Diamanten – der etwas andere Sachwert

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Shirley Bassey brachte es 1972 mit dem Titelsong zum gleichnamigen James Bond-Abenteuer auf den Punkt: Diamanten sind für die Ewigkeit. Dabei sollte man gleich mit dem Vorurteil aufräumen, dass die funkelnden Edelsteine nur etwas für das weibliche Geschlecht wären. In der Geschichte war es meist männliche Herrscher, die mit Diamanten und anderen Edelsteinen ihre Macht und ihren Einfluss demonstrierten.

Diamanten sind aus der heutigen Welt nicht mehr wegzudenken – egal ob als Schmuckelement oder im industriellen Einsatz. Dort werden sie jedoch erst seit gut einhundert Jahren in vielen Bereichen eingesetzt. Diese „späte“ Verwendung erstaunt, denn die ältesten Funde gehen auf das vierte Jahrhundert vor Christus in Indien zurück. Aufgrund ihrer „magischen“ Eigenschaften wurden die Steine damals jedoch noch nicht bearbeitet, sondern so belassen, wie sie sind. Erst durch die modernen Bearbeitungsmethoden sind Diamanten auch für die Industrie interessant geworden.

Nur ein Element

Es waren bereits vor über 2.000 Jahren die Kerneigenschaften, die einen Diamanten zu etwas besonderem machte. Diamanten bestehen nämlich aus reinem Kohlenstoff und bilden meist oktaederförmige Kristalle aus. Auch Dodekaeder sind geläufig. Diamanten leiten zudem die Wärme sehr gut. Optisch sind sie in der Regel transparent und farblos.

Durch Verunreinigungen (z. B. Stickstoff) oder Kristallgitterdefekte werden diese auch grün, gelb oder braun. Seltenere Farben sind orange, blau, rosa, rot oder grau bis schwarz. Neben der besonderen Form ist es eine andere Eigenschaft, die den Diamanten zu etwas besonderem macht: Ein Diamant ist der härteste natürliche Stoff. Dies macht auch die Bearbeitung seit jeher schwierig.

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Vielfältige Verwendung

Neben der Verwendung als Schmuckstein finden Diamanten heute auch in der Industrie Verwendung. Sie dienen dort vor allem als Schneidstoff und werden für Bohrer, Fräswerkzeuge und Drehmeißel, sowie als Schleifmittel für Schleifscheiben oder als Zugabe in Polierpasten verwendet. Generell überzeugen Diamantwerkzeuge durch ihre Schärfe und ihren Verschleißschutz. Ein weiterer Einsatzbereich ist der Hightech-Sektor. Diamanten können durch den Zusatz von Bor, Phosphor oder Stickstoff leitfähig gemacht werden und als Halbleiter oder sogar als Supraleiter fungieren.

Synthetische Diamanten

Die Industrie ist aufgrund ihres Verbrauchs interessiert, möglichst gleichbleibende Qualitäten zu günstigen Preisen zu erwerben. Aus diesem Grund erfreuen sich künstlich erzeugte Edelsteine, so genannte synthetische Diamanten, großer Beliebtheit, wobei diese Inzwischen fast ausschließlich genutzt werden.

Die weltweite Produktion von industriell hergestellten Diamanten betrug 2020 laut U.S. Geological Survey mehr als 14,6 Milliarden Karat. Dabei war China das führende Produktionsland von synthetischem Industriediamanten, gefolgt von den USA, Russland, Irland und Südafrika – insgesamt zeichnen diese fünf Staaten sich für 99 Prozent der Produktion verantwortlich.

Das 4C-Prinzip

Jeder Diamant wird heutzutage nach dem 4C-Prinzip bewertet. Diese vier Cs stehen für die englischen Begriffe Carat, Clarity, Cut und Color. Gemeint sind damit das Gewicht eines Diamanten, das in Karat gemessen wird, sowie die Reinheit, der Schliff und die Farbe.

Wichtigstes Kriterium für die Beschreibung eines Diamanten ist das Gewicht. Die Einheit Karat entspricht dem tatsächlichen Gewicht von 200 mg. Der Name geht auf das französische Wort „le carat“ zurück, das Horn bedeutet. Damit wird auf die Form des Samenkerns des Johannisbrotbaums abgezielt, dessen getrockneten Samenkerne früher als Beispielgewichte für Diamanten dienten.

