Lithium-Boom: Investment des Jahrzehnts?

Bild: Pixabay / TravelCoffeeBook

Durch den Elektroauto-Boom dürfte die Nachfrage nach Lithium, einem Basismaterial zur Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien, in den nächsten Jahren immer weiter steigen. Da sich gleichzeitig ein Angebots-Defizit abzeichnet, ist ein gewaltiger Lithium-Preisanstieg zu erwarten. Diese Entwicklung dürfte für Anleger große Gewinnchancen eröffnen.

Das Umdenken in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz ist in den vergangenen Jahren auf den Automobilbereich durchgeschlagen. Auch die großen Fahrzeughersteller hierzulande haben immer ambitioniertere Ziele, um ihre Autoflotten fit für die Zukunft zu machen. So will BMW bis zum Jahr 2030 sieben Millionen Elektroautos produzieren, Volkswagen rechnet mit 22 Millionen E-Autos und Daimler verfolgt das Ziel, dass bereits Ende des Jahrzehnts mindestens jeder zweite Mercedes-Neuwagen einen Elektroantrieb hat. So weit, so gut. Problematisch ist allerdings, dass die Automobilwirtschaft mit Kapazitäten kalkuliert, die es noch gar nicht gibt. Vor allem beim Herzstück der Elektroautos, den Batteriezellen, zeichnet sich inzwischen ein immenser Mangel ab.

Der Mercedes EQS setzt neue Maßstäbe im Bereich der Elektroautos. (Bildquelle: Pressefoto Daimler)

Hohe Rohstoffnachfrage

Wie die US-Forschungsorganisation Center for Automotive Research (CAR) berechnete, dürften in den nächsten sechs Jahren rund um den Globus Batteriezellen für rund 15 Millionen Neuwagen fehlen. Ursächlich hierfür ist insbesondere ein Mangel bei wichtigen Batterie-Rohstoffen wie Nickel, Kobalt und Lithium.

Zu einem ähnlichen Schluss kommt auch eine Analyse der Unternehmensberatung Boston Consulting Group. Demnach liegt der Anteil der jährlich abgebauten Menge an Rohstoffen wie Lithium, Nickel, Kobalt, Mangan und Graphit bei weniger als einem Drittel dessen, was 2030 nötig sein wird, um den Elektrobatteriebedarf zu decken.

Angebotsknappheit beim Batterierohstoff Lithium

Besonders problematisch ist das Angebotsdefizit bei dem Rohstoff, der bei der Batterieherstellung bislang am wichtigsten ist, nämlich Lithium. „Bei Lithium sehen wir ein hohes Risiko, dass der Bedarf nicht gedeckt werden kann und wir ab 2025 schon in eine Knappheit laufen“, erklärte Wolfgang Bernhart, Senior Partner bei der Unternehmensberatung Roland Berger, gegenüber der Zeitung „Handelsblatt“. Dabei gibt es Schätzungen, dass die Lithium-Nachfrage die globalen Produktionskapazitäten Ende dieses Jahrzehnts um mindestens 60 Prozent übersteigen könnte. Ein gewaltiger Preisanstieg bei Lithium dürfte in den kommenden Jahren die Folge sein.

„Bei Lithium sehen wir ein hohes Risiko, dass der Bedarf nicht gedeckt werden kann und wir ab 2025 schon in eine Knappheit laufen.“ (Wolfgang Bernhart,  Roland Berger)

Auch die Europäische Union hat das Problem unterdessen erkannt und will mit der Ende 2020 ins Leben gerufenen Rohstoffallianz den Zugang zu kritischen Rohstoffen verbessern, steht bei diesem Vorhaben aber noch ganz am Anfang. Dabei steht auch Lithium im Fokus, da das Leichtmetall nicht nur für Notebooks und Smartphones, sondern auch für die Batterien von Elektro- und Hybrid-Autos von zentraler Bedeutung ist. Das Metall spielt außerdem auch eine entscheidende Rolle bei stationären Energiespeichern wie beispielsweise im Bereich der Zwischenspeicherung aus Windkraft und Photovoltaik.

