Commerzbank & Deutsche Bank: Die Sache mit den Zinsen ist kein Selbstläufer

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Steigende Zinsen sollten eine gute Sache für die Deutsche Bank (WKN: 514000 / ISIN: DE0005140008) und Commerzbank (WKN: CBK100 / ISIN: DE000CBK1001) sein. Allerdings haben die deutschen Vorzeigebanken derzeit auch mit einigen Herausforderungen zu kämpfen.

Steigende Zinsen

Seit einigen Jahren heißt es an den Aktienmärkten, dass die Banken nur auf steigende Zinsen zu warten brauchen, um so richtig durchzustarten. In diesem Jahr scheint es endlich so weit zu sein. Die Inflation erreichte in den USA im Mai einen Wert von 8,6 Prozent, sodass sich die Notenbank Fed zu einem drastischen Schritt gezwungen sah.

Die US-Währungshüter vollzogen einen “jumbo hike”. Dies bedeutet, dass der Leitzins auf einen Schlag um gleich 0,75 Prozentpunkte abgehoben wurde. Weitere drastische Schritte zur Normalisierung der Geldpolitik dürften folgen. Zur Freude der Banken. Diese Freude drückte sich beispielsweise in positiven Kursverläufen von einigen Bankenwerten aus.

Beispielsweise konnte die Commerzbank-Aktie seit Jahresbeginn 2022 trotz all der Marktunsicherheiten rund um den Krieg in der Ukraine oder die Rezessionssorgen einen Kurszuwachs um etwas mehr als 7 Prozent verbuchen. Die Aktie der Deutschen Bank verlor in der gleichen Zeit jedoch etwas mehr als 20 Prozent an Wert. Dies zeigt, dass die Sache mit den höheren Zinsen alles andere als ein Selbstläufer ist.

Die Aktien der Commerzbank und der Deutsche Bank könnten von der Aussicht auf weiter steigende Zinsen profitieren. Es bleiben aber auch einige Risiken. Bildquelle: markteinblicke.de

Ist eine Rezession unvermeidbar?

Dies zeigte sich auch am Donnerstag, als die Bankentitel regelrecht unter die Räder gerieten. Die Deutsche-Bank-Aktie beendete den Donnerstaghandel mit einem satten Tagesminus von mehr als 12 Prozent, während die Commerzbank-Aktie um knapp 12 Prozent zurücksetzte. Damit zeigt sich ein wenig die Kehrseite der Medaille, wenn es um steigende Zinsen geht. Am Markt wird nun befürchtet, dass ein Kampf gegen die hohe Inflation vonseiten der wichtigsten Notenbanken nicht ohne eine Rezession zu haben ist.

„Es ist leider unangenehmer Weise möglich, dass die Fed auf die Bremse tritt und uns in eine Rezession drängt“, sagte der Ökonom und Chief Economic Advisor bei der Allianz Mohamed A. El-Erian gegenüber Yahoo Finance. Die schnell steigenden Zinsen sind nicht der einzige Grund, warum eine Rezession befürchtet wird. Hierzulande sorgt der anhaltende Krieg in der Ukraine immer mehr für die Sorge vor einen Lieferstopp von Erdgas aus Russland, was die deutsche Industrie schwer treffen würde. Entsprechend sorgten die verstärkten Rezessionsängste für Preisrückgänge bei einigen Rohstoffen.

Das Barrel der Ölsorte Brent kostete am 14. Juni noch mehr als 125 US-Dollar. Zuletzt sackten die Notierungen auf unter 110 US-Dollar ab. Auch die Bankenwerte wurden von diesen Rezessionssorgen in Mitleidenschaft gezogen. Schließlich besteht immer die Sorge vor einer steigenden Zahl von Kreditausfällen. Alles in allem bleiben die Aktien der Commerzbank und der Deutschen Bank allerdings nicht aussichtslos, wie ein Blick auf die Charttechnik und die Einschätzung einiger Analysten zeigt.

Übergeordneter Abwärtstrend bei der Deutschen Bank

Nachdem die Aktie der Deutschen Bank im März 2020 auf 4,44 Euro zurückgeschlagen wurde, startete eine kräftige Erholungs-Rallye. Dabei konnte sich der Kurs in den folgenden knapp zwei Jahren mehr als verdreifachen und markierte im Februar 2022 ein Vierjahreshoch bei 14,63 Euro.

Doch im Anschluss gingen die Notierungen wieder in den Sinkflug über und brachen bis Mitte Juni auf zeitweise 8,50 Euro ein. Die Deutsche-Bank-Aktie notiert damit weit unter der 200-Tage-Linie (11 Euro), was den übergeordneten Abwärtstrend bedeutet. Kurzfristig betrachtet könnte es jetzt noch ein Stück weiter nach unten gehen, wobei als Nächstes ein Test der 8-Euro-Marke ansteht.

