Die Deutsche Bank und die (un)geschönte Realität

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Am Dienstag machte eine spannende Studie der Deutschen Bank die Runde. Es ging um den Finanzplatz Deutschland und eine kritische Bestandsaufnahme dessen. Sowohl den Keypoints als auch der Studie selber konnten wir viel Sinnvolles entnehmen.

Leider ging die Studie im weiteren Tagesverlauf etwas unter. Doch heute kam dank einer spannenden Wendung die Studie wieder zurück auf den Schreibtisch:

Die Deutsche Bank hat ihre eigene Studie vom Server genommen und sich öffentlich von dessen Inhalt distanziert. War der Klartext aus Frankfurt anderthalb Wochen vor der Bundestagswahl dann doch etwas zu sehr offensiv?

Die Keypoints

Da wir leider auf die gesamte Studie nicht mehr zugreifen können, wollen wir zumindest die Keypoints daraus, die per Email verschickt wurden, vorstellen – denn sie entsprechen auch im Großen und Ganzen unserer Ansicht.

Die Riester-Rente ist gescheitert, obwohl private Vorsorge immer dringlicher wird. Statt die Förderung der Kapitalanlage auszuweiten, hat der Staat sie gekürzt.

Unter dem Titel “Reformagenda für den Finanzplatz Deutschland: Viel Luft nach oben, dringender Handlungsbedarf” schreibt der – laut LinkedIn – langjährige Deutsche-Bank-Manager Jan Schildbach folgendes:

Der Finanzplatz Deutschland ist in den letzten Jahren international deutlich zurückgefallen. Es gibt dringenden Reformbedarf:

i) Aufsicht. Die Vielzahl von Skandalen weist auf Defizite bei der Aufsichtskultur, Mitarbeiterqualifikation und Standortwahl hin.
ii) Strukturreform. Das starre Drei-Säulen-System steht international mittlerweile fast allein auf weiter Flur. Es behindert Konsolidierung und begünstigt Auslandsbanken.
iii) Unternehmenssteuern. Gewinne von Kapitalgesellschaften werden hierzulande mit 30% besteuert, im internationalen Durchschnitt nur noch mit 22%.
iv) Brexit und Europa. Die Fragmentierung der EU-Kapitalmärkte hat durch den Brexit weiter zugenommen. Auch viele Banken-Regularien werden unverändert national angewendet und überwacht.
v) Sparen und private Altersvorsorge. Die Riester-Rente ist gescheitert, obwohl private Vorsorge immer dringlicher wird. Statt die Förderung der Kapitalanlage auszuweiten, hat der Staat sie gekürzt. Die Wahlprogramme der Parteien sprechen nicht dafür, dass die Politik dem Niedergang des Finanzstandorts Deutschland bald entgegenwirken wird.

Der Rummel um die zurückgezogene Studie macht sie nun natürlich noch einmal deutlich interessanter. Vielleicht kommt nun etwas Schwung in den müden Wahlkampf – Zukunftsthemen haben bislang ja eher weniger eine Rolle gespielt.

Das Thema Finanzplatz Deutschland hat es jedenfalls verdient, mit etwas mehr Tiefgang beachtet zu werden.

In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt

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