Versorgung absichern

Ziel der EU ist es, sich in wichtigen Industriebereichen unabhängiger zu machen von Rohstoffimporten. Bisher bezieht Europa das wertvolle Lithium vor allem aus China, da die Volksrepublik über die größten Raffineriekapazitäten verfügt, um Lithium aus dem Gestein zu extrahieren.

Diese lithiumhaltigen Gesteine werden wiederum insbesondere in Nord- und Südamerika aus Salzseen und Felsgestein gefördert. Das bedeutet, Lithium ist bereits rund um die Welt gewandert, bevor es dann im europäischen Batteriebau eingesetzt werden kann.

Auch diese lange Lieferkette ist ein wichtiger Grund dafür, weshalb sich Europa unabhängiger von Importen machen und sich Rohstoff-Ressourcen auf dem eigenen Kontinent erschließen will.

Gewaltiger Nachfrageüberhang bei Lithium

Auch die EU-Kommission kommt zu dem Schluss, dass sich bei Lithium ein gewaltiger Nachfrageüberhang aufbaut. Die Brüsseler Behörde geht davon aus, dass Europa für Energiespeicher und E-Autos im Jahr 2050 rund 60-mal so viel Lithium benötigen wird wie bisher. Doch bisher wird Lithium in Europa nur in vergleichsweise geringen Mengen gefördert. Außerdem gibt es große Umweltbedenken von Seiten der lokalen Anwohner, die einen Bremsklotz für die hiesige Förderung darstellen.

Lithium-Förderung in Südamerika beim Branchenführer Albemarle. (Bildquelle: Pressefoto Albemarle)

Ein Beispiel hierfür gibt die Region Jadar im Westen Serbiens. Hier entdeckte die britisch-australische Bergbaugesellschaft Rio Tinto bereits im Jahr 2004 nahe der Stadt Loznica „Jadarit-Lithium“, Bor und Natrium. Laut dem Konzern, der sich hier 2017 die Abbaurechte sicherte, ist die Lagerstätte ein „einzigartiges Weltklasse-Lithium-Bor-Depot“. Rio Tinto zufolge könnten hier neben Bor jährlich etwa 55.000 Tonnen Lithium in der Qualitätsstufe „Batterie-Grad“ (Lithium-Gehalt mindestens 99,5 Prozent) produziert werden.

Umweltbedenken und Widerstand aus der Bevölkerung

Ende 2021 soll die Entscheidung fallen, ob gefördert wird oder nicht, wobei der Bau der benötigten Anlagen etwa vier Jahre in Anspruch nehmen würde. Gegen das serbische Projekt gibt es aber heftigen Widerstand. Laut den dort aktiven Bürgerinitiativen, die bereits über 100.000 Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt haben, droht durch die Förderung nachhaltiger Schaden für Wasser, Land, Luft und die dort lebenden Menschen. Auch die serbische Akademie der Wissenschaften hat die Regierung vor den Folgen des Rohstoffabbaus gewarnt.

Des Weiteren wurde Rio Tintos serbische Tochtergesellschaft Rio Sava Exploration von zwei serbischen Antikorruptions-Bürgerinitiativen wegen Umweltzerstörung verklagt. Laut den Initiativen verseucht das Unternehmen das Grundwasser. Demnach hat der Konzern Landwirten, die Land für Testbohrungen und das Aufstellen von Messstationen verpachtet haben, bereits Entschädigungen für die Wasserverschmutzung gezahlt.

Auf Lösungssuche

Die Zukunft des europäischen Lithium-Abbaus dürfte dementsprechend auch entscheidend davon abhängen, wie Gerichte über die Förderprojekte und Klagen entscheiden werden. Die Umweltproblematik ist nicht neu. Ein anderes Beispiel hierfür lässt sich in Chile finden, einem der Länder mit den weltweit größten Lithium-Reserven. Um hier Lithium aus der sogenannten Sole, einer wässrigen Lösung von Salzen, zu extrahieren, wird die abgepumpte Flüssigkeit unter der glühenden Sonne der Wüste verdunstet.