Im Fall einer Bodenbildung und neuen Aufwärtsbewegung gilt es dagegen, die 200-Tage-Linie (11 Euro) zurückzuerobern. Oberhalb wäre das nächste Kursziel das Februar-2022-Top bei 14,63 Euro. Geht es nach den jüngsten Analysten-Einschätzungen, dürfte sich bei der Aktie der Deutschen Bank kräftiges Aufholpotenzial eröffnen.

Es gibt positive Kursaussichten

Die UBS rät zum Kauf der Deutsche-Bank-Aktie und sieht das nächste Kursziel bei 16,30 Euro. Ähnlich optimistisch ist JPMorgan. Hier wurde ebenfalls im Juni eine Kaufempfehlung ausgesprochen mit einem Kursziel bei 15,00 Euro. Dort sieht man im Fall der Deutsche-Bank-Aktie eine Kaufchance. Als Begründung dienen der Blick auf die günstige Bewertung und dort speziell das Kurs/Gewinn-Verhältnis.

Zudem ist man der Ansicht, dass der deutsche Branchenprimus im kommenden Jahr die Analysten positiv überraschen könnte, während man gleichzeitig keine Kredit- und Refinanzierungsrisiken sieht. Es gelte lediglich, die Kosten im Auge zu behalten. Noch zuversichtlicher ist man bei Goldman Sachs.

Für Analysten ist die Aktie der Deutschen Bank oftmals günstig bewertet. Bildquelle: Pressefoto Deutsche Bank

Die US-Investmentbank rät zum Kauf und sieht dabei Gewinnpotenzial bis auf 19,10 Euro. Auch die Goldmänner verweisen auf die günstige Bewertung. Jedoch nicht nur bei der Deutschen Bank, sondern bei europäischen Banken (im Branchendurchschnitt wird ein Aufwärtspotenzial von 50 Prozent gesehen) insgesamt. Dank der höheren Zinsen sehen die Analysten mögliche positive Ertrags- und Gewinnüberraschungen.

Die Zinswende als Chance sehen

Das Aufwärtspotenzial für die europäische Bankenbranche gilt auch für die Commerzbank. Allerdings sehen die Goldmänner im Fall der Commerzbank auch ein mögliches Profitabilitätsrisiko im Zusammenhang mit aktuellen Diskussionen im polnischen Parlament. Daher lautet das Rating für die Commerzbank-Aktie nur “Neutral” bei einem Kursziel von 9,70 Euro (Kurspotenzial: ca. 33 Prozent).

Die UBS rät wiederum zum Kauf der Commerzbank-Aktie und setzt das nächste Kursziel auf 8,60 Euro. Berenberg hat die Einstufung für Commerzbank auf “Hold” mit einem Kursziel von 7,00 Euro belassen. Dabei wird die Zinswende in Bezug auf die Erlöse der Banken positiv gesehen. Charttechnisch sieht die Lage wie folgt aus: Auch die Aktie der Commerzbank stand zuletzt unter deutlichem Verkaufsdruck. Nachdem hier am 21. Juni ein Viermonatshoch bei 8,64 Euro markiert wurde, ging es für den Kurs zeitweise auf 7,15 Euro nach unten.

Damit könnte jetzt ein Test der bei 6,95 Euro verlaufenden 200-Tage-Linie anstehen. Ein Ausbruch nach unten würde ein charttechnisches Verkaufssignal bedeuten. In diesem Fall könnte sich weiteres Korrekturpotenzial bis zum bisherigen 2022er-Jahrestief vom März bei 5,16 Euro eröffnen. Wird die 200-Tage-Linie dagegen verteidigt, stellen sich die nächsten Kursziele auf 8,64 Euro (Top vom 21. Juni) und 9,51 Euro (Dreijahreshoch vom Februar 2022).

mE-FAZIT

Leider hängt die Kursentwicklung der Aktien der Commerzbank und der Deutschen Bank nicht nur von steigenden Zinsen ab. Das Rezessionsrisiko verhinderte zuletzt eine bessere Kursperformance und dürfte auch weiterhin das Potenzial begrenzen.

Anleger, die auf einen Aufwärtstrend bei der Deutsche-Bank-Aktie setzen möchten, können mit einem Long-Zertifikat (WKN: MD29Q9 / ISIN: DE000MD29Q91) gehebelt von Kursgewinnen profitieren. Wer dagegen bei der Commerzbank-Aktie mit steigenden Kursen rechnet, kann ebenfalls auf passende Long-Produkte (WKN: MD4G6W / ISIN: DE000MD4G6W4) zurückgreifen.

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