Smart Farming – Die intelligente Art der Nahrungsmittelerzeugung

Bildquelle: John Deere

Die wachsende Weltbevölkerung muss ernährt werden. Dies bedeutet, dass die Landwirtschaft noch effizienter arbeiten muss. Und dies bei gleichzeitiger Einhaltung neuer Regularien im Hinblick auf die Umwelt sowie die Transparenz bezüglich der Herkunft dessen, was auf den Tellern der Menschen landet. Die Digitalisierung schafft Abhilfe und sorgt dafür, dass enorme Investitionen in den Bereich Smart Farming fließen und sich auf diese Weise auch für Anleger Chancen eröffnen.

Neue, größere Herausforderungen

Die moderne Landwirtschaft steht vor enormen Herausforderungen. Sie muss ihre Erträge deutlich steigern, um die wachsende Zahl von Menschen auf diesem Planeten zu ernähren. Gleichzeitig sorgt der zunehmende Reichtum in den Schwellenländern für einige sich ändernde Ernährungstrends, die ebenfalls mehr Effizienz und höhere Ausbringungsmengen der landwirtschaftlichen Betriebe erfordern. Zu diesen Trends zählt unter anderem ein stärkerer Fleischkonsum.

Dem wachsenden Bedarf müssen Landwirte mit einer gleichbleibenden und in vielen Fällen sogar sinkenden Zahl an Anbauflächen begegnen, während striktere Umwelt- und Klimaschutzstandards sowie die stärkere Konzentration auf das Thema Nachhaltigkeit und Transparenz in der Nahrungsmittelindustrie die Aufgabe nicht leichter machen. Leichter machen die Aufgabe dagegen technische Neuerungen im Bereich des Smart Farming. Schon heute gehört die Landwirtschaft in vielen Bereichen der Digitalisierung zu den Vorreitern.

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Digitalisierung in der Landwirtschaft

Landwirtschaftliche Wetterapplikation wie die Ag Premium Weather App von Trimble (WKN: 882295 / ISIN: US8962391004) bieten eine zeitgemäße Überwachung von Niederschlag, Temperatur sowie Wachstumsgradtagen. Und dies, ohne dass sich Landwirte um physische Regenmesser oder teure Hardware im Feld bemühen müssten. Wenn es um Messungen geht, hat Trimble einiges an Erfahrung und Know-How anzubieten.

Der US-Konzern ist spezialisiert auf Hard- und Software im Bereich der in globalen Satelitensystemen wie GPS oder Galileo verwendeten Hochpräzisionstechnik. Ag Premium Weather bedient sich aktueller und historischer Niederschlagsdaten, mit denen die Landwirte die Betriebsplanung verbessern, Ertragspotenziale vorhersehen und Ertragsziele anpassen können.

Die App Arc™ farm intelligence optimiert den Schädlingsbekämpfungsmitteleinsatz. Entwickelt hat sie das US-Chemieunternehmen FMC Corp. (WKN: 871138 / ISIN: US3024913036). Dieses beschäftigt sich insbesondere mit Insekten- und Unkrautbekämpfungsmitteln, der Saatgutbehandlung sowie Mikronährstoffen.

Die App überwacht den Maiszünslerflug in der jeweiligen Region und unterstützt den Landwirt dank dynamischer Befallskarten, aktueller Fallenfangzahlen sowie weiterer Funktionen wie Warnmeldungen, Experten-Tipps und Zusammenfassungen zum Maiszünslerflug bei der Terminierung von Bekämpfungsmaßnahmen. Die App wurde im vergangenen Jahr sogar ausgezeichnet.

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Bei den Crop Science Awards 2021 erhielt sie den Preis für die beste Innovation in der Kategorie „Digital Farming Technology“. Kein Wunder. Schließlich werden Schädlings-Hotspots der nächsten Woche laut FMC Corp. mit bis zu 90 Prozent Genauigkeit angezeigt.

Zudem werden die Aussaat- und Schädlingsbekämpfungspläne für eine höhere Rentabilität bei geringeren Kosten optimiert, während der Zeit- und Kostenaufwand für das selbstständige Beobachten reduziert wird. Landwirte können sich so auf wichtigere Aufgaben des Farmmanagements konzentrieren.