Danach wird das Lithium mittels eines chemischen Prozesses aus dem Rückstand abgetrennt und in die Verbindungen für wiederaufladbare Batterien transformiert. So werden von den dort aktiven Bergbaugesellschaften Jahr für Jahr dutzende von Milliarden Litern Salzwasser aus den tieferen Erdschichten nach oben gepumpt. Außerdem werden bei der Lithium-Förderung große Mengen an Süßwasser verbraucht. Auswertungen der Bergbau-Kommission der chilenischen Regierung zufolge wurde der Atacama-Wüste in den Jahren 2000 bis 2015 vier Mal so viel Wasser entnommen, wie durch Regen- und Schmelzwasser zurück in das Ökosystem gelangte.

Negative Auswirkungen auf das Ökosystem

Wissenschaftliche Studien über den genauen Wasserverbrauch und die Auswirkungen der Solegewinnung auf das Ökosystem sind rar. Die Bedenken sind aber groß. Laut einer Expertin auf diesem Gebiet, der Mikrobiologin Cristina Dorador, die Mikroorganismen in den Salzseen der Atacama-Wüste untersucht hat, sind die Auswirkungen gravierend.

„Durch den Abbau von Sole, wie er in den letzten zehn bis 20 Jahren stattgefunden hat, wurde die Menge an Mikroorganismen reduziert und das Ökosystem beeinträchtigt.“ Dorador zufolge liefern die im Wasser lebenden Mikroben Nahrung für Plankton und Krustentiere.

Diese würden von größeren Tieren gefressen werden, wie beispielsweise den Flamingos der Salzwüste. Negativ betroffen sind auch Chiles Indigene, die kaum formelle Eigentumsrechte an ihrem angestammten Land besitzen und immer wieder über eine Knappheit an Wasser klagen, das für die Bewirtschaftung der Felder so wichtig ist.

„Durch den Abbau von Sole, wie er in den letzten zehn bis 20 Jahren stattgefunden hat, wurde die Menge an Mikroorganismen reduziert und das Ökosystem beeinträchtigt.“ (Cristina Dorador, chilenische Mikrobiologin und Umweltaktivistin)

Lithium-Förderung weniger schädlich als befürchtet?

Die Lithium-Förderung steht mit ihren Problemen natürlich nicht alleine, denn generell lässt sich sagen, dass der Bergbau nicht gut für die Umwelt ist. Und das unabhängig davon, welcher Rohstoff letztlich gefördert wird. Doch im direkten Vergleich könnte der Lithium-Abbau besser abschneiden als von vielen befürchtet wird.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des irischen Institute of Technology Carlow. In der Studie heißt es übersetzt: „Die Lithium-Förderung hat vergleichsweise geringe ökologische Auswirkungen im Gegensatz zum Bergbau anderer Metalle wie zum Beispiel der Platin-Metalle und der Metalle der Seltenen Erden.“

„Die Lithium-Förderung hat vergleichsweise geringe ökologische Auswirkungen im Gegensatz zum Bergbau anderer Metalle wie zum Beispiel der Platin-Metalle und der Metalle der Seltenen Erden.“ (Institute of Technology Carlow, Irland)

Fortschritte bei den Lithium-Abbauverfahren

Auf jeden Fall lässt sich sagen, dass die Ökobilanz von Lithium sehr vom jeweiligen Abbauverfahren abhängt. Und hier gab es in den vergangenen Jahren Fortschritte zu vermelden. So schaffen es beispielsweise die großen Lithium-Förderer, durch technische Verbesserungen inzwischen deutlich mehr Lithium aus der gleichen Solemenge zu gewinnen als noch in früheren Jahren. Außerdem gehen einige große Förderunternehmen verstärkt dazu über, einen Teil des Solewassers im Herstellungsprozess durch Ozeanwasser zu ersetzen.

