In unserer Interview-Reihe wollen wir Unternehmen aus der D-A-CH-Region die Möglichkeit geben, sich kurz und knapp zu präsentieren. Die Idee hinter „Die Börsenblogger nachgefragt“ ist es, wenig bekannte Unternehmen vorzustellen, um so auch das Interesse von Investoren zu wecken, die bisher nur auf deutsche Blue Chips fixiert waren. Neben dem anfänglichen Standardfragebogen wird künftig jedes Quartal bzw. Halbjahr der Gesprächsfaden erneut durch aktuelle Fragen aufgenommen. Wir hoffen dadurch, auch ein wenig zur Verbesserung der Aktienkultur beitragen zu können.
Die Börsenblogger: Erklären Sie kurz, was ihr Unternehmen macht?
Georg Folttmann: KWS züchtet, produziert und vertreibt seit rund 160 Jahren Saatgut für landwirtschaftliche Kulturpflanzen – darunter Mais, Zuckerrüben, Getreidearten, Ölpflanzen und Kartoffeln. Mit einem Umsatz von rund 1,2 Mrd. Euro liegt KWS weltweit auf Platz 4.
Die Börsenblogger: Nennen Sie die drei wichtigsten Elemente ihrer Equity-Story
Georg Folttmann: Unser Erfolg steht und fällt mit der Innovationskraft des Unternehmens. Daher wenden Jahr für Jahr 12 bis 15 Prozent unseres Umsatzes für die Entwicklung neuer Sorten auf. Wir bieten unserem Kunden – dem Landwirt – mit neuen Sorten einen durchschnittlichen Ertragsfortschritt von 1 bis 2 Prozent pro Jahr. Dabei gilt es auch Resistenzen gegen Schädlinge, Unkräuter und verschiedene Pflanzenkrankheiten zu entwickeln. Wir sind mit Aktivitäten in über 70 Ländern in der gemäßigten und subtropischen Klimazone global aufgestellt.
Die Börsenblogger: Welches sind die drei bedeutendsten Punkte für ihr Geschäft in den nächsten Jahren?
Georg Folttmann: Wir denken eher in Dekaden, denn die Entwicklung einer einzigen neuen Sorte nimmt von der ersten Kreuzung bis zur behördlichen Zulassung rund 10 Jahre in Anspruch. Wichtig ist also, dass wir immer über eine gut gefüllte Produktpipeline verfügen. Das ist mit durchschnittlich 300 neuen Sorten, die wir weltweit pro Jahr auf den Markt bringen, der Fall. Kurzfristig wollen wir aber in unseren Wachstumsmärkten Brasilien und China Fortschritte erzielen.
Georg Folttmann: Zweifelsohne hat die Biotechnologie unserer Branche viele neue Welten eröffnet. Bereits 34 Prozent unseres Umsatzes beruhen auf gentechnisch verbesserten Sorten – Tendenz stetig steigend. In Nord- und Südamerika ist sie schon gar nicht mehr wegzudenken: Wenn Sie in Nordamerika einem Landwirt beispielweise eine Maissorte ohne eine biotechnologisch entwickelte Insektenresistenz anbieten, wäre das so, als würden sie einem deutschen Autofahrer einen Neuwagen ohne ABS oder ESP verkaufen wollen.
Die Börsenblogger: Was bietet ihr Unternehmen besonderes für Kleinanleger?
Georg Folttmann: Saatgut bildet den Anfang der Wertschöpfungskette unserer Lebensmittelproduktion – es ist unverzichtbar, denn gesät werden muss immer. Damit bietet sich für den langfristig orientierten Kleinanleger ein relativ konjunkturunabhängiges Geschäftsmodell. Kenner sagen: „Die KWS Aktie verkauft man nicht, die vererbt man.“ Wir sehen in der KWS Aktie also eher einen defensiven Wachstumswert als ein kurzfristig spekulatives Papier.
Die Börsenblogger: Vielen Dank für das Interview.
Die Reihe wird in den nächsten Wochen unregelmäßig fortgesetzt.
Bildquellen: KWS SAAT