März 2020 auf in der Spitze 3,30 Euro ein, was den tiefsten Stand in der bisherigen Kurshistorie bedeutete. Doch ab Herbst 2020 verzeichnete Thyssenkrupp eine beeindruckende Aufhol-Rallye, im Zuge der sich die Notierungen bis zum August dieses Jahres fast verdreifachen konnten. Grund für den Kursaufschwung waren die deutlichen Zeichen einer Erholung der Weltwirtschaft, die sich auch in den neusten Geschäftszahlen des MDAX-Konzerns niederschlugen.

Die Zahlen zeigen, dass Thyssenkrupp den Erholungskurs auch in den vergangenen drei Monaten fortsetzen konnte. Die Auftragseingänge konnten sich im abgeschlossenen dritten Geschäftsquartal (per Ende Juni) gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 8,8 Mrd. Euro beinahe verdoppeln.

Thyssenkrupp konnte mit starken Quartalszahlen aufwarten. Das könnte der Aktie neuen Kursauftrieb bescheren. Geht es nach den Einschätzungen einiger Analysten, eröffnet sich hier jetzt ein Verdoppelungspotenzial. (Bildquelle: Pressefoto Thyssenkrupp)

Zurück in der Gewinnzone

Die Erlöse verbesserten sich um 51 Prozent auf 8,7 Mrd. Euro. Der bereinigte Betriebsgewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) lag bei 266 Mio. Euro, nachdem im krisenbelasteten Zeitraum April bis Juni 2020 noch ein Verlust von 693 Mio. Euro verbucht werden musste. Dabei wurde im dritten Geschäftsquartal 2021 ein Nettogewinn von 125 Mio. Euro eingefahren, nach einem Verlust von 678 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum.

Thyssenkrupp kam dabei nicht nur die anhaltende Erholung der Nachfrage zugute, sondern auch das laufende Sanierungsprogramm, das sich mehr und mehr bezahlt macht. „Wir liegen mit unserem Umbau von thyssenkrupp voll im Plan. Das Umfeld bleibt extrem herausfordernd, aber was wir selbst in der Hand haben, das liefern wir. Die Zahlen zeigen, dass unsere zahlreichen Restrukturierungen und Maßnahmen bei der Performance greifen. Mit dem Verkauf unseres Mining-Geschäfts und des Geschäftsbereichs Infrastructure haben wir außerdem wichtige Meilensteine bei der Fokussierung unseres Portfolios erreicht“, sagt Konzernchefin Martina Merz.

Hohe Rohstoffpreise bremsen ein bisschen aus

Das Quartalsergebnis hätte sogar noch besser ausfallen können, wenn es nicht erhebliche Belastungen gegeben hätte. Dazu gehörten hohe Rohstoffpreise im Stahlbereich, die wegen langfristiger Verträge nur mit Verzögerung an die Kunden weitergegeben werden konnten. Dabei führte auch der Beginn der Instandsetzung eines Hochofens in Duisburg zu Produktionseinschränkungen.

Außerdem gab es Lieferengpässe im Autozulieferer-Geschäft. Hier sorgten Lieferengpässe bei Halbleitern und verschiedenen Vormaterialien für die verzögerte Nachfrage nach Komponenten durch die Kunden.

Das Quartalsergebnis von ThyssenKrupp hätte sogar noch besser ausfallen können, wenn es nicht erhebliche Belastungen gegeben hätte. Dazu gehörten hohe Rohstoffpreise im Stahlbereich. Bildquelle: worldsteel / Seong Joon Cho

Prognose bestätigt

Wegen der insgesamt trotzdem starken Geschäftsentwicklung wurde die Gesamtjahresprognose bestätigt. Für das Geschäftsjahr 2020/2021 (per Ende September 2021) wird mit einem Umsatzwachstum im niedrigen zweistelligen Prozentbereich gerechnet (Vorjahr: 28,9 Mrd. Euro). Das Vorkrisenniveau dürfte laut dem Konzern aber noch nicht erreicht werden.

Der bereinigte operative Gewinn dürfte einen mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag erreichen, nach einem Verlust von 1,8 Mrd. Euro im Vorjahr. Aufgrund der hohen Konzernumbaukosten rechnet Thyssenkrupp nach wie vor mit einem Nettoverlust bis zu einem mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag (2019/2020: Verlust 5,5 Mrd. Euro).

Die Analysten sehen großes Gewinnpotenzial

Die Analysten von Jefferies haben nach der Bekanntgabe der neuesten Geschäftszahlen die Kaufempfehlung für die Thyssenkrupp-Aktie (aktuell: 8,40 Euro) bestätigt und halten weiterhin am Kursziel von 16 Euro fest, womit die Bank hier beinahe ein Verdoppelungspotenzial sieht. Laut Jefferies liegt das bereinigte EBIT über der Konsensschätzung und der Abfluss freier Barmittel fällt geringer als erwartet aus.

Die Baader Bank ist ebenfalls zuversichtlich gestimmt. Hier gab es Anfang August ebenfalls eine Kaufempfehlung für die Thyssenkrupp-Aktie mit dem Kursziel 16 Euro.

Aktie vor neuem Kaufsignal

An der Börse kletterte die Thyssenkrupp-Aktie im März dieses Jahres auf ein 14-Monats-Hoch bei 12 Euro, setzte aber bis zum Juli dann wieder auf zeitweise 7,60 Euro zurück. Im Anschluss konnte sich der Kurs wieder auf zeitweise 8,40 Euro erholen. Ein Ausbruch über die 200-Tage-Linie (9 Euro) würde hier ein neues Kaufsignal bedeuten. Das nächste Kursziel wäre dann das März-Top bei 12 Euro.

Anleger, die mit einer Fortsetzung der aktuellen Aufholbewegung bei der Thyssenkrupp-Aktie rechnen, können mit einem Long-Zertifikat (WKN: MC9VGV / ISIN: DE000MC9VGV1) gehebelt von Kurssteigerungen profitieren. Skeptiker können dagegen zu passenden Short-Zertifikaten greifen (WKN: MA7HJH / ISIN: DE000MA7HJH9).

Bildquelle: Pressefoto Thyssenkrupp