TeamViewer: Das Ende einer Erfolgs-Story?

Bildquelle: Pressefoto Teamviewer

“Wer hoch steigt, kann tief fallen.“ Dieses alte deutsche Sprichwort passt aktuell gut zur Lage bei der Aktie von TeamViewer (WKN: A2YN90 / ISIN: DE000A2YN900). Denn zunächst hatte sich die Aktie hervorragend entwickelt, woraufhin nun ein wahres Kurs-Debakel folgte.

Die Aktie des Göppinger IT-Unternehmens startete im September 2019 an der Börse und legte in den folgenden Monaten eine beeindruckende Kurs-Rallye hin, im Zuge der sich die Notierungen bis zum Juli 2020 glatt verdoppeln konnten und ein Rekordhoch bei 54,90 Euro markierten.

TeamViewer gehörte zu den Börsen-Lieblingen

Grund für den beeindruckenden Kursanstieg war im vergangenen Jahr vor allem die Corona-Krise. Für viele Anleger wurde TeamViewer als einer der größten Profiteure der Pandemie gehandelt, da wegen der zeitweisen Lockdowns und der damit verbundenen verstärkten Arbeit per Homeoffice auch die Software-Dienste von TeamViewer (Fernwartung- und Videokonferenz-Software) einen zusätzlichen Nachfrage-Schub erlebten.

Starkes Umsatzwachstum in den vergangenen Jahren

In die bisherige Wachstums-Story von TeamViewer fügte sich die Corona-Pandemie also zunächst gut ein. Das Unternehmen, dessen Gründung auf die Veröffentlichung der ersten Version der TeamViewer-Software im Jahr 2005 zurückreicht, konnte die Umsätze über Jahre hinweg immer weiter kräftig steigern. Das galt auch für das Corona-Jahr 2020, in dem auf Jahressicht ein Umsatzplus von 17 Prozent verbucht werden konnte.

Allerdings nahmen bei vielen Anlegern im Laufe des vergangenen Jahres die Bedenken zu, ob TeamViewer das hohe Wachstumstempo auch in den Nach-Corona-Zeiten aufrechterhalten kann. Diese Sorgen schlugen sich nach dem Aktien-Rekordhoch im Juli 2020 zunächst in einem sehr volatilen Seitwärtslauf der Notierungen nieder.

Aktie ging in den Sinkflug über

Ab dem März dieses Jahres ging die Aktie dann in den Sinkflug über, der zuletzt von einem enttäuschenden Ergebnis für das zweite Quartal 2021 und einem eingetrübten Firmenausblick begleitet war. Aktionäre, die beim einstigen Börsen-Darling auf eine Trendwende nach oben hofften, erlebten am Mittwoch einen wahren Alptraum. Die TeamViewer-Aktie rauschte um 25 Prozent in die Tiefe, was ein Rekordtief und einen 2021er-Jahresverlust von zeitweise rund 60 Prozent bedeutete.

Schwaches Quartalsergebnis und gekappte Prognose

Für das Kurs-Fiasko war eine Prognosesenkung verantwortlich. TeamViewer passte nach einem unerwartet schwachen dritten Quartal die 2021er-Jahresziele deutlich nach unten an. Die in Rechnung gestellten Umsätze werden nun auf 535 bis 555 Mio. Euro avisiert, nachdem zuletzt das untere Ende der Spanne von 585 bis 605 Mio. Euro angepeilt wurden.

Die gebuchten Erlöse dürften laut dem Unternehmen im laufenden Gesamtjahr bei 495 bis 505 Mio. Euro liegen. Die ehemalige Prognose lag noch bei 525 Mio. Euro. Auch auf der Ergebnisseite gab es Negatives zu vermelden. Die Prognose zur operativen Marge wurde von bisher 49 bis 51 Prozent auf nun 44 bis 46 Prozent gesenkt.