Die großen Lithium-Förderer schaffen es durch technische Verbesserungen inzwischen deutlich mehr Lithium aus der gleichen Solemenge zu gewinnen als noch in früheren Jahren. (Bildquelle: Pressefoto Albemarle)

Genau in diese Richtung gibt es auch Bestrebungen aus der Wissenschaft. Im Sommer 2021 haben zum Beispiel Forscher der King Abdullah University of Science and Technology (KAUST) in Saudi-Arabien über die Entwicklung eines wirtschaftlich tragfähigen Systems zur Gewinnung von hochreinem Lithium aus Meerwasser berichtet, das durch spezifische elektrochemische Zellen ermöglicht wird.

Sollten sich solche Gewinnungsmethoden früher oder später durchsetzen, dürfte es in Zukunft keinen Lithium-Mangel mehr geben, denn die Lithium-Vorkommen in den Ozeanen sind einigen Schätzungen zufolge etwa 5.000-mal höher als auf dem Festland. Das Problem ist nur, dass die Konzentrationen im Meerwasser viel geringer sind als die der Vorkommen auf Land.

Umweltschutz im Fokus

Ein Beispiel für umweltfreundlicheren Lithium-Abbau findet sich zum Beispiel in Bolivien. Hier lässt sich Lithium in der Regenzeit, wenn Wasserüberfluss herrscht, fördern. Das macht ein Wasser-Management-System überflüssig. Außerdem ist es perspektivisch möglich, Trinkwasser bei der Lithium-Förderung zu gewinnen. Solche Ansätze könnten die Öko-Bilanz von Lithium in den kommenden Jahren weiter verbessern.

Dazu würde auch die verstärkte Rückgewinnung von Lithium durch das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien mitbeitragen. Bisher fällt der Rücklauf dieser Batterien in die Kreislaufwirtschaft noch gering aus. Um hier Fortschritte zu machen, sind hohe Investitionen in größere Recycling-Anlagen und in die Verbesserung der bisherigen Verfahren nötig.

Viele dieser Ansätze zur (ökologischeren) Lithium-Förderung stehen noch ganz am Anfang, und es bleibt ungewiss, welche Verfahren sich letztlich durchsetzen werden. Sicher scheint nur zu sein, dass die Lithium-Nachfrage und damit auch die Preise in den kommenden Jahren erst einmal weiter ansteigen dürften. Für Anleger, die trotz der Umweltproblematiken von dieser sich abzeichnenden Preisentwicklung profitieren wollen, eröffnen sich verschiedene Investment-Möglichkeiten. Dazu gehören natürlich die Aktien der großen Lithium-Förderer.

Albemarle: Führende Position bei der Lithium-Förderung

Der US-Konzern Albemarle (WKN: 890167 / ISIN: US0126531013) ist eigenen Angaben nach der Weltmarktführer für Lithium-Verbindungen und einer der größten Produzenten von Lithium-Rohstoffen. In der Sparte Lithium besitzt das in Charlotte, North Carolina, ansässige Spezialchemie-Unternehmen eigene Minen zur Förderung von Lithiumsalzen, die als Grundstoffe und für Lithium-Ionen-Akkus hergestellt werden.

Lithiumcarbonat, der Grundbaustein für andere Lithiumderivate, wird dabei in natürlich vorkommenden Lithiumsolen am Salar de Atacama, Chile, und in Nevada, USA, gewonnen. Außerdem ist Albemarle laut eigener Aussage führender Anbieter von Sondermetall-Verbindungen auf der Basis von Caesium, Barium, Titan und Zirkon, wobei letztere zum Beispiel in den Zündern von Airbags zum Einsatz kommen. Auch bei Raffinationskatalysatoren gehört Albemarle eigenen Angaben nach zu den Weltmarktführern.

Gewinnsprung im ersten Halbjahr

Wegen des kurzfristigen Einbruchs der Rohstoffpreise im ersten Quartal 2020 und Corona-Schutzmaßnahmen verringerte sich der Umsatz im abgeschlossenen Geschäftsjahr 2020 auf Jahressicht um 14 Prozent auf 3,1 Mrd. US-Dollar. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 447 Mio. US-Dollar zu Buche, nach 604 Mio. US-Dollar im Vorjahr 2019. Dass die Rückgänge vergleichsweise nur moderat ausfielen, lag an erheblichen Kosteneinsparungen und der zugleich steigenden Nachfrage nach Lithium.