Das Gewicht eines Brillanten lässt sich jedoch auch anders bestimmen: Aufgrund der weitgehend feststehenden Proportionen lässt sich bereits auf Basis des Durchmessers das ungefähre Gewicht bestimmen. Ein Brillant mit 10 Karat Gewicht hat in der Regel einen Durchmesser von 5,9 mm.

Die Reinheit eines Diamanten gibt Aufschluss über die Fehlerhaftigkeit des Steins, sprich wieviele Einschlüsse zu sehen sind. Die Kriterien reichen von Flawlos (IF), also makellos, bis hin zu Included (I3). Dann sind Einschlüsse mit bloßem Auge zu erkennen.

Der Schliff eines Diamanten führt zu unterschiedlichen Lichtbrechungen und -reflexionen. Die Qualität reicht dabei von Poor Cut bis Excellent Cut. Bei der Farbe reicht die Bewertungsskala von D (reinweiß) bis Z (gelblich/bräunlich). Ausgenommen sind hier die so genannten „Fancy Colored“-Diamanten, deren Farben explizit gewünscht sind.

Bei der Bewertung spielen am Ende alle 4Cs eine Rolle. Das führt dazu, dass ein Diamant von 1 Karat Gewicht extreme Preisunterschiede mit Faktor 10 und mehr aufweisen kann. Für Laien sind Diamanten also ein schwieriges Metier.

Eine Frage des Schliffs

Die Nutzung von natürlichen Diamanten als Schmuck war im Lauf der Jahrhunderte von der technischen Entwicklung abhängig. Ab dem 14. Jahrhundert konnten Rohdiamanten erstmals poliert werden. Dieser erste Diamantschliff wurde aufgrund seiner Form Spitzstein genannt. Erst durch das Abspalten oder Abschleifen der Oktaederspitzen wurde der Weg für weitere Schleifarten begründet. Die Schaffung einer großen Fläche auf der Oberseite (Tafel) und einer kleinen auf der Unterseite (Kalette oder Rippe) führte zum so genannten Dickstein oder Tafelstein. Bereits damals war die Faszination eines Diamanten aufgrund seiner Lichtstreuung und -brechung ersichtlich. Dieses „Feuer“ ist es, das Jung und Alt über Jahrhunderte fasziniert.

Dank der Weiterentwicklung der Schleifscheibe konnten immer mehr zusätzliche Facetten – so werden die kleinen, glattpolierten Flächen genannt – angelegt werden. Der Facettenschliff ist etwa seit dem 15. Jahrhundert bekannt. Ab dem 17. Jahrhundert war es dann sogar möglich Diamanten so zu schleifen, dass eine Totalreflexion des Lichtes möglich wurde. Der moderne Schliff entstand im 20. Jahrhundert durch die Erfindung des Sägens. Neben einem geringeren Verarbeitungsverlust – das betraf vor allem die Verarbeitung großer Rohdiamanten – führte das Sägen dazu, Diamanten mit einer deutlich höheren Lichtausbeute zu schaffen.

Der heutige Brillantschliff

Wer heute von einem Schmuckdiamanten spricht, meint in der Regel einen sogenannten Brillanten. Damit ist ein Diamant in einem besonderen Schliff gemeint. Wie der Name schon sagt, zeichnet sich dieser Schliff durch eine besondere Brillanz aus. Sie basiert im Wesentlichen auf den Leistungen von Marcel Tolkowsky. Der Belgier promovierte 1919 über die mathematisch-optische Analyse der Brillanz und des Farbenspiels von Diamanten und schuf damit ein bis heute gültiges Basiswerk für den Diamantschliff. Der nach ihm benannte Tolkowsky-Brillant beziehungsweise Idealschliff ist bis heute insbesondere in Nordamerika der Standardschliff.