Entwicklung noch längst nicht am Ende

Auch dank solcher Beispiele hat sich die Landwirtschaft im Zuge des Digitalisierungsprozesses in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Beispielsweise ist der Arbeitseinsatz zurückgegangen. Daher kann auch der in vielen Bereichen inzwischen vorherrschende Arbeitskräftemangel bekämpft werden. Gleichzeitig wurden die eingesetzten Maschinen immer größer, intelligenter und vernetzter.

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Zudem kam die Entwicklung bei Dünge- und Unkrautbekämpfungsmitteln voran. Darüber hinaus hat die Wissenschaft auf dem Gebiet der Gentechnik enorme Fortschritte erzielt und der Landwirtschaft beispielsweise verbessertes ertragreicheres sowie gegen das Wetter oder Schädlinge resistenteres Saatgut geliefert. Auf diese Weise hat sich die Produktivität stark erhöht.

Die Entwicklung ist jedoch noch längst nicht am Ende. In der Landwirtschaft hält immer mehr die Digitalisierung Einzug. Smart Farming, Landwirtschaft 4.0 oder das weite Feld FoodTech versprechen weitere enorme Effizienzgewinne. Diese sind angesichts vieler globaler Trends auch dringend nötig.

Effizienzgewinne in der US-Getreideproduzenten

Die Effizienzgewinne in der Landwirtschaft lassen sich unter anderem an einigen Daten aus den USA aus den vergangenen mehr als 100 Jahren ablesen. Dabei gehören die Vereinigten Staaten zu den wichtigsten Getreideproduzenten auf der Welt. Laut Statistiken des US-Landwirtschaftsministeriums lag der Getreide-Ertrag im Jahr 2021 in den Vereinigten Staaten bei etwa 177,0 Bushel (bu/bsh), in etwa vergleichbar mit der hiesigen Maßeinheit Scheffel, pro Acre (ca. 0,4 Hektar, ha).

Vor zehn Jahren lag der entsprechende Wert noch bei 146,8 Bushel. Auch wenn die Entwicklung nicht linear ist und die Werte auch aufgrund weiterer Faktoren wie dem Wetter in einzelnen Jahren stark voneinander abweichen können, wird anhand des historischen Verlaufs deutlich, wie sehr die Effizienz in diesem Bereich der US-Landwirtschaft zugenommen hat. 1980 lag etwa der Maiskornertrag bei 91,0 Bushel/Scheffel, während er 1950 und im Jahr 1900 noch bei 38,2 bzw. 28,1 Bushel gelegen hatte.

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Der Blick auf diese Zahlen zeigt aber auch, dass die Sprünge in den vergangenen Jahrzehnten größer geworden sind als noch beispielsweise in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bei der Purdue Universität, im US-Bundesstaat Indiana, hat man sich die Daten zu den historischen Getreideerträgen in den USA etwas genauer angesehen. So seien die Maiskornerträge in den Vereinigten Staaten seit den späten 1930er Jahren stetig angestiegen.

Eine gute und eine schlechte Nachricht

Zudem habe es seit der ersten Veröffentlichung der Statistiken im Jahr 1866 nur zwei größere Verschiebungen bei den US-Maisertragstrends gegeben. Mit der Einführung des Doppelkreuz-Hybridmais durch amerikanische Landwirte in den späten 1930er Jahren hätte sich die jährliche Ertragsverbesserungsrate auf etwa 0,8 Scheffel pro Acre verbessert, nachdem diese in den rund 70 Jahren zuvor im Zuge der Nutzung von Maissorten mit offener Bestäubung lediglich bei etwa null gelegen hätte.

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Ab Mitte der 1950er Jahre hätte sich die Rate auf 1,9 Scheffel pro Acre pro Jahr erhöht. Grund dafür seien kontinuierliche Verbesserungen des genetischen Ertragspotentials und der Stresstoleranz der Pflanzen sowie die verstärkte Einführung von Stickstoff-Düngemitteln, chemischen Pestiziden, landwirtschaftlicher Mechanisierung und insgesamt verbesserten Böden und Anbaupraktiken gewesen.