Der zunehmende Bedarf schlug auch auf die Erlösentwicklung im ersten Halbjahr 2021 durch, in dem gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Plus von sieben Prozent auf 1,6 Mrd. US-Dollar verbucht werden konnte. Der Gewinn legte sogar von 193 auf 520 Mio. US-Dollar (4,51 US-Dollar je Aktie) zu. Für das Gesamtjahr 2021 wird ein Umsatz von 3,3 bis 3,4 Mrd. US-Dollar (2020: 3,1 Mrd. US-Dollar) und ein bereinigter Gewinn je Aktie von 3,60 bis 4,00 US-Dollar angepeilt (2020: 3,52 US-Dollar je Aktie).

Wegen der starken Aussichten dürfte sich auch der Aufwärtstrend der Aktie von Albemarle weiter fortsetzen. Seit dem Mehrjahrestief vom März 2020 bei 45 Euro konnte sich der Kurs zeitweise mehr als vervierfachen, wobei im Sommer dieses Jahres neue Rekordhochs markiert worden sind. Gelingt hier der nachhaltige Ausbruch über 200 Euro, würde sich das mittelfristige Kursziel auf die 300er-Marke stellen.

Lithiumcarbonat, der Grundbaustein für andere Lithiumderivate, wird dabei in natürlich vorkommenden Lithiumsolen  gewonnen (Bildquelle: Pressefoto Albemarle)

SQM: Der Big Player aus Chile

Anleger, die sich im Lithium-Bereich engagieren wollen, können sich zum Beispiel auch einmal die Sociedad Química y Minera de Chile (SQM) näher ansehen. Der in Santiago der Chile ansässige Chemiekonzern produziert Düngemittel und eine Vielzahl von Chemikalien, wozu unter anderem Iod-, Kalium- und Lithium-Verbindungen gehören, die vor allem aus Caliche, einem Sedimentgestein, und aus Sole-Salzlagerstätten im Norden von Chile (u.a. Salar de Atacama) gewonnen werden. Lithium und seine Derivate kommen dabei unter anderem in Batterien, Fetten und Fritten für die Herstellung von Keramik zum Einsatz. Eigenen Angaben nach gehört SQM zu den Weltmarktführern bei Lithium, Jod und Kaliumnitrat, wobei der Konzern seine Produkte in mehr als 110 Ländern vertreibt.

Zurück auf dem Wachstumskurs

Die Corona-Krise und der damit verbundene Einbruch der Rohstoffpreise sorgten im vergangenen Jahr für einen deutlichen Kratzer in den Geschäftszahlen. Der Umsatz brach 2020 gegenüber dem Vorjahr um 5 Prozent auf 1,8 Mrd. US-Dollar ein. Unter dem Strich wurde dabei ein Nettogewinn von 168 Mio. US-Dollar verbucht, was auf Jahressicht ein Minus von 40 Prozent bedeutete.

Doch inzwischen hat SQM (WKN: 895007 / ISIN: US8336351056) wieder den Wachstumskurs eingeschlagen. Für die Erlöse ging es im ersten Halbjahr 2021 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 22 Prozent auf 1,1 Mrd. US-Dollar nach oben. Beim Nettogewinn wurde sogar ein Plus von 65 Prozent auf 158 Mio. US-Dollar verzeichnet. Den größten Anteil an der wieder starken Geschäftsentwicklung hatte die Sparte Lithium und Lithium-Derivate. Mit 298 Mio. US-Dollar (auf Jahressicht +97 Prozent) war dieser Bereich der größte Umsatzgenerator im ersten Halbjahr 2021.

