Lange Zeit gehörten Aktien von Internetunternehmen aus China wie Alibaba (WKN: A117ME / ISIN: US01609W1027) auch hierzulande zu den Anlegerlieblingen. Dann kamen der Handelsstreit mit den USA, die Posse um den Fahrdienstleister DiDi sowie das Vorgehen der chinesischen Regierung gegen die Marktmacht einiger dieser Unternehmen. Nun könnte sich eine Wende abzeichnen.
Einstige High-Flyer unter Druck
In diesem Jahr hat die Alibaba-Aktie knapp 15 Prozent an Wert verloren. Seit Ende 2020 liegt das Minus sogar bei knapp 70 Prozent. Ähnlich erging es anderen früheren High-Flyern aus dem chinesischen Tech-Bereich.
Zuletzt kamen die chinesischen Corona-Lockdowns, die hohe Inflation, weltweite Lieferkettenprobleme, der Russland-Ukraine-Krieg sowie die Aussicht auf eine schwächere Entwicklung der chinesischen Wirtschaft als Belastungsfaktoren hinzu. Gerade diese Probleme könnten jedoch dazu führen, dass die Pekinger Regulierungsbehörden ihren Druck auf Internetkonzerne verringern.
Laut eines Bloomberg-Berichts plant Chinas oberstes politisches Beratergremium ein Forum mit einigen der größten Privatunternehmen des Landes abzuhalten. Dabei könnte es auch um mögliche Lockerungen des Drucks auf Technologieunternehmen gehen.
Optimistischere Aussichten
Es sind solche Nachrichten, die JPMorgan-Analyst Alex Yao veranlasst haben, seine Einschätzung zu vielen chinesischen Internetaktien zu überdenken. Dazu gehören auch zwei der vier im WANT Index® zusammengefassten Unternehmen Weibo (WKN: A110V7 / ISIN: US9485961018), Alibaba, Netease (WKN: 501822 / ISIN: US64110W1027) und Tencent (WKN: A1138D / ISIN: KYG875721634).
Aus Analystensicht dürften die Unsicherheiten in Bezug auf den chinesischen Internetsektor aufgrund der jüngsten Ankündigungen der Regulierungsbehörden abnehmen. Zunächst sieht Yao frühzyklische Sektoren wie digitale Unterhaltung, lokale Dienstleistungen und E-Commerce als Outperformer. Spätzyklische Branchen wie Reisen und Werbung sollten aus seiner Sicht bis zu zwei Quartale später folgen.
Die Alibaba-Aktie wurde daher von „Underweight“ auf „Overweight“ hochgestuft, während das Kursziel von 75 auf 130 US-Dollar steigt. Netease („Underweight“ auf „Overweight“; Kursziel: 60 auf 120 US-Dollar) erfuhr ebenfalls optimistischere Einschätzungen.
Einige Herausforderungen bleiben
Mit einem geringeren Druck vonseiten der Regulierungsbehörden wären nicht sämtliche Probleme für die chinesischen Internetkonzerne aus der Welt. Es wäre jedoch ein guter Anfang. Noch immer bleiben der Handelsstreit mit den USA und beispielsweise die Frage, was mit den Aktien von in den USA börsennotierten Unternehmen passiert.
Zudem kämpft die chinesische Regierung weiterhin hart gegen jeden noch so kleinen Corona-Ausbruch, was Folgen für die wirtschaftliche Entwicklung hat. Eine schwächere Konjunktur könnte sich unter anderem in weniger Konsum oder der Buchung von weniger Reisen auf Online-Portalen zeigen.
Anleger, die jedoch auf chinesische Internetunternehmen setzen möchten, schauen sich zum Beispiel den Mini-Future Long (WKN: MA2JFT / ISIN: DE000MA2JFT9) auf den WANT Index® an. Dieser setzt sich aus Weibo, Alibaba, Netease und Tencent zusammen.
Bildquelle: Pressefoto Tencent