In Deutschland ist dagegen der „Feinschliff der Praxis“ die Standardmethode, die 1938 von Wilhelm Friedrich Eppler und Ernst Klüppelberg entwickelt wurde. Der Feinschliff basiert auf einer großen Anzahl von Proportionsmessungen und ist daher hierzulande Grundlage der Graduierung. Grundsätzlich haben aber alle Brillantschliffe einige Gemeinsamkeiten. Das Oberteil besteht aus einer kreisrunden Rundiste mit mindestens 32 Facetten plus Tafel. Das Unterteil hat mindestens 24 Facetten sowie gegebenenfalls eine Kalette.

Neben dem Brillantschliff gibt es noch zahlreiche andere Schliffarten. Diese werden aber meist nur für größere Diamanten benutzt. Das gilt besonders für die ovale Form, den Tropfenschliff oder den Smaragdschliff.



Der größte jemals gefundene Diamant wurde 1905 in Südafrika entdeckt und wog im Rohzustand 3.106,75 Karat. Der nach seinem Entdecker Cullinan-Diamant genannte Steine wurde von der britischen Kolonie Transvaal aufgekauft und in 105 Steine gespalten, davon neun große und 96 kleine Teile. Die neun großen Diamanten wurden dem britischen König Edward VII. anlässlich seines 66. Geburtstags überreicht und sind heute Teil der britischen Kronjuwelen.



Weltweite Vorkommen

Zwar ist Kohlenstoff ein häufig anzutreffendes Element – allerdings meist in Verbindung mit anderen Stoffen. In reiner Form kommt Kohlenstoff im Erdmantel relativ selten vor. Daher sind Diamanten zwar auf allen Kontinenten anzutreffen, aber eben nur an rund 700 Fundorten. Grundsätzlich bilden sich Diamanten im Erdmantel unter hohen Drücken und Temperaturen. Häufig entstehen sie in Tiefen zwischen 150 und 660 Kilometern und bei Temperaturen von 1200 bis 1400 °C.

Die größten Diamanten findet man dann, wenn diese nach der Entstehung besonders schnell (in der Regel mit Magma) aus den genannten Tiefen nach oben kamen. Daher sind die meisten Diamantminen heutzutage in den Schloten erloschener Kimberlitvulkane zu finden. Diese Schlotte werden senkrecht nach unten, zuerst im Tagebau, dann unter Tage, abgebaut. Dabei wird das Muttergestein zermahlen, während Diamanten übrigbleiben. Im Südwesten Afrikas sind zudem Diamantvorkommen in der Wüste und im Küstenbereich des Meeres unter Wasser in junge Schwemmböden (Alluvialböden) bekannt.

Die größten Diamantvorkommen befinden sich heute in Russland, Südafrika, Namibia, Angola, Botswana, der Demokratischen Republik Kongo und Sierra Leone. Aber auch in Australien, Kanada und in Brasilien sind bedeutende Diamantvorkommen bekannt. Die weltweiten Reserven an natürlichen Diamanten bezifferte das U.S. Geological Survey im Jahr 2021 auf geschätzte 1,4 Milliarden Karat, davon knapp die Hälfte in Russland.

Gute Diamanten, böse Diamanten

Wer sich über Diamanten als Geldanlage Gedanken macht, kommt am Problem der „Blutdiamanten“ nicht vorbei. Der Begriff entstand in den 1990er-Jahren, als die Bürgerkriege in Liberia und Sierra Leone durch von Kindern illegal geschürften Diamanten finanziert wurden. Um dem Leid der Menschen ein Ende zu setzen, wurde im Jahr 2000 seitens der Vereinten Nationen der Kimberley-Prozess initiiert.

Hinter dem 2003 verabschiedeten Abkommen verbergen sich inzwischen 54 Staaten, die durch staatliche Herkunftszertifikate für Transparenz bei der Schürfung sorgen. Diamanten, die heutzutage gehandelt werden, müssen somit entsprechende Herkunftszertifikate besitzen. Ohne entsprechende Nachweise können die Diamanten nicht mehr in den Handel gelangen. Das heißt jedoch nicht, dass das Problem der Blutdiamanten aus der Welt ist. Wo so hohe Gewinnspannen locken, wie im Diamantenhandel, sorgen auch weiterhin Kriminelle dafür, dass Menschen ausgebeutet und illegale Diamanten gefördert werden. Dennoch brachte der Kimberley-Prozess ein hohes Maß an Sicherheit für Diamant-Investoren.