Die zu hohen Erwartungen wurden enttäuscht

Der jüngste Kursabsturz der Aktie zeigt, dass die Erwartungen an das weitere Wachstum des Unternehmens sowohl von Seiten des Vorstands als auch von Seiten der Anleger offenbar einfach inzwischen viel zu hochgesteckt waren. Die nun gekappte Prognose schlug deshalb am Mittwoch ein wie eine Bombe.

Kostspielige Werbeverträge belasten

Auch die jüngsten Marketing-Aktivitäten des Konzerns dürften jetzt noch einmal auf den Prüfstand gestellt werden. Kostspielige Werbeverträge wie mit dem englischen Premier-League-Fußballclub Manchester United und mit dem Mercedes-Formel-1-Team treiben die Kosten in die Höhe, was auch auf die Profitabilität bei TeamViewer durchschlägt. Ob die Marketing-Ausgaben langfristig das Umsatzwachstum befeuern, wie vom Vorstand erhofft, ist noch nicht abzusehen.

Nach wie vor auf dem Wachstumskurs

Trotz der jüngsten Negativ-Meldungen bleibt TeamViewer aber auf dem Wachstumskurs, wie die Umsatzentwicklung der vergangenen Jahre zeigt. Dabei dürfte TeamViewer auch künftig von den Trends Homeoffice und Digitalisierung profitieren. Die jüngste Prognosesenkung dürfte ein reinigendes Gewitter darstellen, das dafür sorgt, dass die Erwartungen an das weitere Wachstum nun moderater ausfallen.

Wichtig ist dabei vor allem, dass TeamViewer die neue Prognose auch erfüllt und es keine weiteren Enttäuschungen gibt. In diesem Fall könnte es auch bei der Aktie eine Trendwende nach oben geben.

Aktien-Trendpfeile zeigen aktuell nach unten

Charttechnisch gesehen, zeigen die Trendpfeile aber aktuell klar nach unten. Nachdem die im TecDAX und im MDAX notierte TeamViewer-Aktie im Februar dieses Jahres ein Zwischenhoch bei 49,60 Euro markierte, wechselten die Notierungen in einen steilen Abwärtstrend. Im Zuge des Kurseinbruchs vom Mittwoch um 25 Prozent stürzte die Aktie in der Spitze auf 16,60 Euro ab und unterschritt damit deutlich den Eröffnungskurs beim Börsengang im September 2019 (26,25 Euro).

Weitere Kursrückschläge möglich

Das Rekordtief vom Mittwoch bedeutete ein starkes charttechnisches Verkaufssignal. Obwohl sich die Aktie am Donnerstag stabilisieren konnte (aktuell: 17,80 Euro), sind damit kurzfristig weitere, kräftige Kursrückschläge möglich. Anleger, die auf einen Turnaround der Aktie setzen möchten, sollten deshalb abwarten, bis sich hier ein tragfähiger Kursboden ausbildet.

Analysten sehen Aufholpotenzial

In diesem Fall könnten die niedrigen Kurse eine neue Einstiegsgelegenheit bei TeamViewer eröffnen. Die Reaktionen der Analysten fielen nach dem Kursdebakel vom Mittwoch gemischt aus. Die US-Investmentbank Goldman Sachs beispielsweise hält trotz der schwachen Quartalszahlen und der Prognosesenkung des Unternehmens an ihrer Aktien-Einschätzung „Neutral“ und dem bisherigen Kursziel bei 30 Euro fest.

Die DZ Bank bleibt bei ihrer Einstufung für die TeamViewer-Aktie „Kaufen“. Das Kursziel wurde aber von 35 Euro auf 24,50 Euro gesenkt. Beide Banken sehen bei der Aktie dementsprechend deutliches Aufholpotenzial.

Anleger, die auf einen Turnaround bei der TeamViewer-Aktie setzen möchten, können mit einem Long-Zertifikat (WKN: MA7AC5 / ISIN: DE000MA7AC58) gehebelt von Kursgewinnen profitieren.

Bildquelle: Pressefoto Teamviewer