Luxusgüter-Industrie: Welche Krise?

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Die Ausbreitung der COVID-19-Delta-Variante sowie die Sorgen einiger Anleger in Bezug auf China-Investments haben die seit rund eineinhalb Jahren sehr stark performenden Aktien von Luxusgüterunternehmen zeitweise unter Druck geraten lassen. Während einige Anleger ihre wohlverdienten Gewinne mitgenommen haben dürften, könnte sich der Rücksetzer angesichts der positiven mittel- bis langfristigen Aussichten für die Branche als Einstiegsgelegenheit erweisen.

LVMH (WKN: 853292 / ISIN: FR0000121014), Kering (WKN: 851223 / ISIN: FR0000121485), Richemont (WKN: A1W5CV / ISIN: CH0210483332), Hermès (WKN: 886670 / ISIN: FR0000052292) & Co haben zuletzt eindrucksvoll gezeigt, dass Luxus offenbar auch in Krisenzeiten nachgefragt wird. Zwar haben sich einige Herausforderungen ergeben, allen voran im wichtigen Wachstumsmarkt China, diese dürften die Branchengrößen jedoch nicht allzu lange aufhalten.

LVMH: Asien und USA führen die Erholung an

Wenn Marktteilnehmer in diesen Tagen in die Geschäftsberichte von Unternehmen schauen, achten sie häufig darauf, ob ein Konzern das Vorkrisenniveau, beispielsweise beim Umsatz oder der Profitabilität, erreicht oder sogar übertroffen hat. Der französische Luxusgüterkontern LVMH (Moët Hennessy Louis Vuitton), bekannt für Marken wie Louis Vuitton, Christian Dior oder Bulgari, konnte in dieser Hinsicht Ende Juli einen Erfolg vermelden.

Die mit 75 Marken und sowie mehr als 5.000 Geschäften weltweite Nummer eins im Luxusgüterbereich hatte im ersten Halbjahr 2021 ein Umsatzplus gegenüber dem Vorjahr um 56 Prozent auf 28,7 Mrd. Euro vermeldet. Organisch lag der Zuwachs gegenüber dem von der Corona-Krise gekennzeichneten ersten Halbjahr 2020 bei 53 Prozent.

Angeführt vom Branchenprimus LVMH hat die Luxusgüterindustrie die Corona-Krise schnell hinter sich gelassen; Bildquelle: Pixabay / webandi

Noch wichtiger: Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 wurde ein organisches Umsatzwachstum von 11 Prozent erzielt. LVMH konnte darüber hinaus im zweiten Quartal das Wachstumstempo gegenüber dem Auftaktquartal 2021 steigern. So lag das organische Umsatzplus zwischen April und Juni bei 14 Prozent, nach lediglich 8 Prozent im März-Quartal.

Wichtige Investitionen

Auch die Luxusgüterbranche hatte 2020 mit Lockdowns sowie Reise- und Kontaktbeschränkungen zu kämpfen. Seit Anfang dieses Jahres beobachtete LVMH jedoch in Asien und den USA eine deutliche Aufwärtsbewegung bei den Umsätzen, während die Erholung in Europa langsamer, jedoch gleichmäßiger verlief. Die operative Marge erreichte 26,6 Prozent. Ein Anstieg von 5,5 Prozentpunkten im Vergleich zu 2019.

Die starke operative Performance lässt sich unter anderem damit erklären, dass LVMH im Zuge der Krise nicht nur gespart, sondern auch kräftig investiert hatte. Insbesondere wurde die größte Übernahme der Firmengeschichte gestemmt. Am 7. Januar 2021 wurde die Übernahme des US-Edel-Juweliers Tiffany unter Dach und Fach gebracht.

Dabei hatte es zeitweise so ausgesehen, als sollte der Deal platzen. Die Übernahme geriet unter anderem aufgrund von COVID-19 ins Wanken, wurde jedoch durch einen niedrigeren Übernahmepreis gerettet. Auf diese Weise verbessert LVMH seinen Zugang zum US-Markt und stellt sich noch breiter auf, um Krisen noch besser abfedern zu können.