An der Börse wurde SQM im März 2020 auf 13,70 Euro zurückgeschlagen. Bis zum August dieses Jahres konnte sich der Kurs dann wieder auf zwischenzeitlich über 40 Euro zurück nach oben arbeiten. Die Chancen stehen gut, dass hier schon bald das Rekordhoch von 2018 bei 54 Euro in Angriff genommen wird. Oberhalb wären die weiteren Etappenziele die nächsten runden Marken bei 60 und 70 Euro.

Vulcan Energy Resources: Fokus auf Nachhaltigkeit und Deutschland

Für viele Anleger werden die sogenannten ESG (Environment, Social, Governance)-Investments immer interessanter. Dazu zählen beispielsweise Aktien von Firmen, die ihren Fokus auf Umweltschutz sowie soziales und unternehmenspolitisch nachhaltiges Handeln legen. Im Lithium-Bereich hat sich insbesondere den erstgenannten Aspekt das australisch-deutsche Explorations-Unternehmen Vulcan Energy Resources (WKN: A2PV3A / ISIN: AU0000066086) auf die Fahnen geschrieben und will sich dabei auf die Lithium-Vorkommen in Deutschland konzentrieren.

Der globale Abbau und die Produktion von Lithium finden bisher größtenteils in den Ländern Chile, Australien, Argentinien, China, den USA und Kanada statt. Doch auch in Europa gibt es erhebliche Lithium-Vorkommen, die quasi nur noch gehoben werden müssten. Laut einer Schätzung der wissenschaftlichen Behörde „U.S. Geological Survey“ dürfte hierbei Deutschland eine besondere Rolle zukommen, denn die Lithium-Reserven werden in der Bundesrepublik für 2021 auf 2,7 Millionen Tonnen geschätzt, womit Deutschland sogar noch vor Tschechien (1,3 Mio. Tonnen) und Serbien (1,2 Mio. Tonnen) rangieren würde. Gemessen an den Zahlen für 2020 würde Deutschland damit im weltweiten Vergleich auf Platz drei liegen, hinter den Weltmarktführern Chile (9,2 Mio. Tonnen), Australien (4,7 Mio. Tonnen) aber noch vor der bisherigen Nummer drei Argentinien (1,9 Mio. Tonnen).

Regionales Lithiumangebot

In Deutschland werden vor allem im Oberrheingraben, der schon seit langem für die Energieerzeugung geothermisch genutzt wird, große Lithium-Vorkommen vermutet, und dieses Potenzial will Vulcan Energy Resources mit dem „Vulcan Lithium Projekt“ nutzen. Hier soll das wertvolle Alkalimetall aus den Thermalwässern extrahiert und zu Lithiumhydroxid in Batteriequalität verarbeitet werden.

Hierbei soll ein weniger wasser- und kohleintensiver Prozess zum Einsatz kommen, bei dem die hohe Temperatur des Thermalwassers einen wichtigen Vorteil darstellt. Der bereits in der Geothermieanlage erzeugte Strom soll dabei für das Ausfällungsverfahren zur Lithium-Gewinnung genutzt werden. Der überschüssige Strom wird dann in das nationale Stromnetz eingespeist, was eine C02-neutrale Förderung bedeuten würde.

Ehrgeizige Ziele

Eine entsprechende Pilotanlage von Vulcan Energy Resources ist bereits seit April 2021 in Betrieb. Anfang 2022 soll dann eine Demonstrationsanlage den Betrieb aufnehmen, deren Lithium-Material bei Batterieherstellern getestet wird. Laut der Planung werden bis 2024 in zwei Anlagen 15.000 Tonnen jährlich produziert. Ab 2025 soll das Volumen mit drei weiteren Anlagen auf 40.000 Tonnen pro Jahr hochgefahren werden.

Diese Menge würde dem Lithium-Bedarf für die Batteriezellen von einer Million E-Autos entsprechen. Laut Vulcan Energy sind dazu Investitionen von 1,7 Mrd. Euro nötig, die über Bankkredite und den geplanten Börsengang der eigenständigen deutschen Tochtergesellschaft Vulcan Energie Ressourcen GmbH finanziert werden sollen, der noch im laufenden Jahr 2021 realisiert werden könnte. Der Mutterkonzern Vulcan Energy ist bereits börsennotiert.

