Immofinanz: „Wiederaufnahme von Dividendenzahlungen geplant“

Bildquelle: Immofinanz

Diblo Nachgefragt

In unserer Interview-Reihe wollen wir Unternehmen aus der D-A-CH-Region die Möglichkeit geben, sich kurz und knapp zu präsentieren. Die Idee hinter „Die Börsenblogger nachgefragt“ ist es, wenig bekannte Unternehmen vorzustellen, um so auch das Interesse von Investoren zu wecken, die bisher nur auf deutsche Blue Chips fixiert waren. Neben dem anfänglichen Standardfragebogen wird künftig jedes Quartal bzw. Halbjahr der Gesprächsfaden erneut durch aktuelle Fragen aufgenommen. Wir hoffen dadurch, auch ein wenig einen kleinen Teil zur Verbesserung der Aktienkultur in Deutschland beitragen zu können.

Dr. Eduard Zehetner, CEO der IMMOFINANZ AG.
Dr. Eduard Zehetner, CEO der IMMOFINANZ AG.

Heute richtet sich der Blick auf den im österreichischen Leitindex ATX notierten Immobilientitel IMMOFINANZ (WKN 911064). Als Gesprächspartner stand uns Dr. Eduard Zehetner, CEO der IMMOFINANZ AG, Rede und Antwort.

Die Börsenblogger: Erklären Sie kurz, was ihr Unternehmen macht?

Eduard Zehetner: Die IMMOFINANZ Group ist der führende börsennotierte Gewerbeimmobilieninvestor in Zentral- und Osteuropa (CEE) mit Börsenlistings in Wien (ATX Index) und Warschau. Weitere Informationen: www.immofinanz.com.

Die Börsenblogger: Nennen Sie die drei wichtigsten Elemente ihrer Equity-Story

Eduard Zehetner: Kurz zusammengefasst unsere Investment-Highlights: Ein integriertes Geschäftsmodell über den gesamten Immobilien-Lebenszyklus. Als „Immobilienmaschine“ konzentrieren wir uns auf die Verzahnung unserer drei Kerngeschäftsbereiche: Immobilienentwicklung, Asset Management und Trade. Unser Ziel ist, mit einem klar definierten, standardisierten und „industrialisierten“ Prozess mehr Profitabilität entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu generieren.
Wette auf Osteuropa mit hoher Gesamtrendite und Wachstumspotenzial: Rund zwei Drittel unseres Immobilienportfolios ist in CEE. Für die Gesamtrendite unserer CEE-Immobilien von 2010 bis 2012 wurden wir mit dem „IPD Property Investment Award in Central & Eastern Europe“ für das Portfolio mit der höchsten Performance von insgesamt 49 untersuchten Portfolios in der Region ausgezeichnet.
Ertragsstarkes Portfolio mit hoher FFO- und Dividendenrendite: Für das laufende Geschäftsjahr 2014/15 ist die Wiederaufnahme von Dividendenzahlungen geplant (angestrebte Rendite 5,8 bis 7,8 Prozent – basierend auf einem Aktienkurs von 2,58 Euro).
Die IMMOFINANZ-Aktie ist zudem sehr liquide und weist einen hohen Streubesitz von ca. 90 Prozent auf.

Die Börsenblogger: Welches sind die drei bedeutendsten Punkte für ihr Geschäft in den nächsten Jahren?

Eduard Zehetner: Am wichtigsten für die Immobilienbranche ist das Wirtschaftswachstum. Ein Immobilienunternehmen ist davon abhängig, dass die Wirtschaft wächst. Mit unserer starken Ausrichtung auf CEE-Märkte sind wir in einer Region tätig, die neben vergleichsweise gesunden Staatshaushalten auch deutlich über Westeuropa liegende Wachstumsraten aufweist. Insgesamt ist Osteuropa derzeit aber natürlich nach wie vor nicht die Wachstumsstory, die wir gerne hätten. Wir würden uns mehr Rückenwind vom Wirtschaftswachstum für unsere Vermietungen wünschen. Sieht man sich das Startquartal 2014 an, so haben wir zwar in einigen Ländern teils sehr gute BIP-Daten gesehen, aber wie gesagt: Es sollte noch mehr werden. Auch der Aufholbedarf dieser Länder gegenüber Westeuropa sollte ein wichtiger Wachstumstreiber bleiben.
Am Transaktionsmarkt hat das Interesse für osteuropäische Immobilien angezogen. Natürlich wird in CEE nach wie vor nur ein Bruchteil des Volumens von Westeuropa gehandelt, im ersten Quartal 2014 waren es etwa 6 Prozent aller europäischen Transaktionen. Aber wir sehen, dass die Investoren stärker in Richtung Osteuropa tendieren. Aufgrund der Nachfrage sollten wir in den nächsten 18 bis 24 Monaten auch eine deutliche Yield-Compression in Osteuropa sehen. Sprich, die Differenz zwischen den Verkaufsrenditen in Ost- und Westeuropa von aktuell rund 200 bis 300 Basispunkten sollte sich in etwa halbieren. Ich erwarte auch, dass die Verkaufsrenditen in Russland sinken, wobei die Lage in der Ukraine und die weitere Entwicklung dieser Krise natürlich ein Unsicherheitsfaktor ist – auch für die Wirtschaftsentwicklung. Aber in Russland sehen sich vermehrt Käufer aus China und der Arabischen Halbinsel um. Die EZB hat mit ihren zinspolitischen Ankündigungen ein Signal in Richtung Immobilieninvestments gesetzt. Ein Ende der lockeren Geld- und damit der Tiefzinspolitik ist nicht in Sicht. Das wiederum verstärkt die Suche der Anleger nach relativ sicheren Alternativ-Investments zum Geldmarkt.
Kurz zum operativen Geschäft: Im Asset Management liegt der Fokus klar auf einer weiteren Verringerung des Leerstands in den einzelnen Assetklassen. Bei den Immobilienverkäufen wollen wir das in den zurückliegenden Jahren erreichte Tempo bei den Immobilienverkäufen beibehalten, das entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Volumen von rund 500,0 bis 600,0 Mio. Euro. Und im Development wollen wir die Entwicklungsaktivitäten mittelfristig weiter erhöhen.