Diamantenwirtschaft in Europa

Das weltweite Handelszentrum für Diamanten ist die belgische Hafenstadt Antwerpen. Ein Spaziergang im Diamantenviertel ist echtes Highlight eines jeden Besuches dort und allein schon eine Reise wert. Fast 600 Jahre Diamantenwirtschaft haben ihre Spuren hinterlassen.

Die größte deutsche Diamantenbörse ist im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein zu finden. Die heimische Edelstein- und Schmuckindustrie blickt auf eine Tradition von 500 Jahren zurück. Etliche Institute, Lehr- und Forschungseinrichtungen bis hin zur Hochschule für Edelstein- und Schmuckdesign sind in Idar-Oberstein ansässig.


mE-Tipp

Die Region rund um Idar-Oberstein ist geprägt von der Diamantenwirtschaft. Für Besuchen gibt es neben zahlreichen Museen auch viele weitere Dinge rund um die Edelsteine zu entdecken.
www: edelsteinland.de


Diamanten als Investment

Um vom globalen Interesse an Diamanten profitieren zu können, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder das direkte Investment in den Sachwert Diamant oder in Unternehmen, die mit der Produktion von Diamanten ihr Geld verdienen. Diamanten als direktes Investment haben grundsätzlich immer das Problem der Lagerhaltung. Entweder die Steinchen liegen eingepackt im Safe und warten auf gestiegene Preise oder sie werden in Form von Schmuck tatsächlich getragen. Bleibt die Frage, wie welcher Stein bewertet wird. Die meisten Experten werden in der Regel zu ähnlichen Bewertungsmaßstäben kommen, dennoch gibt es immer wieder Fälle, wo Diamanten aufgrund der 4Cs in einem Jahr so bewertet werden und im anderen anders. Da es keine 100 Prozent objektive Bewertung gibt, sind also auch hier Unsicherheiten bei der Geldanlage gegeben.

Die aktuelle Preisentwicklung lässt gut über den Rapaport Diamond Index beobachten. Klar wird: Gegenüber dem klassischen Sachwert Gold hinken Diamanten etwas hinterher. Doch im Gegensatz zu Gold gibt es bei Diamanten eben auch den Vorteil, dass es eben keine 100 Prozent objektive Bewertung gibt – Investoren mit großer Expertise können sich das zunutze machen.

Während geschliffene Diamanten mit entsprechenden Herkunftszertifikaten heutzutage bis auf die genannten Bewertungsunsicherheiten einfache Standard-Investments darstellen, muss bei Schmuck immer der Faktor Geschmack und Trend berücksichtigt werden. Ein Schmuckstück was heute dank Diamanten angesagt und teuer ist, muss das in einigen Jahren nicht mehr zwangsläufig sein. Es gibt natürlich zeitlose Klassiker, wie sie etwa von der New Yorker Schmucklegende Tiffany hergestellt werden. Aber grundsätzlich sollte man bei Schmuck nie mehr als den reinen Materialwert für Zwecke der Geldanlage nutzen.



Der berühmteste Diamant dürfte mit Sicherheit der Hope-Diamant sein. Das heute im National Museum of Natural History in Washington D.C. zu besichtigende Exponat hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Der 45,52 Karat schwere blaue Diamant gelangte nach seinem Fund in Indien in die Hände des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. Da es der Legende nach einer Statue der indischen Gottheit Vishnu gestohlen wurde, sollte der Besitz todbringend sein. Nach einigen Umwegen fand er schließlich 1830 den Weg zum britischen Bankier und passionierte Juwelensammler Henry Philip Hope. Der ihm den heutigen Namen gab. Über weitere Umwege gelangte der Diamant schließlich 1958 in den Besitz des Smithsonian Instituts, das ihn seither im National Museum of Natural History in Washington, D.C., ausstellt.



