Fielmann schockt die Aktionäre

Bildquelle: Pixabay / newarta

Die Stimmung der Verbraucher hat sich in den vergangenen Monaten durch den Ukraine-Krieg, steigende Zinsen, die extrem hohe Inflation und Rezessionssorgen zunehmend eingetrübt. Das bekommt nun auch Fielmann (WKN: 577220 / ISIN: DE0005772206) immer stärker zu spüren.

Gewinnwarnung

Deutschlands führende Augenoptik-Kette schockte die Aktionäre am Montag mit einer Gewinnwarnung. Laut Fielmann dürfte der Vorsteuergewinn (EBT) im laufenden Jahr 2022 gegenüber 2021 von 209,7 auf 190 Mio. Euro sinken, während sich der Umsatz von knapp 1,7 auf etwa 1,8 Mrd. Euro leicht verbessern dürfte.

Die neue Firmenprognose kommt ziemlich überraschend, denn bislang stellte Fielmann im besten Fall ein Umsatzwachstum von rund zehn Prozent und eine „spürbare“ Verbesserung der Gewinnmarge in Aussicht.

Erhebliche Ergebnisbelastungen

Grund für die gekappte Prognose waren erhebliche Ergebnisbelastungen im zweiten Quartal. Nach vorläufigen Zahlen verringerte sich der Vorsteuergewinn auf Jahressicht von 54,2 auf 39,0 Mio. Euro, was der Konzern mit höheren Personalkosten und Marketing-Ausgaben erklärte. Bei den Erlösen wurde hingegen ein Anstieg von 408 auf 437 Mio. Euro verzeichnet.

Fielmann kam im zweiten Quartal ein stabiler Absatz von Sonnenbrillen und Kontaktlinsen zugute. Diese Sparten erzielen aber geringere Margen als das Geschäft mit Korrektionsbrillen, das ein schwächeres Wachstum verzeichnete.
Außerdem macht sich weiterhin die Corona-Krise negativ bemerkbar. Laut Fielmann sind die Krankenstände bei den Mitarbeitern vergleichsweise hoch.

„Der Vorstand der Fielmann-Gruppe betrachtet das aktuelle Marktumfeld mit Sorge. Der andauernde Krieg in der Ukraine, das anhaltend hohe Inflationsniveau und steigende Zinsen belasten das Konsumklima, treiben die Kosteninflation. Gleichzeitig hält die Coronavirus-Pandemie an.“

Große Sorgen bei Fielmann

Wie Fielmann erklärte, betrachtet der Vorstand das aktuelle Marktumfeld „mit Sorge“. Um die positive Erlösentwicklung fortzusetzen und die Vorsteuergewinnmarge bis 2025 auf mindestens 16 Prozent zu erhöhen, will das Management „Maßnahmen“ ergreifen. Was dabei konkret geplant ist, soll auf der Hauptversammlung am 14. Juli verkündet werden.

„Langfristig bleiben wir optimistisch: In unsicheren Zeiten kaufen die Menschen bei Unternehmen, die exzellenten Service und garantierte Qualität zu besten Preisen bieten – in der Augenoptik ist das die Fielmann-Gruppe.“

Aktie im Sinkflug

Die Gewinnwarnung ließ die Fielmann-Aktie am Montag um zwölf Prozent einbrechen. Am Dienstag setzte sich die Talfahrt zeitweise mit einem Minus von vier Prozent (aktuell: 39,50 Euro) fort, womit die Papiere jetzt so tief notieren wie zuletzt im Jahr 2013.

Kaufempfehlung der Baader Bank

Geht es nach der Einschätzung der Baader Bank, könnten die niedrigen Kurse eine günstige Einstiegsgelegenheit eröffnen. Nach der Bekanntgabe der vorläufigen Quartalszahlen hat Baader-Bank-Analyst Volker Bosse die bisherige Kaufempfehlung für die Fielmann und das Kursziel von 56 Euro bestätigt.

Laut Bosse sind die Umsätze von Fielmann besser, das Vorsteuerergebnis aber schwächer als von ihm erwartet ausgefallen. Dem Analysten zufolge ist die für 2025 anvisierte Vorsteuer-Marge mit 16 Prozent zwar bestätigt worden, Fielmann-Finanzchef Georg Alexander habe aber zugegeben, dass dies eine große Herausforderung werde.

Kursentwicklung enttäuscht seit Jahren

Charttechnisch zeigen die Trendpfeile für die Fielmann-Aktie allerdings aktuell klar nach unten. Solange sich hier keine Bodenbildung und nachhaltige Aufwärtstrendwende abzeichnet, sollten Anleger besser einen großen Bogen um den Titel machen.

Dafür spricht auch, dass die Fielmann-Aktie bereits seit dem Jahr 2017, in dem das jüngste Allzeithoch markiert wurde, nicht mehr überzeugen konnte. Denn die Aktie, die über viele Jahre hinweg als defensiver und zugleich renditestarker Titel galt, verwandelte sich ab 2017 in einen extrem volatilen Seitwärtsläufer. Und infolge der kräftigen Kursrückschläge der vergangenen Monate gehört die Fielmann-Aktie derzeit sogar zu den großen Verlierern im deutschen Nebenwerte-Bereich.

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