Hat Amazon den Zenit langsam überschritten?

Bildquelle: Pressefoto Amazon

Der bisher sehr erfolgsverwöhnte Online-Händler Amazon (WKN: 906866 / ISIN: US0231351067) enttäuschte mit schwachen Geschäftszahlen und einem sehr verhaltenen Ausblick. Der Umsatz verbesserte sich zwar im ersten Quartal 2022 auf Jahressicht um sieben Prozent auf 116,4 Mrd. US-Dollar (Analysten-Schätzung: 116,3 Mrd. US-Dollar). Das bedeutete aber das schwächste Wachstum seit der Dotcom-Krise vor zwei Jahrzehnten.

Der Betriebsgewinn verringerte sich dabei im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 58 Prozent auf 3,7 Mrd. US-Dollar. Laut dem Amazon-Chef Andy Jassy haben die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg zu „ungewöhnlichen Herausforderungen“ geführt. Demnach steigen die Ausgaben des Konzerns wegen der angespannten Lage am US-Arbeitsmarkt und weltweiter Lieferketten- und Logistikprobleme stärker als die Umsätze.

Hoher Verlust wegen Rivian-Abschreibungen

Unter dem Strich verzeichnete Amazon im ersten Quartal einen hohen Verlust von 3,8 Mrd. US-Dollar (-7,56 US-Dollar pro Aktie). Im ersten Quartal des Vorjahres stand noch ein Gewinn von 8,1 Mrd. US-Dollar zu Buche. Ursächlich hierfür war neben dem schwächelnden Online-Handel insbesondere die Abschreibung auf die Beteiligung an Rivian, die mit 7,6 Mrd. US-Dollar ins Kontor schlug. Diese Abschreibung war notwendig, weil die Aktie des Elektroauto-Herstellers im ersten Quartal sehr stark an Wert verlor.

Der Online-Handel hat bei Amazon in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung verloren. Operativ viel wichtiger ist inzwischen das Cloud-Geschäft, das zeitweise mehr als drei Viertel zum gesamten Konzern-Betriebsergbnis beisteuert. (Bildquelle: Pressefoto Amazon)

Der Online-Handel hat an Bedeutung verloren

Die jüngsten Zahlen zeigen, dass der Online-Handel, mit dem Amazon groß geworden ist, geschäftlich deutlich an Bedeutung verloren hat. So wurden im Online-Handel im ersten Quartal Verluste verbucht, die nur durch die in den vergangenen Jahren immer weiter gewachsene Cloud-Sparte Amazon Web Services (AWS) kompensiert werden konnten. Amazon ist längst kein klassischer Online-Händler mehr, sondern vielmehr ein breit aufgestelltes Plattform-Unternehmen, das stark auf die Bereiche Technologie, Cloud Computing und Werbung setzt.

Gewinngenerator AWS

Allein die Sparte AWS war in den vergangenen Jahren für zeitweise mehr als drei Viertel des Betriebsgewinns bei Amazon verantwortlich. Im ersten Quartal hat AWS zwar mit 18,4 Mrd. US-Dollar nur rund 16 Prozent des Konzernumsatzes erwirtschaftet, erzielte aber einen Gewinn von 6,5 Mrd. US-Dollar, der die Verluste der anderen Geschäftsbereiche ausgleichen konnte.

Wegen des enormen Aufstiegs der Cloud-Sparte war es deshalb auch keine große Überraschung, dass Amazon-Gründer Jeff Bezos den ehemaligen AWS-Chef Andy Jassy zu seinem Nachfolger an der Konzernspitze auserwählt hat.

Enttäuschender Ausblick

Was den weiteren Ausblick anbelangt, gibt sich Amazon vorsichtig. Für das laufende zweite Quartal rechnet der Konzern mit einem Umsatz zwischen 116 und 121 Mrd. US-Dollar, was auf Jahressicht einen Anstieg zwischen drei und sieben Prozent bedeuten würde. Das Betriebsergebnis dürfte laut der Firmenschätzung zwischen -1,0 Mrd. US-Dollar und +3,0  Mrd. US-Dollar liegen. Dementsprechend sind rote Zahlen möglich.

Amazon-Aktie unter Druck

Die enttäuschenden Zahlen und der verhaltene Ausblick sorgte bei der Amazon-Aktie am Freitag für eine Kurseinbruch um zwischenzeitlich über acht Prozent (aktuell: 2.518 Euro), womit sich die Konsolidierung der vergangenen Monate fortsetzt. Langfristig kann die Kursentwicklung mit einem durchschnittlich jährlichen Plus von 29 Prozent seit April 2012 aber immer noch voll überzeugen.

Gut möglich ist, dass die derzeit wieder niedrigeren Kurse neue, günstige Einstiegsgelegenheiten eröffnen. Wegen des schwächelnden Online-Handels und des immer stärker umkämpften Cloud-Geschäfts ist es aber fraglich, ob sich der langfristig sehr steile Aufwärtstrend der Aktie künftig in gleicher Dynamik fortsetzen wird.

Anleger, die auf eine baldige Fortsetzung des langfristigen Aufwärtstrends bei Amazon setzen möchten, können mit einem Long-Zertifikat (WKN: MC84GP / ISIN: DE000MC84GP5) gehebelt von Kurssteigerungen profitieren.

Wer als Anleger nicht nur auf Amazon setzen möchte, kann mit einem Index-Zertifikat (WKN: DA0AB2 / ISIN: DE000DA0AB22) auf den GAFAM Index mit nur einem einzigen Produkt gleich an der Entwicklung der Aktien der fünf US-Technologiegrößen Alphabet (Google), Apple, Meta Platforms (Facebook), Amazon und Microsoft partizipieren.

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