Abschließend haben die Purdue-Wissenschaftler eine gute und eine schlechte Nachricht. Es sei positiv, dass die Maiskornerträge in den USA seit den 1950er Jahren stetig um fast 2 Scheffel pro Acre pro Jahr gestiegen sind. Allerdings müsste diese Rate noch einmal merklich steigen, um die ständig wachsende Weltbevölkerung in den kommenden Jahren zu ernähren. Daher ist es erfreulich, dass viele verschiedene Technologien die Landwirtschaft immer effizienter machen.

Selbstfahrendes Arbeitstier

Den technischen Fortschritt sieht man zum Beispiel an den überdimensionierten und voller Technik steckenden Maschinen, die inzwischen auf den Äckern dieser Welt zu finden sind. Bei Personenkraftwagen wird derzeit viel von selbstfahrenden Autos geredet. Bei Traktoren und anderen Landmaschinen ist die Zukunft bereits Realität geworden. Beim US-Landtechnik-Spezialisten Deere (WKN: 850866 / ISIN: US2441991054) beispielsweise hat man es nun erstmals geschafft, den Fahrer des Traktors außerhalb der Fahrerkabine zu positionieren.

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Anders als im Straßenverkehr muss dieser nicht jederzeit am Lenkrad sitzen und ständig bereit sein, dieses zu übernehmen. Der serienreife vollautonome Traktor John Deere 8R 410 wurde Mitte Januar 2022 in Las Vegas der Weltöffentlichkeit präsentiert. Auf der weltweit größten Technologiemesse CES 2022 (Consumer Electronics Show) war es so weit. Ende 2022 werden die ersten autonomen Traktoren in Nordamerika verfügbar sein.

Rein äußerlich ähnelt der Traktor den Fahrzeugen, die Landwirte schon heute kaufen können. Dabei handelt es sich um eine 443 PS (326 kW) starke Maschine, bei der dank des Einsatzes von IPM (Intelligent Power Management) bis zu 15 PS hinzukommen können. Der 9,0 Liter Motor wartet mit 6 Zylindern auf. Bei einem Einsatzgewicht von 16,2 Tonnen kommt der Traktor auf einen Radstand von knapp 2,5 Metern.

Neu sind sechs Stereokamerapaare, die eine 360-Grad-Hinderniserkennung und die Berechnung der Entfernung ermöglichen. Die von den Kameras aufgenommenen Bilder werden durch ein neuronales Netzwerk geleitet, das jeden Pixel in etwa 100 Millisekunden klassifiziert und so Hindernisse erkennt, um die Maschine bei Bedarf automatisch zu stoppen. Dank GPS-Leitsystem überprüft der Traktor kontinuierlich seine Position in Relation zu den Feldgrenzen. So fährt er nicht auf das Feld des Nachbarn oder auf die Straße.

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Ohne Pause

Das Beste: Für den Betrieb muss der Landwirt sich nicht einmal in der Nähe des Traktors aufhalten. Er muss ihn lediglich auf das Feld fahren. Danach wird die Konfiguration für den autonomen Betrieb durchgeführt. Die Steuerung erfolgt über John Deere Operations Center Mobile. Ein Wisch auf dem Smartphone oder iPad genügt, um die Maschine zu starten. Während der Traktor arbeitet, kann der Landwirt das Feld verlassen und sich auf andere Aufgaben konzentrieren.

Die Überwachung des Maschinenzustands wird aus der Ferne durchgeführt. Über Operations Center Mobile besteht zudem der Zugriff auf Livevideos, Bilder und Daten. Zudem können Einstellungen vorgenommen werden. Geschwindigkeiten, Arbeitstiefen und andere Parameter lassen sich jederzeit anpassen. Sollte sich die Arbeitsqualität verschlechtern oder eine Störung auftreten, wird der Landwirt aus der Ferne benachrichtigt und kann Anpassungen vornehmen, um die Leistung zu optimieren.

US-Landwirte sollen in diesem Jahr die ersten Maschinen erhalten. Laut Deere ist die Markteinführung in Europa aktuell jedoch nicht vorgesehen, da sicherheitstechnische Vorgaben den Einsatz von autonomen Fahrzeugen derzeit nicht zulassen würden. Zudem sind auf dem dichtbevölkerten Alten Kontinent große landwirtschaftliche Flächen nicht ganz so zahlreich vorhanden.