Die Aktie des auf Nachhaltigkeit fokussierten Lithium-Förderers ist eine chancenreiche aber auch riskante Wette auf die Zukunft, die offenbar von immer mehr Anlegern eingegangen wird. Der Aktienkurs konnte sich seit Anfang 2020 zeitweise mehr als verhundertfachen. Anleger sollten sich aber auch der Rückschlagsgefahr bewusst sein, die hier wesentlich höher ausfällt als bei den großen Vertretern der Branche.

Rohstoff-Investments: Große Risiken, aber auch große Chancen

Generell lässt sich sagen, dass Investments bei Rohstoff-Unternehmen hohe Gewinnchancen eröffnen können, aber mit ebenso großen Verlustrisiken verbunden sind. Denn neben der Entwicklung des operativen Geschäfts (Exploration, Förderung, Vertrieb) ist die Gewinnentwicklung hier sehr stark abhängig von den Preisveränderungen der entsprechenden Rohstoffe. Preisrückgänge können sehr schnell zu scharfen Gewinneinbrüchen führen. Umgekehrt resultieren Preisanstiege häufig in überproportionalen Gewinnsprüngen. Das macht die Aktien der entsprechenden Unternehmen oftmals sehr volatil. Wer das Einzelaktien-Risiko vermeiden möchte, kann beispielsweise zu entsprechenden Aktienfonds greifen, die gleich in ein ganzes Bündel von Unternehmen aus der entsprechenden Rohstoff-Sparte investieren.

Breite Risikostreuung mit dem „Best of Lithium Index“

Auch ein Index-Investment kann sich hier anbieten. Ein Beispiel hierfür ist der „Best of Lithium Index“ (WKN: SL0C07 / ISIN: DE000SL0C077). Dieser Index bildet die Aktienentwicklung von elf internationalen Unternehmen ab, die im Bereich der Exploration und Förderung von Lithium aktiv sind. Neben Albemarle, QMC und Vulcan Energy Resources gehören zu der Auswahl Jiangxi Ganfeng Lithium, Livent, Piedmont Lithium, Standard Lithium, Neo Lithium, Orocobre und Lithium Americas.

Der Best of Lithium Index, bei dem Dividenden der enthaltenen Unternehmen in das Barometer reinvestiert werden, konnte seit dem Start im April 2021 (Startwert: 100 Punkte) um zwischenzeitlich über 40 Prozent zulegen. Investierbar ist der Index unter anderem mit einem Faktor-Zertifikat (WKN: MC9X41 / ISIN: DE000MC9X410). Dieses Zertifikat bildet die Wertentwicklung des Best of Lithium Index – unter Berücksichtigung einer Verwaltungsgebühr von 2,5 Prozent jährlich – direkt ab. Die Laufzeit des Zertifikats ist dabei, zumindest theoretisch, unbegrenzt, sodass hiermit auch ein längerfristiges Investment möglich ist.

Fazit

Derzeit sieht alles danach aus, dass die Lithium-Nachfrage in den kommenden Jahren erheblich ansteigen wird, was den Lithium-Preisen kräftigen Auftrieb bescheren dürfte. Für Anleger, die von dieser Entwicklung profitieren möchten, könnte sich zum Beispiel der Aktieneinstieg bei großen Lithium-Förderern wie dem US-Unternehmen Albemarle und dem in Chile ansässigen Bergbaukonzern SQM anbieten. Ebenfalls aussichtsreich dürfte die Aktie des australisch-deutschen Lithium-Explorers Vulcan Energy Resources sein, ein Unternehmen, das sich ökologische Nachhaltigkeit bei der Lithium-Förderung auf die Fahnen geschrieben hat. Wer sein Anlagerisiko dagegen auf eine breitere Auswahl von Lithium-Förderern streuen möchte, hat beispielsweise mit einem Zertifikat auf den Best of Lithium Index ebenfalls eine chancenreiche Investment-Option zur Auswahl.

Bild: Pixabay / TravelCoffeeBook