Die Börsenblogger: Welche sind die wichtigsten Entwicklungen in Ihrer Branche?

Eduard Zehetner: Der Markt bewegt sich in Richtung Konsolidierung. Am deutschen Wohnimmobiliensektor hat die Konsolidierung bereits vor einigen Quartalen eingesetzt, weil Synergiepotenziale auf der Hand lagen. Mit Blick auf den Retail-Sektor in Westeuropa haben erst kürzlich Klépierre und Corio Fusionspläne bekannt gegeben. Wir erwarten, dass sich die Konsolidierung im gewerblichen Immobilienbereich in Zentral- und Osteuropa fortsetzen wird. Als Marktführer in dieser Region wollen wir dabei eine aktive Rolle einnehmen und Opportunitäten, die sich in unseren Kernmärkten bieten, mit Blick auf Synergien und Skaleneffekte prüfen.
Dem Wunsch der Investoren nach „sortenreinen“ Immobilienaktien, sogenannten „Pure Plays“, sind wir durch die Abspaltung unserer Wohnimmobilien-Tochter BUWOG im vergangenen Geschäftsjahr nachgekommen. Mit dem Börsenlisting hat die BUWOG die nötige Eigenständigkeit und den Zugang zu einer ganzen Palette von zusätzlichen Finanzierungsmöglichkeiten gewonnen – und wir als IMMOFINANZ positionieren uns mit einem geschärften Profil als Spezialist für Büro-, Einzelhandels- und Logistikimmobilien in Zentral- und Osteuropa einschließlich Russland.
Im operativen Bereich sehen wir den Bedarf nach kundenorientierten Asset Management-Aktivitäten. Dem werden wir über unseren Ansatz des aktiven Asset Managements gerecht: Die große Überschrift lautet „Der Kunde hat Priorität“. Wir wollen in allen unseren Ländern mit allen unseren Mietern stets in Kontakt sein und deren Anforderungen erfüllen. Egal, ob ihr Geschäft wächst oder schrumpft, wir sind flexibel und können Vorschläge in verschiedenen Preisklassen anbieten.

Die Börsenblogger: Was bietet ihr Unternehmen besonderes für Kleinanleger?

Eduard Zehetner: Die IMMOFINANZ hat einen sehr hohen Anteil an Privatanlegern. Rund ein Drittel des Aktienkapitals entfällt auf österreichische Privatanleger. Das sind deutlich mehr als 70.000 Personen. Unser Ziel ist, transparent und zielgruppengerecht zu informieren. Für unser Engagement für Privatanleger wurden wir in der Vergangenheit auch bereits vom österreichischen Interessenverband für Anleger (IVA) ausgezeichnet. So haben wir im vergangenen Jahr eine Privatanleger-Roadshow ins Leben gerufen: Unter dem Motto „Ein Abend mit dem Management“ standen ein Gespräch zur aktuellen Entwicklung und Strategie sowie Einblicke in unsere einzelnen Assetklassen am Programm. Dieses Konzept werden wir weiterführen, denn es wurde gut angenommen – wir bieten unseren Anlegern damit die Möglichkeit, abseits der „harten“ Fakten wie Aktienkurs und Kennzahlen umfangreiche Informationen zu unseren Produkten – den Immobilien – und zur strategischen Ausrichtung. Die zweite Privatanleger Roadshow wird im November stattfinden.
Zudem weisen wir seit 2011 mit der Kampagne „Nutzen Sie Ihr Stimmrecht! Es geht um Ihr Vermögen.“ auf die Wichtigkeit des Stimmrechtsgebrauchs in der Hauptversammlung hin. Und apropos Hauptversammlung: Wir bloggen live von der Hauptversammlung und auf unserem Unternehmensblog (blog.immofinanz.com) gibt es auch sonst regelmäßig Berichte aus dem Konzern.

Die Börsenblogger: Vielen Dank für das Interview.

Die Reihe wird in den nächsten Wochen unregelmäßig fortgesetzt.

Bildquellen: IMMOFINANZ