Vonovia greift in die Trickkiste

Bildquelle: Pressefoto Vonovia SE

Hartnäckigkeit zahlt sich bekanntlich oft aus im Leben. Genau von dieser Devise scheinen auch die Vorstände von Vonovia (WKN: A1ML7J / ISIN: DE000A1ML7J1) überzeugt zu sein, denn nachdem Ende Juli bereits der zweite Versuch scheiterte, den Konkurrenten Deutsche Wohnen (WKN: A0HN5C / ISIN: DE000A0HN5C6) zu übernehmen, ließ man nicht locker.

Der Vonovia-Vorstand nahm einen dritten Übernahmeversuch in Angriff und erhöhte das Angebot von 52 auf 53 Euro je Deutsche-Wohnen-Aktie. Um diesmal nichts mehr dem Glück oder Pech zu überlassen, griff Vonovia jetzt in die Trickkiste, um die Transaktion endlich unter Dach und Fach zu bringen.

Mindestannahmeschwelle entfällt

Wie Vonovia am Montag verkündete, wird beim freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebot für die Aktien der Deutsche Wohnen nun auf alle Angebotsbedingungen verzichtet, was im Einklang mit der am 23. August 2021 veröffentlichten Angebotsunterlage und in Absprache mit der Deutsche Wohnen erfolgen soll.

Laut Vonovia entfällt damit auch die Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent der gesamten Deutsche-Wohnen-Aktien. Auf diesem Weg will Vonovia diesmal alle Risiken ausräumen, die zu einem Scheitern der Übernahme führen könnten.

Vonovia will die gesetzlich vorgesehenen Veröffentlichungen über die Änderung des Angebots im Bundesanzeiger und auf der Internetseite https://de.vonovia-st.de/ zeitnah vornehmen. Erst mit beiden Veröffentlichungen soll die Änderung des Angebots wirksam werden.

Vonovia zufolge wird sich die Annahmefrist im Zuge der Maßnahme um 2 Wochen verlängern und am 4. Oktober 2021 um 24 Uhr enden. Demnach werden alle Aktionäre der Deutsche Wohnen, die ihre Aktien bis zu diesem Zeitpunkt andienen, wenige Tage später und spätestens am 14. Oktober dieses Jahres 53 Euro je angedienter Aktie erhalten. Laut Vonovia wird die weitere Annahmefrist voraussichtlich am 8. Oktober beginnen und voraussichtlich am 21. Oktober um 24 Uhr enden.

Zusagen an das Land Berlin weiterhin gültig

Vonovia erklärte, dass die Zusagen an das Land Berlin weiterhin gültig sind. Diese umfassen die Begrenzung der regulären Mieterhöhungen im Berliner Bestand bis 2026, den Bau 13.000 neuer Wohnungen und das Angebot, eine signifikante Anzahl von Bestandswohnungen an das Land Berlin zu verkaufen.

Wie Vonovia bereits zuvor verkündete, sind sich beide Unternehmen darüber einig, dass im Team die großen Herausforderungen am Wohnungsmarkt, zu denen vor allem bezahlbares Wohnen, Neubau und Klimaschutz gehören, besser bewältigt werden können.

Die Marktmacht dürfte steigen

Außerdem dürfte die Marktmacht des neu geschaffenen Immobilien-Riesen groß sein, was dabei helfen sollte, sich gegen die Widerstände aus der Bevölkerung und der Politik zur Wehr zu setzen. Im Fokus steht dabei auch Berlin. In der Hauptstadt, in der die Deutsche Wohnen als größter Privatvermieter über 110.000 Wohnungen vermietet, sind seit Langem steigende Mieten und der knappe Wohnraum ein großes Konfliktthema.

Erhebliche Kosteneinsparungen geplant

Auch finanziell dürfte sich die Übernahme nach Einschätzung von Vonovia bezahlt machen. Unter anderem über gegenseitige Dienstleistungsverträge sollen Kosteneinsparungen von 105 Mio. Euro pro Jahr erzielt werden, wobei mögliche Kosteneinsparungen aus der gemeinsamen Finanzierung noch nicht eingerechnet seien.

Sollen die Deutsche-Wohnen-Aktionäre das Angebot annehmen?

Für die Aktionäre der Deutsche Wohnen stellt sich weiterhin die Frage, ob sie das Übernahmeangebot annehmen sollen oder nicht. Laut „DSW Die Anlegerschützer“ löst eine Annahme des Angebots gegebenenfalls die Zahlung von Kapitalertragssteuern auf entsprechende Gewinne aus, was zunächst gegen die Annahme des Angebotes sprechen würde.

Große Herausforderungen und Belastungen zu erwarten

Allerdings rechnet die Anlegerschutzorganisation mit einem Gelingen der Übernahme und damit, dass die Deutsche-Wohnen-Aktionäre, die weiterhin ihre Anteile behalten, mit großen Herausforderungen und Belastungen zu rechnen haben. Der DSW geht davon aus, dass die involvierten Hedgefonds die Freude an dem gesamten Deal und an der Perspektive auf einen merklichen Aufschlag verloren haben, nachdem Vonovia klar vermittelt hat, dass Strukturmaßnahmen in den nächsten drei Jahren definitiv nicht zu erwarten seien.

Deutsche-Wohnen-Aktie könnte unter Druck geraten

Die Spekulation auf eine höhere und dann auch gerichtlich überprüfbare Abfindung ist damit dem DWS zufolge zunächst beendet. Laut dem DWS dürfte sich die Attraktivität der Aktie der Deutsche Wohnen merklich verringern, was den Kurs deutlich unter Druck setzen sollte. Auch wenn es dem DWS zufolge gute Gründe gibt, die einen Abfindungspreis von über 53 Euro rechtfertigen würden, ist der Weg zur Realisierung sehr steinig und über sehr viele Jahre höchst ungewiss. Diese Einschätzung legt nahe, dass die Annahme des Übernahmeangebotes für die Deutsche-Wohnen-Aktionäre voraussichtlich die bessere Wahl sein wird.

Fazit

Mit dem Verzicht auf die Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent der gesamten Deutsche-Wohnen-Aktien dürfte Vonovia nun endlich die Übernahme gelingen. Beide Konzerne waren in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich, wie sich auch an den langfristigen Aufwärtstrends der Aktien ablesen lässt. Gemeinsam dürften die beiden Immobilien-Riesen sogar noch erfolgreicher werden, zumal sich kein Ende des Immobilien-Booms abzeichnet.

Anleger, die auf eine Fortsetzung des Aufwärtstrends bei Vonovia setzen möchten, können mit einem Long-Zertifikat (WKN: MC90NW / ISIN: DE000MC90NW4) gehebelt von Kurssteigerungen profitieren.

Bildquelle: Pressefoto Vonovia SE