Neues DAX-Diversity-Ranking: Da ist noch Luft nach oben …

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Bereits zum zweiten Mal veröffentlicht das Diversitätsnetzwerk BeyondGenderAgenda den German Diversity Index. Dieses Jahr führt die Allianz (WKN: 840400 / ISIN: DE0008404005) vor SAP (WKN: 716460 / ISIN: DE0007164600) und Deutsche Telekom (WKN: 555750 / ISIN: DE0005557508) den Index an.

Das im Jahr 2021 ins Leben gerufene Ranking bewertet das in Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichten dokumentierte Diversitätsengagement der DAX-40-Unternehmen. Zusätzlich zur Auswertung der verfügbaren Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichte für 2021 konnten alle 40 Konzerne weitere Informationen und Nachweise einreichen.

Nicht einmal die Hälfte der DAX-Unternehmen nimmt teil

Jedoch haben nur 16 Unternehmen der insgesamt 40 angeschriebenen DAX-Konzerne von diesem Angebot Gebrauch gemacht. Ab dem kommenden Jahr werden ausschließlich die Informationen gewertet, die in Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichten für 2022 dokumentiert sind

Die Kriterien des German Diversity Index beruhen auf dem jeweils aktuellen German Diversity Monitor und werden somit jedes Jahr angepasst, um dem neuesten Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse zu entsprechen. Für dieses Jahr wurde der index auf Basis von vier Hauptkategorien berechnet: Diversitätskennzahlen, Diversität ist Chef:innensache, Ressourcen für Diversitätsmanagement und Inklusives Arbeitsumfeld.

Es fehlen noch verbindliche Standards

„Mit dem German Diversity Index wird das Diversitätsengagement der DAX-40-Unternehmen bewertet und durch einheitlich angewendete Kriterien vergleichbar gemacht. Noch fehlen verbindliche Standards für die Dokumentation des Engagements für Vielfalt in Geschäfts- sowie Nachhaltigkeitsberichten. Das möchten wir in Zukunft ändern, um so die Transparenz für Stakeholder:innen und Öffentlichkeit zu erhöhen und die Unternehmen im deutschen Aktienleitindex zu motivieren, ihr Diversitätsengagement nachhaltig zu intensivieren“, erläutert Victoria Wagner, Gründerin und CEO von BeyondGenderAgenda das Ziel des Index.

„Vielfalt in allen Facetten trägt fundamental zu unserem Geschäftserfolg bei. Deshalb fördern wir eine starke Unternehmenskultur, in der alle ihr Talent bestmöglich entfalten können.“
(Oliver Bäte, Allianz-Vorstandschef)

Gerade beim Punkt „Diversität ist Chef:innensache“ steht der Vorstand im Fokus. Hier wird zunächst die Diversität in der aktuellen Vorstandszusammensetzung in Bezug auf Behinderungen, Geschlecht, Alter, kulturelle und soziale Herkunft sowie unterschiedliche sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität bewertet.

„Außerdem werden Punkte vergeben, wenn ein Vorstandsmitglied persönlich für die Diversität im Unternehmen verantwortlich ist und wenn die Diversitätsziele der Vorstandsmitglieder bonusrelevant sind. Darüber hinaus gibt es Punkte für Unternehmen, die ihre Diversitätsstrategie dokumentiert haben,“ so das Diversitätsnetzwerk BeyondGenderAgenda.

„Diversität ist Chef:innensache“ – das kommt laut dem German Diversity Index zu weit vor.  Quelle: Pixabay

Der Durchschnitt der erreichten Punktzahl liegt in diesem Punkt bei 35 Prozent der möglichen Punkte. Spitzenreiter dieser Kategorie sind Allianz und Puma mit je 75 Prozent. Kein Unternehmen hatte in dieser Kategorie die volle Punktzahl erreicht.

Der DAX-Diversity-Gesamtdurchschnitt ist peinlich

Schaut man auf das Ranking im Detail, so fällt auf, dass die Konzerne noch weit von hohen Punktzahlen entfernt sind. Der Gesamtdurchschnitt liegt gerade einmal bei 33,7 Punkten. Drei Unternehmen haben sogar weniger als 10% der möglichen Punktzahl erreicht.

Der German Diversity Index 2022 wird von Allianz mit 63,3 von 100 erreichbaren Punkten angeführt. Auf Platz zwei folgt der letztjährige Spitzenreiter SAP mit 58,7 Punkten. Die Deutsche Telekom vervollständigt die Top 3 mit 57,4 Punkten und verbessert sich damit um sieben Rangplätze im Vergleich zum Vorjahr.

Puma (55,2 Punkte), Zalando (52,0 Punkte) und Bayer (51,3 Punkte) gehören laut dem Index gemeinsam noch mit den drei Topplatzierten zu den lediglich sechs Unternehmen, die mehr als die Hälfte der möglichen 100 Punkte erreicht haben.

„Diversität scheint bei vielen DAX-unternehmen noch ein Lippenbekenntnis zu sein.“ (Christoph Scherbaum, Herausgeber von marktEINBLICKE, zu den aktuellen Ergebnissen)

Dagegen wurden HelloFresh, Linde und Qiagen nicht bewertet, da die Geschäftsberichte oder nichtfinanziellen Erklärungen von 2021 zum Stichtag 31.03.2022 noch nicht vorlagen, so die Begründung. Siemens Healthineers wurde dagegen nicht bewertet, „da das Unternehmen von der Abgabe der nichtfinanziellen Erklärung befreit ist und auf die zusammengefasste nichtfinanzielle Konzernerklärung verweist.“

Expertin fordert freiwillig verbindliche Diversitätsziele

„Den größten Entwicklungsbedarf für die kommenden Jahre sehe ich bei den Kennzahlen. Hier wünsche ich mir, dass Unternehmen sich freiwillig verbindliche Diversitätsziele setzen, diese dokumentieren und nachhalten”, kommentiert Victoria Wagner, Gründerin und CEO von BeyondGenderAgenda, die Ergebnisse.

Große Hebel für eine schnellere Entwicklung der Vielfalt im Unternehmen seien die Vergütungsrelevanz dezidierter Diversitätsziele sowie die Messung der Auswirkung von Diversität auf den Unternehmenserfolg. „Beide KPIs sollten von Unternehmen etabliert und genutzt werden.”

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