Kering, Richemont, Hermès: Best oft the rest

Der Marktführer LVMH ist bei nicht allein, wenn es darum geht, Rekordergebnisse zu präsentieren. Auch Kering, bekannt für Marken wie Gucci, Yves Saint Laurent oder Bottega Veneta, hat die Krise weitgehend hinter sich gelassen. Im ersten Halbjahr 2021 übertrumpften die Umsatzerlöse deutlich die Werte aus dem Vorkrisenjahr 2019.

Genauso wie im Fall von LVMH wurde eine Beschleunigung des Wachstumstempos im Juni-Quartal festgestellt. Bereinigt um Einmaleffekte kletterten die Erlöse im ersten Halbjahr um 54,1 Prozent gegenüber 2020 und um 8,4 Prozent im Vergleich zu 2019. Ähnlich wie im Fall von LVMH sorgten vor allem die USA und Asien für den Aufschwung.

E-Commerce immer wichtiger

Ein weiterer wichtiger Treiber, der im Zuge der Corona-Krise deutlich an Bedeutung gewonnen hatte, war das E-Commerce-Geschäft. Die E-Commerce-Erlöse kletterten im Vorjahresvergleich um 78,5 Prozent. So stand dieser Bereich bereits für 14 Prozent der gesamten Einzelhandelsumsätze. Etwas schwächer entwickelten sich die Großhandelsumsätze. Dies hängt auch mit der Strategie des Unternehmens zusammen, noch mehr Produkte, insbesondere auf Online-Handelsplattformen, exklusiv vertreiben zu wollen.

Hermès steigerte seine Umsätze im ersten Halbjahr 2021 gegenüber 2020 währungsbereinigt um 77 Prozent und um 33 Prozent gegenüber 2019. Der Schweizer Konzern Richemont verbuchte seinerseits in seinem ersten Quartal des Geschäftsjahres 2021/22 (Ende Juni) Zuwächse gegenüber 2020 und 2019 von 121 Prozent bzw. 18 Prozent.

Angesichts einer solchen operativen Performance ist es wenig verwunderlich, dass die Richemont-Aktie seit Jahresbeginn 2021 in der Spitze um knapp 49 Prozent an Wert zulegen konnte. Die LVMH-Aktie kletterte zeitweise um knapp 40 Prozent, während die Anteilsscheine von Kering bzw. Hermès zeitweise Kurszuwächse von 34 bzw. 54 Prozent verbuchen konnten. Mitte August wurden jedoch bei sämtlichen Branchenvertretern teilweise deutliche Kursrücksetzer beobachtet. Diese könnten sich jedoch als Einstiegsgelegenheit erweisen.

FAZIT

Die Delta-Variante des Coronavirus macht sich auch in den Schwellenländern Asiens bemerkbar. Die chinesische Regierung hatte einige neue Beschränkungen erlassen. Der jüngste Anstieg der Corona-Inzidenzen sorgt auch für neue Fragen in Bezug auf die Erholung der Reise- und Tourismusbranche, einen wichtigen Wachstumstreiber für die weltweite Luxusgüterbranche. Mittel- bis langfristig sollte sich diese jedoch erholen.

Dass dies möglich ist, zeigte sich nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Zudem dürfen sich die Anbieter von Luxusgüterartikeln über einige positive Langfristtrends freuen. Dazu gehört der zunehmende Reichtum in den Schwellenländern. Gleichzeitig hat Corona einige wichtige Trends wie den E-Commerce-Bereich angekurbelt.

Wer als Anleger von den Aussichten für die Luxusgüterindustrie überzeugt ist, könnte einen Blick auf das Partizipationszertifikat auf den Vontobel Luxury Performance-Index (WKN: VTA3LU / ISIN: DE000VTA3LU9) werfen.

Open End Indexzertifikat auf Vontobel Luxury Performance-Index
WKN VTA3LU
ISIN DE000VTA3LU9
Emissionstag 22. Februar 2013
Produkttyp Indexzertifikat
Emittent Vontobel

 

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