Foiling – nur Fliegen ist schöner

Foiling ist der neue Wassersporttrend. Bildquelle: Lift Foils

Foiling – das Schweben übers Wasser auf einem Board – ist beliebt wie nie zuvor und hat sich bei Wassersportlern mittlerweile als neue Trendsportart etabliert. Beim Foiling gibt es je nach Vorliebe unterschiedliche Varianten des Antriebs. Während beim Wind-Foilen, Kite-Foilen und Wing-Foilen der Wind zur Fortbewegung benötigt wird, kommen Surfer ohne Segel mit den Wellen und ihrer Muskelkraft voran. Die neuste Variante ist das E-Foiling. Hier sorgt ein elektrischer Motor für die Fortbewegung. Man schwebt praktisch wie von selbst übers Wasser – so ähnlich wie Marty McFly im Film Zurück in die Zukunft.

Was ist ein Foiling-Board?

Das Foiling-Board unterscheidet sich nur wenig zum Surfboard, denn wenn es im Wasser liegt, sieht es zunächst fast gleich aus. Es ist nur an der Spitze etwas runder und insgesamt etwas dicker. Doch sobald es Geschwindigkeit aufnimmt, gleitet es nicht wie seine Kollegen auf dem Wasser, sondern hebt sich von der Wasseroberfläche ab und schwebt bis zu einem Meter über dem Wasser. Es sieht aus, wie wenn das Board durch die Luft fliegt und macht richtig Fun. Möglich macht das ein sogenanntes Foil, das unter dem Board befestigt wird, wo das klassische Surfboard normalerweise seine Mittelfinne hat. Das Foil besteht aus einer Finne und zwei Tragflachen und erinnert etwas an ein Modellflugzeug.

Das Foil wird unter dem Board befestigt. Bildquelle: Lift Foils

Warum hebt das Foil ab?

Foiling auf dem Wasser funktioniert im Prinzip wie das Fliegen in der Luft. Es liegen physikalische und hydrodynamische Vorgänge zugrunde, die das Board abheben lassen.

Das Foil funktioniert dabei wie ein Flügel eines Flugzeugs. Durch seine gewölbte Oberseite erzeugt der Tragflügel im Wasser ab einer gewissen Geschwindigkeit einen Unterdruck, der das Foil nach oben saugt. Dies sorgt für einen Auftrieb und das Foil löst sich wie von alleine von der Wasseroberfläche und das Board schwebt in der Luft, ohne dass der Wasserwiderstand noch eine Rolle spielt.

Geschwindigkeit aufnehmen ist die Voraussetzung fürs Abheben. Diese kann durch Wellen, Wind, Muskelkraft oder elektrischen Antrieb erreicht werden. Der Vorteil gegenüber dem Wind- oder Kitesurfen liegt darin, dass schon eine geringe Windstärke ausreicht, um das Board abheben zu lassen und dass hohe Geschwindigkeiten erzeugt werden können, die viel Spaß bringen.

Diese Foiling-Arten gibt es

Surf-Foiling

Als Surf-Foiling oder auch Foil-Wellenreiten bezeichnet man das Wellenreiten auf Foilboards. Hier gleitet der Wassersportler durch die Wellen und hält das Board mit seiner Muskelkraft in Bewegung. Im Vergleich zum normalen Wellenreiten steigt das Board nach dem Anpaddeln in die Höhe und nimmt auch auf kleineren Wellen schnell Fahrt auf. Ist es einmal in Schwung, lässt sich das Foilboard durch aktives Pumpen auch über das Flachwasser bewegen bis die nächste Welle kommt. Wer noch schneller auf eine hohe Geschwindigkeit kommen will, kann sich von einem Motorboot oder einem Jetski ziehen lassen.

Das Foil sorgt beim Wellenreiten für ein Gefühl wie beim Fliegen. Bildquelle: Lift Foils

Wind-Foiling

Beim Wind-Foiling bewegt man sich – ähnlich wie beim Windsurfen – mit einem am Board befestigten Segel vorwärts, das den Wind einfängt und für Antrieb sorgt. Schon bei einer Windstärke von sechs Knoten kann das Foil abheben und übers Wasser schweben. Es lassen sich bei hoher Windstärke jedoch auch hohe Geschwindigkeiten erreichen, die wiederum für Extrem-Wassersportler interessant sind.

Kite-Foiling

Wie beim Kitesurfen steht man beim Kite-Foiling auf einem kleinen Board und lässt sich von einem speziellen Lenkdrachen, dem Kite, durch den Wind ziehen. Während zum Kitesurfen eine hohe Windstärke Voraussetzung ist, um überhaupt Fahrt aufzunehmen, darf diese beim Kite-Foiling deutlich geringer ausfallen, da das Foil für zusätzlichen Antrieb sorgt. Dies macht den Kitesport unabhängiger von den vorherrschenden Windverhältnissen.

Wing-Foiling

Beim neuen Trendsport Wing-Foiling steht man auf einem Foilboard und hält dazu einen großen Flügel, den sogenannten Wing, in beiden Händen. Der Wing kann nach den verschiedenen Windrichtungen ausgerichtet werden und sorgt dadurch für Vortrieb und Auftrieb. Es gibt unterschiedliche Wing-Größen von etwa 2,5 bis 6,5 Meter. Vor dem Einsatz im Wasser sollte der richtige Umgang mit dem Wing zuerst an Land geübt werden, danach empfiehlt es sich, die Handhabung des Wings im Wasser zuerst in Verbindung mit einem SUP oder einem normalen Surfbrett zu lernen, bevor man sich ans Wing-Foiling wagt. Etwas Muskelkraft schadet nicht, um den Flügel im Wind zu halten.

