Wann gelingt dem Goldpreis ein Comeback?

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Das vergangene Jahr 2021 fiel für die Gold-Anhänger recht enttäuschend aus. Während die Aktienmärkte haussierten und wichtige Börsen-Barometer wie der Dow Jones (+19%) und der DAX (+16%) zweistellige prozentuale Jahres-Performances verzeichneten, beendete der in US-Dollar notierte Goldpreis das Jahr 2021 mit einem Minus von drei Prozent.

Gold bei den Deutschen beliebt

Gut möglich ist aber, dass die derzeitige Konsolidierung den Grundstein für den nächsten Gold-Bullenmarkt legt, das denken zumindest viele Gold-Freunde, gerade auch hierzulande. Wie das World Gold Council berichtete, kauften die Deutschen vor allem im vergangenen Jahr große Mengen an Gold vor allem in Form von Münzen und Barren. Demnach wurden die im ersten Halbjahr 2021 erworbenen Goldmengen nur noch von der chinesischen Nachfrage überboten.

Zwar gibt es noch keine Zahlen zum Gesamtjahr, aber nach Einschätzung des World Gold Councils dürfte die Nachfrage hierzulande im Gesamtjahr 2021 sogar noch höher liegen, als im Rekordjahr 2020, in dem sich die Deutschen mit 157 Tonnen Gold eindeckten.

Ist die hohe Inflation nur temporär?

Das deutet daraufhin, dass viele Gold-Anleger der vorherigen Prognose der Europäischen Zentralbank (EZB) misstrauen, dass die hohe Inflation nur ein vorübergehendes Phänomen sein werde. Diese kritische Einschätzung scheint sich auch zu bewahrheiten. So hatten die EZB und die US-Notenbank Fed zuletzt im Dezember 2021 eingestanden, dass die Inflation voraussichtlich länger auf einem hohen Niveau verharren wird, als zuvor erwartet worden ist.

Ein Grund für die hohen Inflationserwartungen sind die mit der neuen Corona-Variante Omikron verbundenen besorgniserregenden Infektionszahlen. Diese könnten zu Lieferengpässen führen und die industrielle Produktion noch länger belasten, als ursprünglich angenommen worden ist. Das macht Gold perspektivisch attraktiv, schließlich gilt das Edelmetall seit jeher als Krisenwährung und Inflationsschutz.

Dass der Goldpreis trotzdem derzeit belastet wird, dürfte auch mit der US-Notenbank Fed zusammenhängen. Fed-Chef Jerome Powell stellte zuletzt wegen den hohen Inflationsraten eine beschleunigte Straffung der Geldpolitik in Aussicht. Viele Anleger erwarten deshalb offenbar, dass dies die Inflation drücken könnte, was wiederum den Inflationsschutz-Charakter von Gold schwächen könnte.

Gold ist für viele Experten weiterhin attraktiv

Trotz der Gold-Kursschwäche hält beispielsweise Benjamin Louvet, Fondsmanager OFI Financial Investment Precious Metals bei OFI Asset Management, Gold nach wie vor für attraktiv. Laut dem Experten hätten die Zentralbanken keine andere Wahl, falls sich die Pandemie wieder stark ausweitet, als zu einer lockeren Geldpolitik zurückzukehren, vielleicht sogar noch mehr als zuvor.

Louvet ist andererseits davon überzeugt, dass wenn sich die Wirtschaft dagegen weiter erholen sollte, die Inflation und ihre Dauer derzeit allgemein unterschätzt werden. Dem Gold-Experten nach unterschätzt der Markt, dass die Fed allmählich erkennt, dass es sich nicht um eine vorübergehende Preissteigerung handelt. Dies veranlasse den Fondsmanager, das Preisziel für Gold im Jahr 2022 hoch anzusetzen, und zwar auf über 2.000 US-Dollar pro Unze.

Die Goldpreis-Entwicklung hatte 2021 enttäuscht. Doch in diesem Jahr könnte Gold ein Comeback erleben. Dafür spricht u.a. die anhaltend hohe Inflation und der Aufschwung in den Schwellenländern. (Bildquelle: markteinblicke.de)

Das sind die Gründe für die Gold-Schwäche

Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel, erklärt die derzeitige Schwäche beim Goldpreis unter anderem mit dem seit September deutlich gestiegenen US-Dollar, der den Kauf von Gold außerhalb des Dollar-Raums erheblich verteuerte.

Laut Mumm haben zuvor die sehr positiven Entwicklungen an den internationalen Aktienmärkten sowie möglicherweise auch die zwischenzeitliche Hausse des Bitcoins und anderer Krypto-Assets potenzielle Anleger vom Kauf abgehalten. Außerdem ließe die konjunkturelle Erholung nach der Corona-Rezession in vielen Schwellenländern, deren Bevölkerungen zu den wichtigsten Goldschmuck-Käufern gehören, zu wünschen übrig.

Gute Argumente für steigende Kurse

Mumm zufolge sprechen einige Argumente für wieder steigende Kurse im neuen Jahr 2022. Demnach dürften angesichts des anhaltend stark erhöhten Inflationsdrucks tief negative Realzinsen verbreitet bleiben.

Laut Mumm dürfte der US-Dollar nicht mehr allzu schwach tendieren. Für das zweite Halbjahr 2022 rechnet der Chefvolkswirt mit einer konjunkturellen Aufhellung, von der auch Schwellenländer stärker profitieren sollten. Carsten Mumm zufolge deuten einige Anzeichen also auf bessere Zeiten für Goldanleger hin.

Das sagt die Charttechnik zu Gold

Charttechnisch könnte sich der volatile Seitwärtslauf beim Goldpreis (aktuell: 1.820 US-Dollar) noch eine Weile fortsetzen. Dieser könnte allerdings beendet werden, wenn der Ausbruch über die 2021er-Tops vom Juni (1.921 US-Dollar) und vom Januar (2021er-Jahreshoch bei 1.962 US-Dollar) gelingt.

Dann wäre die Bahn frei bis zum Allzeithoch vom August 2020 bei rund 2.070 US-Dollar. Oberhalb gäbe es die Chance für eine langfristige Gold-Hausse, die zuletzt zwischen 2001 und 2011 zu beobachten war. In diesem Fall wäre das nächste große Kursziel die runde 3.000-Dollar-Marke.

Anleger, die auf steigende Goldpreise setzen möchten, können mit einem Long-Zertifikat (WKN: MA8XRY / ISIN: DE000MA8XRY2) gehebelt profitieren. Skeptiker können dagegen zu passenden Short-Zertifikaten greifen (WKN: MA6XNH / ISIN: DE000MA6XNH0).

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