Stattdessen besteht laut Unternehmensangaben großes Interesse an der Technologie vor allem in Regionen mit großflächiger Landwirtschaft, wie beispielsweise in Nord- & Südamerika, Australien und einigen Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Auf diese Weise könnten Landwirte dem Arbeitskräftemangel begegnen. Zudem steigen die Effizienz und die Geschwindigkeit, mit der die Flächen bearbeitet werden. Abgesehen von kurzen Tankstopps kann der Traktor rund um die Uhr und zu jeder beliebigen Zeit unabhängig vom Terminkalender des Landwirtes laufen.

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Smart Farming & FoodTech-Trends investierbar gemacht

Auch an den Aktienmärkten wurde das Potenzial des Megatrends Smart Farming erkannt. Mithilfe eines Vontobel Partizipationszertifikats auf den Smart Farming & FoodTech Index können Anleger mit nur einem einzigen Trade gleich auf die Entwicklung mehrerer potenzieller Profiteure des Wachstums im Bereich Smart Farming setzen. Zu den Mitgliedern des Smart Farming & FoodTech Index zählen Unternehmen wie der US-Landtechnik-Riese Deere & Co, Trimble, ein Spezialist für geodätische Messinstrumente, oder der Schweizer Aromen und Duftstoffkonzern Givaudan.

Deutschland
Partizipationszertifikat auf den Smart Farming & FoodTech Index
WKN VA8HXD
ISIN DE000VA8HXD6
Emissionstag 27. November 2018
Produkttyp Partizipationszertifikat
Emittent Vontobel
Sitz Zürich, Schweiz
www zertifikate.vontobel.com/DE/Home

 

Schweiz
Strategic Certificate in CHF auf den Smart Farming & FoodTech Index
Valor 44192080
ISIN CH0441920805
Emissionstag 27. November 2018
Produkttyp Strategie-Zertifikat
Emittent Vontobel
Sitz Zürich, Schweiz
www zertifikate.vontobel.com/DE/Home


Verbesserungen beim Tierwohl

Wenn es um das Thema Smart Farming geht, geht es nicht nur um autonom fahrende und stark vernetzte Traktoren. Das deutsche Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sieht den größten Nutzen der Digitalisierung in der Landwirtschaft in der potenziellen Steigerung der Nachhaltigkeit und der Produktivität sowie in der Arbeitszeiteinsparung und -erleichterung.

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Im Ergebnis würde dies zu einem geringeren Einsatz von Dünger, Pflanzenschutzmitteln und Energie sowie Verbesserungen beim Tierwohl führen. Beispiele dafür, wie die Digitalisierung die Landwirtschaft schon heute positiv beeinflusst, sind zahlreich vorhanden.

GPS-Daten sind in der Landwirtschaft seit geraumer Zeit im Einsatz. Mit ihrer Hilfe können Traktoren oder selbstfahrende Erntefahrzeuge im Zuge des sogenannten „Precision Farming“ ihren Fahrweg optimieren und auf diese Weise Treibstoff einsparen. Auch bei der Erstellung exakter Karten von Feldern helfen GPS-Daten. Diese werden zum Beispiel durch Bodenproben ergänzt.

Nicht nur intelligente Melkmaschinen

Im Ergebnis können der Nährstoffgehalt verschiedener Abschnitte ermittelt und auf diese Weise der Düngemitteleinsatz optimiert werden. Schließlich ist nicht jeder Quadratmeter eines Feldes gleich beschaffen. Anders als in der Vergangenheit wird nicht überall auf dem Feld die gleiche Menge an Düngemitteln verstreut. Auf diese Weise werden nicht nur die Ressourcen des Landwirtes geschont.

Dem Boden tut dies auch gut. Digitale Lösungen sorgen zudem dafür, dass komplexe Prozessabläufe, wie beispielsweise die Silomais- oder Zuckerrübenernte, in Echtzeit überwacht und gemeinschaftlich organisiert werden können. Auch Futterroboter oder Melkmaschinen werden immer digitaler und intelligenter.