Wing-Foiling sorgt für noch mehr Fun. Bildquelle: Unsplash / uniqsurface

E-Foiling

E-Foils sind die E-Bikes der Wassersportwelt – sie brauchen weder Wellen, Wind, noch größere Muskelkraft. Hier ist im Board ein Elektromotor mit Akku verbaut, durch den es angetrieben wird und mithilfe dessen es auf eine Geschwindigkeit zum Abheben kommt. Im Durchschnitt beträgt das Tempo rund 25 km/h, maximal sind aber bis zu 45 km/h möglich. Mit einer wasserfesten Fernbedienung lässt sich die Geschwindigkeit einfach auf dem Board steuern. E-Foiling wird immer beliebter, weil es so viele Vorteile bietet. Unabhängig von Windstärke, Wellengang oder Gezeiten ist man mit dem E-Foil immer flexibel unterwegs. Sogar windstille Flüsse und Seen können genutzt werden und avancieren zu Surfspots. Dazu eignet sich das Foilen mit Motor sehr gut für Foiling-Anfänger. Wer schon etwas Übung auf einem SUP-Board hat und gut Balance halten kann, kann gleich loslegen. Sich ein E-Foiling-Board anzuschaffen ist allerdings nicht ganz günstig – in etwa 10.000 Euro muss man für das Board mit der neuen Technik aktuell investieren. Will man zuerst einmal testen, gibt es dafür bereits mehrere E-Foiling-Schulen, die Kurse anbieten, oder Verleihshops, in denen man sich die futuristischen Boards ausleihen kann.

Mit dem E-Foil schwebt man ohne Wind und Wellen über das Wasser. Bildquelle: Lift Foils

Kurz nachgefragt…

bei Andreas Lakeberg, e-surfer.com

Andreas Lakeberg ist eFoil- und Jetboard-Experte und testete in den vergangenen Jahren fast alles live, was es an eBoards auf dem Weltmarkt gibt. e-surfer.com

Seit wann gibt es eFoils?

Die ersten YouTube Videos über Elektro Hydrofoils, auch eFoils genannt, tauchten 2017 auf und gingen schnell viral. 2018 brachte dann die amerikanische Firma Lift Foils das erste kommerzielle eFoil auf den Markt. Schnell folgten andere Hersteller wie Fliteboard aus Australien, Takuma aus Frankreich oder Waydoo aus China.

Was ist das Besondere am eFoil-Antrieb? Was leistet die Batterie?

Das eFoil wird durch einen Elektromotor mit Propeller angetrieben. Dieser ist zusammen mit einem Unterwasserflügel an einem Mast ca. 80 cm unter dem Board befestigt. Der Flügel ermöglicht es, dass das eFoil ca. 70 cm über der Wasseroberfläche schwebt. Das Board produziert daher keine Wellen und ist nur einem minimalen Wasserwiderstand ausgesetzt. Dies ermöglicht – durch den Einsatz moderner Lithium-Ionen-Batterien – Fahrzeiten von bis zu zwei Stunden.

Welches eFoil eignet sich für Anfänger?

Je größer das Board, desto einfacher ist das eFoilen. Je größer der Flügel, desto langsamer und stabiler schwebt das Board. Entscheidend sind das Gewicht und das Talent des Fahrers. Für die Wahl des richtigen eFoils sollte man sich von einem zertifizierten Händler beraten lassen. Wir bieten z.B. auch Probefahrten an.

Wie teuer ist ein eFoil?

Die Markenhersteller liegen um die 14.000 EUR für ein komplettes eFoil mit sämtlichem Zubehör. Zwar gibt es Angebote zum halben Preis, doch muss der Hersteller hier viele Kompromisse eingehen. In den verschiedenen Facebookgruppen und Foren findet man viele enttäuschte Kunden der sogenannten „Schnäppchen“. Ein eFoil ist gerade bei schwereren Fahrern enormen Kräften ausgesetzt und die moderne Elektroantrieb- und Batterietechnik muss zu 100% wasserdicht sein. Dazu benötigt man die besten Materialien. Dies hat seinen Preis.

Wie schnell ist ein eFoil?

Die Elektro-Hydrofoils können mit sehr kleinen Flügeln Geschwindigkeiten von bis zu 48 km/h erreichen. Allerdings ist dies für die meisten Fahrer nicht das Ziel. Wie beim Snowboarden im Pulverschnee oder beim Wellenreiten liegen die angenehmen Geschwindigkeiten meist um die 25 bis 30 km/h.

Wir schwer darf ein Fahrer sein?

Das hängt vom Hersteller ab. Unsere Lift Foils bestehen komplett aus Kohlefaserstoff, welches sehr leicht und extrem robust ist. Der Hersteller gibt das Maximalgewicht des Fahrers mit 137 kg an.

Wie schwer ist es das eFoilen zu erlernen?

Ich hatte bislang weit über 100 Probefahrten mit Kunden. Bis auf wenige Ausnahmen sind alle innerhalb von 90 Minuten geflogen. Manche bereits nach 10 Minuten. eFoilen ist leichter zu erlernen als z.B. Windsurfen oder Kitesurfen.

Welche rechtlichen Vorschriften für den Einsatz von eFoils gibt es?

Das e-surfer Team arbeitet seit Jahren mit den Behörden zusammen, um Klarheit über dieses Thema zu schaffen. Für lange Zeit waren die Behörden mit diesem Thema überfordert. Ähnlich wie mit Elektro-Scootern auf der Straße – nun eben auf dem Wasser. eFoils müssen als „Kleinfahrzeug“ auf dem Wasser zugelassen werden und es muss ein Nummernschild wie bei Booten aufgeklebt werden.

Bildquelle: Lift Foils