Wenn der Chef geht, macht der Aktienkurs Freudensprünge…

Die Auswirkungen von Führungswechseln sind so unberechenbar, wie sie überraschend erfolgen. Zuletzt konnte man das mal wieder am MDAX-Titel Praktiker erleben. Der krisengeschüttelte Baumarktkonzern und sein Chef Wolfgang Werner gehen wenige Wochen nach der Gewinnwarnung getrennte Wege. Die Folge der Meldung war ein Kurssprung um rund 9 Prozent. Einen Tag später sind die Gewinne schon fast wieder perdu und man steht ratlos daneben und fragt warum.

Da Werner noch seinen Nachfolger einarbeiten wird, gibt es bei Praktiker einen geordneten Übergang. An sich also gute Nachrichten. Aber ein neuer Chef rettet eben noch kein Geschäftsmodell. Insofern war die gestrige Kursreaktion nur ein kurzes Zeichen der Hoffnung, die recht bald von der Realität wieder eingeholt wurde.

Doch Praktiker ist da ja nur ein kleines Beispiel in der großen Börsengeschichte. Man denke nur an die Telekom und welche Hoffnungen durch den Weggang der Chefs, von Sommer bis Ricke, jeweils geweckt und meist auch enttäuscht wurden. Ähnlich sieht es bei Daimler aus. Was wurde der Weggang von Jürgen Schrempp etwa an der Börse bejubelt. Die wirkliche „Rettung“ kam erst Jahre später.

Interessanter wird es, wenn man sich anschaut, wie ganze Unternehmen letztlich auf eine Person ausgerichtet sind. Paradebeispiel sind Apple und Steve Jobs. Jedes neues Gerücht über den Krankheitsverlauf von Jobs drückt den Aktienkurs in die Knie. Ein Dementi danach lässt den Kurs wieder steigen. Das geht aber nur so lange gut, wie Jobs immer wieder zurückkehrt. Ein Plan B für die Zeit nach Jobs ist bislang – so er existiert – streng geheim. Ein Kurssturz dürfte für den Tag aber garantiert sein. Zwar würde auch ein Konzern mit dem Abgang von Steve Jobs zurechtkommen, aber als Identifikationsfigur und Aushängeschild ist er derzeit (noch) unersetzbar.

Besonders die USA scheinen auf diese Art Personenkult zu stehen. Man denke hier auch nur mal an Warren Buffett. Abseits seiner „Guru“-Tätigkeit war er ja eigentlich lange Zeit einfach Chef eines – zugegebenermaßen erfolgreichen – Finanzkonzerns. Seine Methoden sind inzwischen von vielen kopiert worden und haben sich auch im Management von Berkshire Hathaway ins Gedächtnis geschrieben. Dennoch würde auch hier ein Leben nach Buffet nicht ohne Kursreaktion bleiben, auch wenn sich fundamental nichts geändert hat.

Was kann man als Anleger also tun, wenn man mit so einer Lichtgestalt im Depot konfrontiert wird? Entweder man lässt sich darauf ein. Das Beispiel Apple zeigt, dass man damit zumindest in den letzten 12 Monaten sehr gut gefahren ist. Oder man vertraut auf die eher geräuschloseren Manager und Unternehmen. Mit BASF ließ sich in den vergangenen 12 Monaten nämlich ziemlich genau so viel Geld verdienen wie mit dem Apfel-Konzern…