Heutige Melkroboter melken die Kühe und reinigen zusätzlich den Euter. Dabei beugen sie Krankheiten vor. Die gesammelten Daten werden wiederum verwendet, um Aussagen über den Gesundheitszustand der Tiere zu treffen. Der Tierarzt muss nicht mehr so häufig vorbeischauen wie in der Vergangenheit.

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So geht Tiergesundheit heute

Zu den Unternehmen, die sich der Tiergesundheit verschrieben haben, gehört unter anderem der US-Pharmakonzern Zoetis Inc. (WKN: A1KBYX / ISIN: US98978V1035). Der Konzern aus Parsippany im US-Bundesstaat New Jersey hat sich auf Arzneimittel und Impfstoffe für Haus- sowie Nutztiere spezialisiert und bezeichnet sich selbst als das weltweit führende Tiergesundheitsunternehmen. Bei der Diagnose und Krankheitsprävention hilft auch die Digitalisierung.

So hat Zoetis mit SMARTBOW® beispielsweise laut eigener Darstellung das fortschrittlichste Überwachungssystem für Milchkühe im Einsatz. Dabei handelt es sich nicht um irgendeine eine Ohrmarke. Sie ist intelligent und überwacht das Wiederkäuverhalten sowie die Aktivität jeder Kuh und sendet Benachrichtigungen über Gesundheit und Brunstverhalten.

Dadurch können gesundheitliche Probleme im Milchviehbetrieb verhindert, erkannt und behandelt werden. Und so funktioniert es: Beim Wiederkäuen zeigt das Ohr einer Kuh ein sehr charakteristisches und wiederkehrendes Bewegungsmuster. Das Erkennen dieser charakteristischen Bewegungen ermöglicht es SMARTBOW®, die Wiederkäuaktivität zu analysieren und präzise Informationen zum Gesundheitszustand einer Kuh zu liefern.

Es wird unter anderem eine präzise Brunsterkennung durch die Messung von Veränderungen im Verhalten und in der Aktivität der Tiere ermöglicht. Basierend auf den Verhaltensmustern jeder Kuh, lernt das System im Laufe der Zeit sogar dazu. Die Genauigkeit wird dadurch erhöht. Und natürlich erfasst SMARTBOW® den Aufenthaltsort jeder Kuh rund um die Uhr. Dadurch können Position und Bewegung von jedem Tier kontinuierlich verfolgt werden.

Der Datenflut Herr werden

Nicht nur im Bereich Tiergesundheit werden in der modernen Landwirtschaft Unmengen von Daten gesammelt. Neue Technologien wie der Einsatz von Cloud Computing, Big Data, Künstliche Intelligenz, das Internet der Dinge sowie ein schnelleres mobiles Internet haben dazu beigetragen, dass wesentlich mehr Daten gesammelt sowie schneller verarbeitet und ausgewertet werden können. Einen weiteren Quantensprung bedeutet in dieser Hinsicht die Einführung des mobilen Internets der 5. Generation (5G). Die Bedeutung von Daten hat auch das Bundeslandwirtschaftsministerium erkannt.

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Im vergangenen Jahr ging eine Plattform an den Start, die öffentliche Daten für den Agrarbereich bündelt und auf diese Weise eine bessere Datenvernetzung und Informationen auf einen Blick ermöglicht. Auf www.landwirtschaftsdaten.de sind alle öffentlich verfügbaren Daten des Bundes aus den Themenbereichen Pflanzenbau, Tierhaltung, Fischerei und Forstwirtschaft sowie Umwelt-, Geo- und statistische Daten zu finden. Zum Beispiel die neusten Daten aus der Bodenzustandserhebung des Thünen-Instituts oder die Online-Datenbank für Pflanzenschutzmittel des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. So können etwa intelligente Spritzdüsen, die per Satellit gesteuert werden, automatisch die Dosis des Pflanzenschutzmittels anpassen.

Zunehmende Vernetzung

Daten spielen auch bei Fendt eine wichtige Rolle. Bei dem Landmaschinenhersteller aus dem bayerischen Marktoberdorf handelt es sich um eine Marke des US-Konzerns AGCO (Allis-Gleaner Corporation). Diese beschäftigt sich mit der Produktion und dem Vertrieb von Maschinen und Anlagen für den Agrarbereich. Zu dem Konzern gehören neben Fendt Marken wie Challenger, Massey Ferguson, Valtra oder GSI.