Dafür spricht auch die Entwicklung der Juwelierbranche. Die Zahl derer sinkt seit Jahren – unabhängig von Corona. Die Digitalisierung und das zunehmende Online-Shopping tun ihr übriges. „Wir verkaufen Emotionen und Glücksgefühle – die lassen sich über den Bildschirm nur bedingt vermitteln“, so Stephan Lindner, Präsident des Handelsverbands Juweliere (BVJ). Diamanten sind ein zutiefst haptisches Investment, das nicht so recht in die aktuelle Zeit zu passen scheint. Inwiefern sich die Juwelierbranche durch neue Online-Konzepte hier zukunftsfest aufstellen kann, muss sich erst noch zeigen.

Ausgezeichneter Schmuck

Wer sich von den Problemen nicht abschrecken lässt und sich für aktuelle Trends rund um Diamantschmuck interessiert, sollte den Deutschen Schmuck- und Edelsteinpreis im Auge haben. Eine Jury unterschiedlicher Fachrichtungen bewertet seit 1970 jedes Jahr die eingereichten Schmuckstücke nach den Kriterien Gestaltung, Idee und Themenumsetzung sowie handwerklicher Ausführung. Eingereicht werden dürfen ungefasste Edelsteine, Edelsteine in Edelmetall-Schmuckstücken, Edelsteinobjekte und Edelsteinskulpturen. Die Verwendung von Perlen ist in Verbindung mit Edelsteinen möglich, die Verwendung von Synthesen hingegen nicht. In diesem Jahr steht der Preis unter dem Motto „Into the Light“ – Ende November stehen dann die Sieger fest.

Umweg über die Börse

Einfacher sind da schon Börsenengagements. Denn knapp die Hälfte der weltweiten Diamantproduktion erfolgt durch zwei Unternehmen, die zugleich börsennotiert sind. Neben dem russischen ALROSA-Konzern ist das die Anglo-American-Tochter DeBeers. Beide Konzerne mussten ebenso wie die deutschen Juweliere Corona-bedingte Einbußen hinnehmen. Doch Besserung seitens der Verbraucher ist in Sicht, wie eine Studie von Bain & Company und dem Antwerp World Diamond Centre (AWDC) zeigt. „Unser Research hat ergeben, dass mehr als 75 Prozent der Verbraucher beabsichtigen, für Diamantschmuck genauso viel oder mehr auszugeben wie vor der Krise, was auf eine starke, anhaltende emotionale Verbindung mit der Diamantengeschichte hindeutet“, so Olya Linde, Partnerin bei Bain & Company. Wie im gesamten Luxusgütersegment sollte vor allem der sich schnell erholende chinesische Markt für Impulse sorgen.

ALROSA

Diamantfunde in Sibirien bzw. Jakutien sind bereits seit langem bekannt. Doch erst der Kalte Krieg ermöglichte es, die Vorkommen dort industriell abzubauen. Dazu gab es in der Sowjetunion bereits unter Stalin zahlreiche erfolgreiche Explorationen. Mit dem 1957 gegründeten Staatsunternehmen Yakutalmaz und dem Diamantbergwerk „Mir“ versuchte die Sowjetunion der damaligen Dominanz Südafrikas zu begegnen – was zumindest mit Blick auf den industriellen Einsatz auch gelang. Diamanten wurden zu einem gewaltigen Devisenbeschaffer für die Sowjetunion. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks entstand aus Yakutalmaz das russische Monopolunternehmen ALROSA (WKN: 725281 / ISIN: RU0007252813).

Durch die Umwandlung in ein gewinnorientiertes Unternehmen wurde die Expansion vorangetrieben. Zahlreiche Minen kamen hinzu, bevor 2013 mit einem ersten Börsengang die Privatisierung eingeleitet wurde. Das globale Interesse an dem russischen Diamantenriesen war gewaltig, weshalb 2016 die Privatisierung weiter vorangetrieben wurde. Inzwischen beträgt der Free Float ein Fünftel. Der Rest liegt bei der russischen Föderation sowie der Republik Jakutien und regionalen Eigentümern.

