Lufthansa: Wichtiger Schritt nach vorne?

Bildquelle: Pressefoto Lufthansa

Die Corona-Pandemie hatte die Reise- und Tourismus-Branche im vergangenen Jahr besonders heftig zurückgeworfen. Davon betroffen war auch die Lufthansa (WKN: 823212 / ISIN: DE0008232125), die sogar von der Bundesregierung gerettet werden musste.

Im Juni zurückliegenden Jahres hatte der deutsche Staat über den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) einen Anteil von 20 Prozent an der Lufthansa übernommen und dem Konzern zusätzlich Kredite in Milliardenhöhe bewilligt.

Dank der auf Hochtouren laufenden Corona-Impfstoffkampagnen, der weltweiten wirtschaftlichen Erholung und dem wieder anziehenden Reiseverkehr hat sich die Lage bei der Lufthansa aber inzwischen wieder deutlich aufgehellt. Und zwar so sehr, dass der MDAX-Konzern kurz vor der Bundestagswahl alles in die Wege leitet, die deutschen Staatshilfen zurückzuzahlen.

Mit einer Kapitalerhöhung im Volumen von 2,1 Mrd. Euro will die Lufthansa die beiden stillen Einlagen des Staates zurückzahlen, mit denen der Bund die Airline in der Corona-Krise im zurückliegenden Jahr vor der Insolvenz bewahrt hatte. (Bildquelle: Pressefoto Lufthansa / Oliver Roesler)

Kapitalerhöhung beginnt

Wie die Lufthansa in einer Pressemitteilung vom Sonntag bekanntgab, sollen dazu neue Aktien im Volumen von 2,1 Mrd. Euro ausgegeben werden. Das damit eingenommene Kapital soll zur Rückzahlung der beiden stillen Einlagen verwendet werden, mit denen der Bund die Airline in der Corona-Krise im zurückliegenden Jahr vor der Insolvenz bewahrt hatte.

Laut dem Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat das Unternehmen immer deutlich gemacht, dass das Stabilitätspaket nur so lange in Anspruch genommen werden soll, wie es notwendig ist. Spohr zufolge soll die Nettoverschuldung des Konzerns durch die Kapitalerhöhung deutlich sinken.

Geplant ist, dass die neuen Anteilsscheine den Lufthansa-Aktionären vom 22. September bis 5. Oktober im Bezugsverhältnis 1:1 zu einem Bezugspreis von 3,58 Euro offeriert werden. Für jede bestehende Aktie können die Anleger dementsprechend eine neue zum Bezugspreis bekommen.

Der Einstieg in den Ausstieg des Staates

Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) äußerte sich positiv zur geplanten Kapitalerhöhung und betrachtet diese als „Einstieg in den Ausstieg“ des Staates bei der Lufthansa. Der WSF will den Konzern weiterhin „entsprechend seiner Position als wesentlicher Aktionär“ begleiten. Der WSF lässt es dabei noch offen, ob er sich an der Kapitalerhöhung beteiligt.

Der WSF hatte bereits über Aktienverkäufe seine Beteiligung heruntergefahren. Laut der Lufthansa liegt die Beteiligung des Fonds noch bei knapp 16 Prozent am Grundkapital. Der Meldung zufolge werde der WSF im Falle einer Beteiligung an der Kapitalerhöhung mit dem Verkauf seiner Aktien frühstens ein halbes Jahr danach beginnen. In diesem Fall müsste der WSF seine Aktien spätestens 2 Jahre nach der Kapitalerhöhung vollständig verkauft haben, falls der Konzern die Stillen Einlagen wie avisiert begleicht.

Unterstützung von der Banken-Seite

Beim geplanten Vorhaben erhält die Lufthansa Unterstützung von 14 Banken, welche die Kapitalerhöhung in vollem Umfang garantieren wollen. Der Lufthansa zufolge haben außerdem mehrere von Blackrock gemanagte Investment-Fonds einen Vertrag über insgesamt 300 Mio. Euro abgeschlossen und sich dazu verpflichtet, ihre Bezugsrechte vollständig auszuüben.

Operativ auf gutem Weg

Grundsätzlich ist die geplante Kapitalerhöhung positiv zu werten, da die Lufthansa so den Einfluss des Staates zurückfährt und ihre Eigenkapitalbasis stärkt. Auch operativ scheint der Konzern auf einem guten Weg zu sein. Wie Anfang August vermeldet wurde, konnten die operativen Verluste im zweiten Quartal 2021 im Vergleich zum ersten Quartal deutlich eingegrenzt werden.

Außerdem kommt das Unternehmen bei seinem Ziel schneller als gedacht voran, bis 2024 mehr als 3,5 Mrd. Euro Kosten einzusparen. So seien für mehr als die Hälfte der Kostensenkungen die erforderlichen Maßnahmen bereits umgesetzt. Ursprünglich war geplant, diesen Einsparumfang erst Ende dieses Jahres zu erreichen.

Aktie im Abwärtstrend

An der Börse bleibt die Lage für die Lufthansa trotzdem vorerst weiter angespannt. Die Aktie (aktuell: 8,38 Euro) hatte in den vergangenen Monaten kräftig zurückgesetzt und notiert deutlich unter der 200-Tage-Linie (10,30 Euro), womit die Trendpfeile hier derzeit tendenziell nach unten zeigen. Sollte hier aber die Rückeroberung der 200-Tage-Linie gelingen, könnte sich ein spekulativer Long-Einstieg anbieten.

Anleger, die auf einen Turnaround bei der Lufthansa-Aktie setzen möchten, können mit einem Long-Zertifikat (WKN: MC8C87 / ISIN: DE000MC8C879) gehebelt von Kursgewinnen profitieren. Skeptiker können dagegen zu passenden Short-Zertifikaten greifen (WKN: MA8MW1 / ISIN: DE000MA8MW18).

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