Hella: Das Ende einer Ära

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Beim Automobilzulieferer Hella (WKN: A13SX2 / ISIN: DE000A13SX22) gab es am Wochenende einen wahren Paukenschlag zu vermelden. Nach fast 100 Jahren im Familienbesitz soll das deutsche Traditionsunternehmen vom französischen Konkurrenten Faurecia (WKN: 867025 / ISIN: FR0000121147) übernommen werden.

Faurecia will Hella übernehmen

Laut der Ad-hoc-Meldung vom Samstag, den 14. August, haben der Licht- und Elektronikspezialist Hella und Faurecia eine Vereinbarung über den Zusammenschluss beider Unternehmen unterzeichnet.

Geplant ist, dass Faurecia das 60-Prozent-Aktienpaket (knapp vier Mrd. Euro) der bisherigen Eigentümerfamilie Hueck übernimmt. Rund 3,4 Mrd. Euro davon soll die Familie in bar erhalten, der Rest wird mit Faurecia-Aktien beglichen.

Außerdem hat Faurecia ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot zum Kauf der weiteren Hella-Aktien zum Angebotspreis von 60 Euro bekanntgegeben. Insgesamt wird sich das Transaktionsvolumen damit auf bis zu 6,8 Mrd. Euro belaufen. Die Hella-Aktie ist seit dem April um zwischenzeitlich 40 Prozent gestiegen, nachdem die Verkaufspläne der Familie Hueck an die Öffentlichkeit gelangten.

Der deutsche Autozulieferer Hella soll vom französischen Konkurrenten Faurecia zum Preis von bis zu 6,8 Mrd. Euro übernommen werden. Damit würde der neue Konzern zum weltweit siebtgrößten Zulieferer aufsteigen. Der Angebotspreis von 60 Euro je Aktie sorgte bei den Hella-Anlegern aber für Enttäuschung. (Bildquelle: Pressefoto HELLA)

Übernahme könnte Anfang 2022 abgeschlossen werden

Laut Faurecia wird Hella eine bedeutende Rolle im fusionierten Konzern einnehmen. Der Mitteilung zufolge wird Hellas Firmensitz in Lippstadt der Hauptsitz für drei von sechs Geschäftsbereichen.

Die Übernahme, die unter dem Vorbehalt regulatorischer Freigaben steht und deren Vollzug für Anfang 2022 erwartet wird, soll die jährlichen Kosten um über 200 Mio. Euro verringern.

Aufstieg zum global siebtgrößten Zulieferer

Faurecia zufolge wird der neue Konzern in allen Geschäftsbereichen eine kritische Größe erreichen und führende Positionen einnehmen. Eigenen Angaben nach wird das neue Unternehmen zum weltweit siebtgrößten Automobilzulieferer aufsteigen. Im Bereich der Zulieferer spielt die Größe eine zentrale Rolle, da von ihr entscheidend die Verhandlungsposition im Geschäft mit den Autoherstellern abhängt.

Der Verkauf des 60-prozentigen Pakets der Gründerfamilie war deshalb erforderlich, weil der beim Börsengang 2014 abgeschlossene Vertrag über ein gemeinsames Handeln in Kürze ausläuft.

Nach dem Ablauf dieses Vertrags würde es problematischer werden, die Interessen der Eigentümer zu bündeln. Nach der Übernahme wird die Eigentümerfamilie Hueck noch neun Prozent der Faurecia-Anteile besitzen. Ein Vertreter der Familie soll Mitglied des Verwaltungsrats von Faurecia werden.

Von der Übernahme dürften beide Unternehmen profitieren

Faurecia will sich durch die Übernahme einen besseren Zugang zu den deutschen Autoherstellern eröffnen und damit Zulieferer-Mittwettbewerbern wie Bosch, Continental und ZF Friedrichshafen Marktanteile abnehmen. Auf der anderen Seite soll sich Hella im Geschäft mit Autoherstellern aus China und Japan etablieren, mit denen Faurecia bereits gute Geschäftsverbindungen unterhält.

Außerdem will Faurecia die Abhängigkeit vom Verbrennungsmotor verringern. Bisher sind Komponenten für Benzin- und Diesel-Fahrzeuge für etwa ein Viertel des Umsatzes verantwortlich. Dieser Anteil soll sich in vier Jahren auf unter zehn Prozent belaufen.

Hella-Aktie unter Verkaufsdruck

Da der von Faurecia gebotene Kaufpreis in Höhe von 60 Euro je Aktie deutlich unter der Hella-Schlusskurs vom Freitag bei 63,18 Euro liegt und viele Anleger im Vorfeld mit einem höheren Übernahmeangebot rechneten, geriet die MDAX-Aktie am Montagvormittag unter Verkaufsdruck. Zeitweise setzten die Notierungen um rund drei Prozent auf 61,50 Euro zurück.

Seit dem März-2020-Tief bei 20,24 Euro konnten sich die Notierungen damit zwar immer noch rund verdreifachen, doch das weitere Aufwärtspotenzial der Hella-Aktie scheint aktuell wegen des moderaten Übernahmeangebots begrenzt zu sein. Die Korrektur der Aktie könnte sich deshalb noch ausweiten.

Anleger, die von einer Fortsetzung der aktuellen Korrektur bei der Hella-Aktie überzeugt sind, können mit einem Short-Zertifikat (WKN: MA7V0S / ISIN: DE000MA7V0S9) gehebelt von Kursverlusten profitieren. Optimisten können dagegen zu passenden Long-Zertifikaten greifen (WKN: MA64N2 / ISIN: DE000MA64N28).

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