Angesichts der zunehmenden Vernetzung und des verstärkten Hard- und Softwareeinsatzes verschiedener Hersteller wachsen auch die Herausforderungen an die Kompatibilität der verschiedenen Lösungen. Die Schnittstellen für den Austausch agronomischer Daten auf einem landwirtschaftlichen Betrieb nehmen zu. Auf diese Weise ergeben sich auch mehr Möglichkeiten für Fehler.

Bild: Pressefoto Fendt

Jede Schnittstelle bedeutet zusätzlichen Aufwand für die Einrichtung und Pflege und oftmals stellen Kompatibilitätsprobleme zusätzliche Hürden dar. Genau vor diesem Hintergrund schlossen sich verschiedene Landtechnikhersteller – darunter auch AGCO/Fendt – zusammen und entwickelten mit dem agrirouter eine herstellerübergreifende, unabhängige Datenaustauschplattform.

Der agrirouter ermöglicht einen mobilen Datenaustausch zwischen Maschinen und Agrarsoftware beliebiger Hersteller und reduziert die Zahl der Schnittstellen auf ein Minimum. Zu den Vorteilen zählen ein barrierefreier Datentransfer zwischen Maschinen und der auf dem Betrieb eingesetzten Agrarsoftware, auch bei gemischten Maschinenparks, ein unkomplizierter Datenaustausch mit Kunden und Dienstleistern, Transparenz und Datenkontrolle sowie Datensicherheit. Laut Fendt erfolgt keine Speicherung der Daten.

Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung

Mithilfe von Smart Farming kann die Landwirtschaft mehrere Herausforderungen angehen. Zunächst wäre da der höhere Bedarf. Derzeit leben knapp 8 Milliarden Menschen auf diesem Planeten. Die UN schätzt, dass es 2050 rund 10 Milliarden Menschen sein könnten. Diese müssen ernährt werden. Zudem haben Trends wie der steigende Fleischkonsum sowie der wirtschaftliche Aufstieg der Schwellenländer mit den damit einhergehenden Änderungen der Essgewohnheiten für zusätzlichen Druck gesorgt, aus den bestehenden Agrarflächen noch mehr herauszuholen.

Welchen Druck insbesondere der zunehmende Fleischkonsum auf die Landwirtschaft erzeugt, zeigt der Blick auf einige wichtige Entwicklungen. Laut Schätzungen der Initiative Meat Free Monday kann ein einzelner Rindfleischburger in der Produktion bis zu 30 Badewannen Wasser verbrauchen. Zudem würde fast ein Drittel des weltweit verfügbaren knappen Bodens in irgendeiner Weise der Tierhaltung dienen. Außerdem landen laut Fleischatlas 2021 über ein Drittel aller Feldfrüchte weltweit in den Mägen der Nutztiere – allein eine Milliarde Tonnen Soja und Mais jährlich.

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CO2-Emissionen vermeiden

Gleichzeitig gilt es zu bedenken, dass der steigende Fleischkonsum in Zukunft für einen zunehmenden Druck sorgen dürfte, neue Flächen zu erschließen und dazu eventuell weitere Regenwälder abzuholzen oder zu roden. Schließlich müssen der benötigte Soja und Mais irgendwo angebaut werden. Auch beim Thema CO2-Emissionen spielt die Ernährung eine wichtige Rolle. Laut WWF sind bis zu 37 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen auf das globale Ernährungssystem zurückzuführen.

Dabei hat es sich die Menschheit in jüngerer Vergangenheit zur Aufgabe gemacht, Umwelt und Klima verstärkt zu schützen. Neue Technologien können Landwirten helfen, diesen Spagat zu meistern und die Produktion auf eine nachhaltige Art und Weise zu erhöhen. Der zusätzliche Einsatz von Technik und die größer werdenden Datenmengen haben einen schönen Nebeneffekt. Sie sorgen für mehr Transparenz und besser nachzuverfolgende Produktionsketten. Dies bedeutet, dass der Supermarktkunde in Zukunft dank Smart Farming wird noch besser einschätzen können, ob ein Produkt sein „Bio“-Label verdient hat.

