Rohstoffe: Silber wird wieder interessant

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Die hohe Inflation ist derzeit ein mediales Dauerthema. In Deutschland sind die Verbraucherpreise im Mai auf Jahressicht um 7,9 Prozent gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt erreichte die Inflationsrate damit im dritten Monat in Folge einen neuen Höchststand im vereinigten Deutschland.

Der größte Inflationstreiber sind dabei die hohen Energiepreise, die zuletzt zeitweise um 38 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats lagen. Außerdem wird die extreme Inflation durch steigende Preise bei industriellen Vorprodukten befeuert, die wiederum aus hohen Rohstoffkosten resultieren.

Stark inflationäre Tendenzen bei Industriemetallen

Gerade im Bereich der Industriemetalle gab es phasenweise stark inflationäre Tendenzen. Für Anleger können sich aber dementsprechend hier mit Rohstoff-Investments auch Gewinnchancen eröffnen. Ein Rohstoff, bei dem Experten für die kommenden Jahre mit kräftigen Kurssteigerungen rechnen, ist Silber.

Für steigende Silberpreise sprechen vor allem zwei Gründe. Erstens dürfte Silber bei den Anlegern ähnlich wie Gold wegen des Inflationsschutz- und Krisenwährungs-Charakters verstärkt in den Fokus rücken, schließlich handelt es sich bei beiden Metallen um reale Sachwerte, die im Gegensatz zu Währungen nicht in beliebigem Maße produziert werden können.

Inflationsschutz- und Krisenwährungs-Charakter

Zweitens ist Silber – anders als Gold – ein für die Industrie sehr bedeutender Rohstoff, was sich mit den besonderen Materialeigenschaften erklären lässt. Silber gehört wie beispielsweise auch Titan, Eisen, Kupfer, Nickel, Palladium, Platin und Kobalt zu den sogenannten Übergangsmetallen.

Diese weisen zum Beispiel hohe Zugfestigkeiten, Dichten, Schmelz- und Siedepunkte auf. Aus diesem Grund gibt es für viele Übergangsmetalle zahlreiche industrielle Anwendungsmöglichkeiten. Zudem ist Silber ein Schwermetall, das vergleichsweise weich und gut verformbar ist.

Das Edelmetall zeichnet sich im unmodifizierten Zustand die höchste elektrische Leitfähigkeit aller Elemente aus. Das erklärt, warum bei Silber im Gegensatz zu Gold der größte Teil der Nachfrage auf die Industrie entfällt. Etwa 35 Prozent der jährlichen Silberproduktion wird für elektrische und elektronische Anwendungen verwendet.

Profiteur der Energiewende

Rohstoffexperten sehen bei Silber auch vor dem Hintergrund der Energiewende für die nächsten Jahre eine stark steigende Nachfrage. So ist das Metall beispielsweise beim Ausbau der Sonnenenergie besonders gefragt. Nach Prognosen der Internationalen Energieagentur (IEA) wird dieser Energieträger im Schnitt um acht Prozent jährlich wachsen.

„Bei der Herstellung von Solar-Panels ist Silber wegen seiner hohen Leitfähigkeit unverzichtbar“, erklären die Analysten der DZ Bank. Demnach sei die Fotovoltaik-basierte Silbernachfrage seit 2014 um rund elf Prozent jährlich angestiegen. Außerdem werden für den Ausbau des weltweiten 5G-Netzes Komponenten immer wichtiger, in denen Silber verarbeitet wird.

Bei Fresnillo brummen die Geschäfte

Zu den größten Förderunternehmen im Bereich der Edelmetalle gehört Fresnillo (WKN: A0MVZE / ISIN: GB00B2QPKJ12). Beim in London ansässigen Unternehmen entfiel 2021 rund 41 Prozent der Erlöse auf den Silber-Verkauf (50 Millionen Feinunzen), während die Gold-Erlöse 46 Prozent am Gesamtumsatz ausmachten.

Der Konzern, der zeitweise als weltweit führender Produzent von Primärsilber gilt und sieben Minen in Mexiko betreibt, konnte den Umsatz (2021: 2,7 Mrd. US-Dollar) und den Gewinn (2021: 0,57 Dollar je Aktie) in den vergangenen Jahren kontinuierlich steigern. Sobald die Konsolidierung beim Silber-Preis abgeschlossen ist und es für das Edelmetall wieder nach oben geht, dürfte sich das bei Fresnillo in überproportionalen Umsatz- und Gewinnanstiegen niederschlagen, was auch die Aktie befeuern dürfte.

Der Gewinnhebel bei Minenaktien

Dass gerade die Aktien von Silber-Explorern sehr dynamisch auf den Silberpreis reagieren, erklärt sich an diesem Beispiel. Hat ein Silberförderer zum Beispiel Produktionskosten von 20 US-Dollar je Feinunze und der Silberpreis legt von 22 auf 24 Dollar zu, verdoppelt sich der Gewinn von 2 auf 4 Dollar.

Viele Minenaktien entwickeln sich deshalb ähnlich wie Hebelprodukte auf den Silberpreis. Da der Silberkurs seit Mitte 2020 konsolidiert, könnten die ebenfalls wieder niedrigeren Kurse bei Fresnillo & Co. derzeit günstige Einstiegsgelegenheiten eröffnen.

First Majestic Silver: Einer der ganz großen der Silberbranche

Das gilt beispielsweise auch für First Majestic Silver (WKN: A0LHKJ / ISIN: CA32076V1031). Der in Vancouver, Kanada, ansässige Bergbaukonzern konzentriert sich auf die Silber- und Goldproduktion in Mexiko und in den Vereinigten Staaten.

Die Schätzungen der nachgewiesenen und angedeuteten Mineralressourcen bei den vier Hauptbetrieben des Konzerns beliefen sich für das Jahr 2021 auf insgesamt 332,5 Millionen Unzen Silberäquivalent, bestehend aus 111,0 Millionen Unzen Silber und 2,89 Millionen Unzen Gold, womit First Majestic Silver im Silberbereich zu den Weltmarktführern gehört.

Geht es nach den Prognosen von Branchenexperten dürfte First Majestic Silver im laufenden Jahr kräftig wachsen. Für das Gesamtjahr 2022 wird ein Umsatz von im Schnitt 740,1 Mio. US-Dollar geschätzt, was auf Jahressicht einen Anstieg um 27 Prozent bedeuten würde. Der Gewinn dürfte den Schätzungen nach von 0,02 auf 0,23 Dollar je Aktie in die Höhe springen.

Anleger sollen höhere Volatilität berücksichtigen

Bei einem Investment in einen Silberminen-Explorer sollten Anleger aber im Auge behalten, dass der Silberpreis in der Regel eine höhere Volatilität aufweist als der Goldpreis. Dementsprechend sind auch Silberaktien häufig schwankungsfreudiger als Gold-Aktien.

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