Der russische Konzern betreibt die größten Diamantminen der Welt und verfügt zudem über die größten Vorkommen. Der genaue Umfang der Vorkommen ist nach wie vor unbekannt. Im März 2021 nannte das Unternehmen die beeindruckende Zahl von 1.064 Millionen Karat. Corona ging indes auch an ALROSA nicht spurlos vorbei. Im Jahr 2020 konnte das Unternehmen in seinen 11 Kimberlitminen und 16 Alluvialbodenfeldern lediglich 30 Millionen Karat produzieren. 2019 hatte der Konzern noch 38,5 Millionen Karat schürfen. Im laufenden Jahr will ALROSA wieder 31,5 Millionen Karat produzieren. Dank der Kostenführerschaft will das Unternehmen jedoch bald wieder an alte Erfolge anknüpfen.

Anglo American

Großbritannien ist nicht gerade als rohstoffreiches Land bekannt. Dennoch sind in London mit Rio Tinto, BHP Billiton und Anglo American (WKN: A0MUKL / ISIN: GB00B1XZS820) drei der größten Rohstoffkonzerne beheimatet. Die Gründe hierfür sind historisch bedingt, denn Südafrika und Australien als rohstoffreichste Länder gehörten lange zur britischen Krone. Demzufolge waren auch die Unternehmen im britischen Mutterland angesiedelt.

Anglo American hat seine Wurzeln im Südafrika des Jahres 1917 und dem dortigen Goldabbau. Im Lauf der Zeit kamen andere vorhandene Rohstoffe wie Kupfer, Platin und Kohle hinzu. Erst später folgte eine Expansion in Regionen außerhalb Afrikas. Heute ist der Konzern auf Diamanten, Kupfer, Platin, Eisenerz, Kohle, Nickel und andere Materialen fokussiert. Regionaler Schwerpunkt ist aber weiterhin Südafrika.

Bereits 1926 wurde eine 40-prozentige Beteiligung an De Beers, dem traditionsreichen Diamantenproduzenten aus Südafrika, erworben. 2012 erwarb der britische Konzern dann von der Familie von Ernest Oppenheimer, dem damaligen Gründer von Anglo American, die Mehrheit an De Beers. Die restlichen 15 Prozent liegen beim Staat Botswana, der über das Joint-Venture Debswana auch an der Diamantenförderung im Land direkt beteiligt ist.

Die Anfänge von De Beers liegen im südafrikanischen Kimberley noch immer offen zu Tage. Das sogenannte „Big Hole“ ist zugleich Mahnmal und Wahrzeichen der Stadt. Dahinter verbirgt sich ein 240 Meter tiefes Tagebauloch, das bis 1914 entstand. Mit einem Umfang von 460 Metern gilt es als eines der größten von Menschenhand ohne größere Gerätschaften erschaffenen Erdlöcher.

Vorangegangen war ein Diamantenrausch, der seines Gleichen suchte. 1866 waren auf dem Farmgelände der Brüder de Beer Diamanten gefunden worden. Unzählige Glücksritter versuchten daraufhin ihr Glück mit der Suche nach Diamanten und gruben mehr oder minder unkoordiniert den Boden um. Erst durch das einigende Geschick von Cecil Rhodes und dessen Firma De Beers Consolidated Mines gelang es ab 1888 die Diamanten in großem Stil zu fördern. Insgesamt wurden bis zum Ende der Förderung 22,5 Millionen Tonnen und etwa 14,5 Millionen Karat dem Kimberlit-Schlot abgerungen.

De Beers fokussierte sich von Anfang an auf Minen in Südafrika, Botswana und Namibia. Erst 2008 wurde mit zwei Minen in Kanada der Schritt auf einen anderen Kontinent gewagt. Dennoch macht Botswana nach wie vor etwa zwei Drittel der Produktion aus. 2020 produzierte De Beers Corona-bedingt 25,1 Millionen Karat und damit 18 Prozent weniger als 2019. Im laufenden Jahr soll die Produktion dann wieder auf 32-34 Millionen Karat gesteigert werden. Trotz einer starken EBITDA-Marge trug De Beers 2020 nur rund 4 Prozent zum EBITDA-Ergebnis von Anglo American bei. Diese Quote lag in den Vorjahren jedoch deutlich höher und dürfte sich nach Corona auch wieder erhöhen.

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