Traumhaus-CEO Sinner: “lasse mich von kurzfristig auftauchenden Kursen nicht beeinflussen”

Bildquelle: Pressefoto Traumhaus AG

Die Rahmenbedingungen für die Bauindustrie bleiben herausfordernd. Nichtsdestotrotz laufen die Geschäfte beim Immobilienentwickler Traumhaus AG (WKN: A2NB7S / ISIN: DE000A2NB7S2) weiterhin gut, wie die Geschäftszahlen zum abgeschlossenen Jahr 2021 gezeigt haben.

Im Interview mit marktEINBLICKE erklärt der Vorstandsvorsitzende Otfried Sinner unter anderem, welche Folgen die Grundsteuerreform für den Grundstücksbestand von Traumhaus hat und welche Auswirkungen von den verteuerten Finanzierungskonditionen auf die Geschäfte zu erwarten sind.

Herr Sinner, das Jahr 2021 konnte die Traumhaus AG mit starken Zahlen beenden. Sie haben dabei auf die HGB-Bilanzierung besonders hingewiesen. Worin sehen Sie die Vorteile dieser?

Trotz der Einschränkungen durch Covid-19 und dem nachhaltigen Lockdown bis Mitte des Jahres 2021 haben wir ein sehr gutes Jahresergebnis erzielt. Traumhaus hat sich schnell und flexibel mit Beginn der Pandemie neu ausgerichtet, um bestmöglich die konstant hohe Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum erfüllen zu können. Traumhaus hat einen Konzernumsatz von 102,2 Mio. Euro erreicht, was eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 19 Prozent bedeutet. Das Konzern-EBITDA wuchs um rund 42 Prozent auf 13,1 Mio. Euro.

Wichtig ist uns auch unsere Eigenkapitalquote. Sie konnte um ein Drittel gesteigert werden. Im Jahr 2020 lag sie bei rund 24 Prozent, heute bei fast 32 Prozent. Die HGB-Bilanzierung bietet gegenüber IFRS momentan eine höhere Sicherheit für unsere Investoren und Aktionäre.

Nach HGB kann nur bilanziert werden, was wirklich bereits entstanden und vereinnahmt ist. Nach IFRS wird auch die kalkulatorische Zukunft abgebildet. Traumhaus arbeitet mit harten und belastbaren Zahlen. Entwickler und Bestandhalter, die nach IFRS bilanzieren, sind sicherlich durch die Krise stärker betroffen.

Welche Folgen hat die seit Anfang des Jahres greifende Grundsteuerreform für ihren deutlich gewachsenen Grundstücksbestand?

Die Grundsteuerreform betrifft uns als Projektentwickler kaum. Nach der Entwicklung und Schaffung von Baurecht verkauft Traumhaus den werthaltig geschaffenen Wohnraum. Veränderungen des Hebesatzes für die Grundsteuer werden sich für unsere Kunden bemerkbar machen, je nachdem wie der Hebesatz in den verschiedenen Regionen ausfällt.

Otfried Sinner, CEO der Traumhaus AG, ist für die Zukunft seines Unternehmens positiv gestimmt. Bildquelle: Pressefoto Traumhaus AG

Wie sehen Sie nach den Zinserhöhungen und den damit drastisch verteuerten Finanzierungskonditionen die Gesamtlage am deutschen Immobilienmarkt?

In der Tat steigen die Zinsen für Immobilienkredite oder umgangssprachlich die Bauzinsen wieder an. Man muss sehen, dass wir viele Jahre auf einem absoluten Rekordtief waren. Man konnte deutlich unter einem Prozent finanzieren. Die Zinsen lagen in den vergangenen 30 Jahren im Durchschnitt bei vier Prozent. Damit liegen wir momentan relativ gesehen noch im Rahmen.

Welche Folgen erwarten Sie daraus für das Geschäft der Traumhaus AG?

Der Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum als Eigentum besteht immer. Traumhaus kann in guten Lagen im Speckgürtel großer Metropolen liefern. Damit folgen wir der Strategie der Bundesregierung, die die Bedingungen für bezahlbaren Wohnraum fördern will. Bisher sind im Bau befindliche Projekte immer verkauft worden. Traumhaus schaut wie alle anderen Unternehmen gespannt in die Zukunft, um zu sehen, wie die Bauzinsen unser Geschäft berühren werden. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt können wir noch keine valide Aussage treffen, wie sich der Vertrieb entwickeln wird.

Sie als größter Einzelaktionär sind natürlich durch den schwachen Kursverlauf der letzten Zeit besonders betroffen, aber wie wird die Traumhaus AG für eine verbesserte Stimmung am Kapitalmarkt und damit auch unter den Kleinanlegern sorgen?

Im Vergleich zu anderen Immobilienwerten steht Traumhaus im zeitlichen Kursverlauf in Relation gut da, teilweise sogar besser. Da ich einen langfristigen Horizont beim Aufbau unseres Unternehmens habe, lasse ich mich von kurzfristig auftauchenden Kursen nicht beeinflussen. Langfristig orientierte Investoren profitieren davon. Gerade in stürmischen Zeiten setze ich auf Solidität und Bodenhaftung.

Dadurch, dass wir nach HGB bilanzieren und unsere Auftragsbücher gut gefüllt sind, gehe ich davon aus, dass wir dies in den nächsten Wochen dem Kapitalmarkt verdeutlichen und damit unseren Aktienkurs mehr als stabilisieren können.

“Das Hauptkriterium des Käufers der Zukunft wird auch weiterhin bei einem guten Preis-/Leistungsverhältnis liegen”, sagt Traumhaus CEO Sinner. Bildquelle: Pressefoto Traumhaus AG

Die Traumhaus AG verfolgt einen Mix aus Value-Strategie und Dividendenpolitik. Mit unserem Vorschlag in der Hauptversammlung am 13. Juli 2022 eine Dividende von 0,60 Euro für 2021 auszuzahlen, geben wir ein deutliches Zeichen und lassen unsere Aktionäre darüber direkt am Unternehmensgewinn teilhaben und schaffen durch teilweisen Dividendenverzicht einiger Hauptaktionäre von 70 Prozent die Basis für mehr Wachstum und nachhaltigen Unternehmensgewinn.

Das Hauptkriterium des Käufers der Zukunft wird auch weiterhin bei einem guten Preis-/Leistungsverhältnis liegen. Hinzu kommen Energieeffizienz und Innovation. Der Kauf der eigenen vier Wände bleibt auch in Zukunft sicherlich eine emotionale Entscheidung, um künftig mietfrei zu wohnen und Werte und Vermögen aufzubauen. Auch die Mieten werden durch steigende Zinsen und mit der Inflation steigen.

Natürlich kann Traumhaus sich vom allgemeinen Marktgeschehen nicht abkoppeln. Am Jahresanfang stand der DAX deutlich über 16.000 Punkte – aktuell konstant zwischen 15 und 20 Prozent niedriger, bei gut 13.000 Punkten. Traumhaus schwankt in Höhe des DAX – im Gegensatz zu anderen namhaften Immobilienwerten, die seit Beginn des Jahres einen Verlust von 40 Prozent und mehr verzeichnen.

Herr Sinner, vielen Dank für das Interview.

Bildquelle: Pressefoto Traumhaus AG