Deutsche Landwirte bereit für die digitale Revolution

Positiv ist der Umstand, dass Landwirte die Digitalisierung annehmen. Mehr als 8 von 10 landwirtschaftlichen Betrieben (82 Prozent) in Deutschland setzen digitale Technologien oder Anwendungen ein. Weitere 10 Prozent planen oder diskutieren dies.

Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, des Deutschen Bauernverbandes (DBV) und der Landwirtschaftlichen Rentenbank (LR) aus dem Jahr 2020. Besonders weit verbreitet sind aktuell laut Studienergebnissen GPS-gesteuerte Landmaschinen, die von 45 Prozent der Landwirte genutzt werden.

Unter den Betrieben, die Nutztiere halten, sind intelligente Fütterungssysteme mit 46 Prozent bei fast jedem Zweiten im Einsatz. 40 Prozent aller Landwirte arbeiten mit Agrar-Apps für das Smartphone oder Tablet. Bereits ein Drittel der Betriebe setzt teilflächenspezifische und digital vernetzte Ausbringungsverfahren ein, während jeder Vierte (28 Prozent) Sensortechnik nutzt, etwa zur tierindividuellen Überwachung oder zur Messung von Klima-, Boden- und Pflanzendaten.

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Die Landwirte führen verschiedene Vorteile der Digitalisierung an. 81 Prozent von ihnen sagen, die Digitalisierung erhöhe vor allem die Produktionseffizienz. 79 Prozent zählen die körperliche Entlastung zu den Vorteilen, mehr als jeder Zweite (57 Prozent) betont eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Insbesondere können aber aus Sicht der Landwirte Umwelt und Tiere von den Vorteilen der Digitalisierung profitieren:

Die große Mehrheit von 93 Prozent ist der Ansicht, dass digitale Technologien dabei helfen, Dünger, Pflanzenschutzmittel und andere Ressourcen einzusparen. 81 Prozent sagen, durch digitale Technologien werde eine umweltschonendere Produktion ermöglicht. 7 von 10 Landwirten (69 Prozent) betonen, die Digitalisierung sei prinzipiell eine große Chance für eine nachhaltigere Landwirtschaft. Zwei Drittel (65 Prozent) sagen, digitale Technologien könnten zu einer Steigerung des Tierwohls beitragen. Entsprechend sehen laut Studienergebnissen fast drei Viertel (73 Prozent) der Betriebe in der Digitalisierung grundsätzlich eine Chance.

FAZIT

Trends wie eine wachsende Weltbevölkerung, der stärkere Ruf nach mehr Nachhaltigkeit und Transparenz in der Landwirtschaft sorgen dafür, dass die Digitalisierung auch in Zukunft bei jedem Schritt der Nahrungsmittelerzeugung voranschreiten wird. Smart Farming gewinnt an Bedeutung. Auch weil nun Akteure aus immer mehr Bereichen zusammenarbeiten. Ähnlich wie im Fall der Automobilindustrie arbeiten Hersteller der Fahrzeuge immer stärker mit Softwareunternehmen zusammen. Aufgrund der zunehmenden Vernetzung bauen viele Autobauer sogar ihre eigenen Softwareentwicklungssparten aus. Andere entwickeln Batterietechnologien, um im Bereich Elektromobilität mithalten zu können.

Ähnlich verhält es sich im Landwirtschaftsbereich. Die zunehmende Interaktion verschiedener Akteure eröffnet viele Möglichkeiten, Probleme aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu sehen und innovative Lösungen zu finden. Daher sollte die Technologie, ähnlich wie in der Vergangenheit, in der Lage sein, für die erforderlichen, nachhaltigen Effizienzsteigerungen in der Landwirtschaft zu sorgen. Die im Zuge dieses Prozesses getätigten Investitionen und angeschobenen Prozesse sollten auch Investoren zugutekommen. Zumal die Bedeutung von Unternehmen aus dem Bereich Smart Farming angesichts ihrer Rolle bei der Ernährung der Menschheit zunehmen sollte.

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