Die Chip-Krise und die Folgen für die deutschen Autobauer

Bildquelle: Pressefoto Volkswagen

Gerade als die deutschen Autobauer Volkswagen (WKN: 766403 / ISIN: DE0007664039), BMW (WKN: 519000 / ISIN: DE0005190003) und Daimler (WKN: 710000 / ISIN: DE0007100000) so richtig durchstarten und den Rückstand auf Tesla (WKN: A1CX3T / ISIN: US88160R1014) und einige chinesische Hersteller im Elektroauto-Bereich wettmachen wollten, kommt ihnen die Chip-Krise dazwischen.

Schlechte Nachrichten für Volkswagen

So berichtete beispielsweise das “Handelsblatt” am 19. August, dass der Mangel an Halbleitern auch bei Volkswagen die Pkw-Produktion ausbremsen würde. Laut eines VW-Sprechers könne das VW-Stammwerk Wolfsburg nach der Sommerpause in der kommenden Woche nur eingeschränkt wieder starten. Auf allen Fertigungslinien werde nur in einer Schicht produziert, es werde Kurzarbeit beantragt, heißt es weiter.

Nun trifft bei VW die Chip-Krise ausgerechnet die Produktion eines Vorzeige-Elektroautos für die breite Masse; Bildquelle: Pressefoto Volkswagen

Besonders ärgerlich: Auch die immer wichtiger werdenden Elektrofahrzeuge bleiben davon nicht verschont. Das auf Nachrichten über neue Elektrofahrzeuge, Erlkönige und Designstudien spezialisierte Portal “InsideEVs” berichtete, dass die Basisversion des Elektroautos ID.3 (Kostenpunkt rund 35.000 Euro) derzeit nicht bestellbar sei. Auf Nachfrage des Portals hieß es, dass das Basismodell wegen der Chip-Krise vorübergehend nicht angeboten werde. Bestellungen wären erst ab 2022 wieder möglich.

Chip-Krise trifft auch Toyota

Die Chip-Krise betrifft jedoch nicht nur deutsche Hersteller. Mit Toyota (WKN: 853510 / ISIN: JP3633400001) legte nun der nächste Branchenriese mit schlechten News nach. Auf der Internetseite des Magazins “Nikkei” wird von einem Plan Toyotas berichtet, im Monat September die weltweite Automobilproduktion um 40 Prozent gegenüber dem ursprünglichen Plan zu senken.

Schuld seien die Knappheit bei der Halbleiterversorgung und der Ausbruch der COVID-19-Delta-Variante in Südostasien. Demnach sollen im September nur noch rund 500.000 Autos produziert werden, nachdem die Japaner zuvor einer Wert von knapp unter 900.000 angepeilt hatten. Bereits im Juli und Anfang August waren einige Produktionsstätten, unter anderem in Vietnam, von Produktionsunterbrechungen betroffen.

BMW, Daimler und VW mit ambitionierten Zielen

Trotzdem gilt es gerade für die deutschen Hersteller, am Ball zu bleiben. Schließlich haben sie ambitionierte Pläne, sich auch im Zeitalter der E-Mobilität an der Branchenspitze zu positionieren. Im Fall von BMW soll der Anteil der Elektrofahrzeuge 2025 bei den Auslieferungen bei mindestens 25 Prozent liegen. Bis dahin wollen die Münchner bereits 2 Millionen Elektroautos an Kunden ausgeliefert haben.

Darüber hinaus soll bis 2030 der CO2-Ausstoß in der Produktion der Fahrzeuge gegenüber 2019 um 80 Prozent gesenkt werden. Bei den Lieferketten wird eine Reduktion um 20 Prozent angestrebt und in der Nutzungsphase der Autos um 40 Prozent. Gleichzeitig sollen Elektrofahrzeuge 50 Prozent der Verkäufe ausmachen.

Die deutschen Hersteller BMW, Daimler und VW haben sich ambitionierte Ziele gesetzt, um den Rückstand gegenüber Tesla & Co am Elektroautomarkt wettzumachen; Bildquelle: Pressefoto BMW AG

Auch bei der Daimler-Tochter Mercedes-Benz werden die Weichen für ein vollelektrisches Zeitalter gestellt. Bis 2022 will Mercedes-Benz in allen Segmenten, in denen die Marke vertreten ist, batterieelektrische Fahrzeuge (Battery Electric Vehicles – BEVs) anbieten. Ab 2025 werden alle neuen Fahrzeug-Architekturen ausschließlich elektrisch sein, und die Kunden sollen für jedes Modell eine vollelektrische Alternative zur Auswahl haben. Entscheidend dabei ist die Versorgung mit Akkus.

Daimler plant acht Gigafabriken

Die Schwaben wollen gemeinsam mit Partnern Batteriezellenkapazitäten von mehr als 200 Gigawattstunden installieren. Es ist der Aufbau von acht Gigafabriken geplant, während zwischen 2022 und 2030 mehr als 40 Mrd. Euro für Investitionen in batterieelektrische Fahrzeuge vorgesehen sind.

Ambitioniert sind auch die Pläne bei Volkswagen. Möglicherweise, weil die Wolfsburger nach dem Abgas-Skandal besonders viel wiedergutmachen wollen. Außerdem verkaufte VW weltweit in den vergangenen Jahren die meisten Autos. Diese Stellung gilt es beizubehalten. Nun wird bis 2030 ein Anteil reiner E-Autos in Europa von 70 Prozent des Absatzes angestrebt.

In den USA und China soll der Anteil der elektrisch angetriebenen Fahrzeuge bis 2030 auf 50 Prozent steigen. Es geht jedoch nicht nur um E-Autos. VW hat die Digitalisierung und ganz neue Geschäftsmodelle im Blick. So soll beispielsweise die Europcar-Übernahme dabei helfen, Kunden in Zukunft nicht mehr nur Autos zu verkaufen, sondern auch ein auf Abonnements angelegtes Geschäftsmodell zu ermöglichen.

FAZIT

Wenn es um das Thema Elektromobilität geht, waren die deutschen Autobauer etwas spät dran. Allerdings haben sie sich zuletzt ganz besonders ins Zeug gelegt, um am Ende nicht abgehängt zu werden. Daher dürften BMW, Daimler und Volkswagen auch mehr als 100 Jahre nach der Geburt des Automobils in Deutschland eine besondere Stellung in der weltweiten Autobranche einnehmen. Die Chip-Krise sollte mittel- bis langfristig die Entwicklung im Elektro-Bereich kaum behindern.

Wer als Anleger jedoch nicht auf die bekannten Branchenvertreter sondern eher die Emporkömmlinge rund um den Megatrend E-Mobilität setzen möchte, könnte einen Blick auf einen Mini-Future Long auf den E-Mobilität Newcomer Index (WKN: MA6KBF ISIN: DE000MA6KBF6) werfen.

Bildquelle: Pressefoto Volkswagen