Der Ölpreis ist aufgrund des Überangebots auf dem Weltmarkt auf Talfahrt. Für Fluggesellschaften sind das gute Nachrichten. Denn deren wesentlicher Kostenblock ist Treibstoff. Daher verwundert es nicht, dass die US-Airline-Aktien in den vergangenen Wochen durchgestartet sind. Mit Kursgewinnen zwischen 31 und 42 Prozent seit Mitte Oktober kratzen die Papiere von Delta Air Lines (WKN A0MQV8), United Continental (WKN A1C6TV) und American Airlines Group (WKN A1W97M) sogar an ihren Allzeithochs. Die Sorgen vor einem schwächeren Wirtschaftswachstum und die Angst vor Ebola geraten zunehmend in den Hintergrund.
Diese drei Werte liegen der neuen Protect Multi Aktienanleihe (ISIN DE000VZ7CAL1) von Vontobel zugrunde, die bis 14. November gezeichnet werden kann. Das Papier sieht im Dezember 2015 einen Kupon von 10,0 Prozent p.a. vor. Zudem kommt es zur Rückzahlung zum Nennwert, wenn keine der drei Aktien ihre individuelle Barriere von 50 Prozent des Startwerts verletzt hat. Dank des großen Risikopuffers ist das Papier auch für weniger risikofreudige Anleger geeignet.
Wer es spekulativer mag, setzt mit Turbo-Zertifikaten auf einen anhaltenden Höhenflug der US-Airlines – wobei nur Delta und American via Hebel investierbar sind. Ein Delta Air Lines Mini Future (ISIN DE000PA786Q2) mit einem Hebel von 4,1 kommt von BNP Paribas. Ein entsprechendes Papier (ISIN DE000PA8F368) auf American Airlines ist ebenfalls von dem französischen Emittenten zu haben. Hier liegt der Hebel bei 3,7. Leider sind die Spreads bei beiden Papieren relativ groß.
Von Kursgewinnen wie bei den amerikanischen Airline-Aktien dürfen die Anteilseigner der Deutschen Lufthansa (WKN 823212) nur träumen. Die Papiere der führenden deutschen Fluggesellschaft haben seit dem Tiefpunkt am 9. Oktober bei 10,69 Euro zwar um rund 15 Prozent zulegen können. Doch mit einem Minus von rund 15 Prozent seit Jahresbeginn zählt die Aktie zu den schlechtesten DAX-Werten. Im Vergleich zum Jahreshoch von 20,30 Euro hat der Titel sogar mehr 40 als Prozent eingebüßt.
Die insgesamt acht Streikwellen, die seit dem Sommer über die Lufthansa hinweg fegten, hinterlassen ihre Spuren. Daher musste der Konzern bereits zum zweiten Mal die Gewinnprognosen nach unten nehmen. 2015 soll der operative Gewinn statt bei zwei Mrd. Euro nur noch „deutlich höher liegen als im laufenden Jahr“. Auch die für 2014 geplante eine Mrd. Euro könnte nochmal in Gefahr geraten, wenn im November und Dezember weitere Pilotenstreiks stattfinden. Noch aber hielt die Lufthansa an der Prognose fest, obwohl bereits Kosten von 170 Mio. Euro für die Arbeitsniederlegungen aufgelaufen sind. Doch das Sparprogramm greift: In den ersten neun Monaten verdiente die Lufthansa operativ 849 Mio. Euro – 28 Prozent mehr als im Vorjahr. Ein weiterer Lichtblick: Im Tarifkonflikt wird wieder verhandelt. Damit steigt die Hoffnung, dass sich der bislang härteste Streik in der Firmengeschichte endlich dem Ende nähert.
Seit der Gewinnwarnung im Sommer befand sich die Aktie der Lufthansa quasi im freien Fall. Jede noch so kleine Kurserholung wurde bereits im Keim erstickt. Zwischen August und September ging es zwar von rund zwölf auf 14 Euro nach oben, doch auch auf diesen Erholungsversuch folgte ein noch steilerer Absturz. Mit dem Bruch der Unterstützung bei zwölf Euro Anfang Oktober brachen alle Dämme. In der Spitze ging es dann bis auf 10,69 Euro nach unten. Bei der anschließenden Erleichterungsrallye konnte die Aktie zwar sogar den Widerstand bei zwölf Euro überwinden. Doch die neuerliche Gewinnwarnung zerstörte auch diesen Erholungsversuch. Eine Entwarnung könnte erst bei einem Bruch der Marke von 12,50 Euro gegeben werden. Summa summarum ist bis zum Jahresende ein volatiler Seitwärtstrend am wahrscheinlichsten.
Nervenstarke Anleger sehen sich daher einen Inline-Optionsschein (ISIN DE000SG57VL7) von Société Générale an. Das Papier generiert am 19. Dezember 2014 einen Ertrag von 19,6 Prozent, wenn die Aktie stets innerhalb der Knock-Out-Barrieren 10,40 Euro und 14,40 Euro bleibt. Doch Vorsicht: Berührt die Aktie eine der Barrieren auch nur ein einziges Mal, verfällt das Papier sofort wertlos. Daher bleibt ein Einstieg spekulativen Anlegern vorbehalten.
Fazit: Sollte die Lufthansa-Aktie bis zum 19. Dezember 2014 stets zwischen 10,40 Euro und 14,40 Euro notieren, wird der Inline-Optionsschein zum Maximalbetrag von zehn Euro je Stück zurückgezahlt. Auf Basis des aktuellen Briefkurses entspricht das einer satten Rendite von 44,5 Prozent. Die Reißleine sollte gezogen werden, sobald die Aktie den Widerstand bei 12,50 Euro signifikant überwindet oder wenn die Unterstützung bei 10,70 Euro reißt. Denn dann steigt die Wahrscheinlichkeit des Bruchs einer der Barrieren und somit das Totalverlustrisiko stark an. Wegen des spekulativen Charakters sollten nur kleine Beträge investiert werden. Der Inliner eignet sich vor allem zur Beimischung.
Ein Beitrag von Christian Scheid. Er ist Chefredakteur von Zertifikate // Austria und freier Wirtschafts- und Finanzjournalist. Er schreibt für mehrere österreichische und deutsche Fachmagazine und -zeitungen. Sein Gratis-Newsletter ZERTIFIKATE // AUSTRIA ist mehr als lesenswert. Hier geht es zur Anmeldung.
Bildquelle: Pressefoto Deutsche Lufthansa AG