Baugeldzinsen: The Destruction of Paradise

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Die Zeiten einer sehr günstigen Immobilienfinanzierung gehört seit dem ersten Halbjahr 2022 der Vergangenheit an. Nicht nur Käufer sind vom drastischen Zinsanstieg bei Immobiliendarlehen durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg betroffen.

Der Traum vom Eigenheim könnte in den kommenden Quartalen für viele Menschen platzen. Denn die Finanzierung der eigenen vier Wände ist drastisch teurer geworden. Von Januar bis Anfang Juni haben die Zinsen für zehnjährige Immobiliendarlehen von rund einem Prozent auf rund 2,8 Prozent zugelegt.

Das heißt: Immobilienkäufer müssen dadurch monatlich deutlich mehr Geld für ihre Darlehensraten aufbringen als noch zu Jahresbeginn. „Die günstigen Zinssätze der vergangenen Jahre sind Geschichte“, sagt Ingo Foitzik, Geschäftsführer Baufinanzierung bei CHECK24. Ein Zahlenbeispiel zeigt es auf, wie stark die Kosten bei der Finanzierung steigen.

Die Zinskosten für Baugeld explodieren

Wer im Januar 2022 einen Kreditbetrag von 400.000 Euro, mit einer Sollzinsbindung von 10 Jahren, einer Anfangstilgung von 2,00 Prozent hatte, finanzierte diesen mit einem effektiven Zinssatz von 0,8 Prozent p.a. Die Monatsrate lag bei 933 Euro, die Zinskosten betrugen etwas mehr als 29.000 Euro.

Im Mai 2022 wiederum musste die gleiche Finanzierung mit einem effektiven Zinssatz von 2,7 Prozent p.a. angegangen werden. Die Monatsrate lag damit bei mehr als 1.550 Euro, die Zinskosten bei über 97.000 Euro auf die Gesamtzeit gesehen.

Unterm Strich hat sich bei einer Baufinanzierung von 400.000 Euro der Zinsaufwand bis zum Ende der zehnjährigen Sollzinsbindung mehr als verdreifacht. Dies dürfte aber nicht das Ende der Fahnenstange sein.

Nicht nur die Finanzierung wird immer teurer

Tendenziell gehen laut Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender des Immobilienfinanzers Dr. Klein, die Baufinanzierungszinsen weiter hoch, „denn es werden für dieses Jahr noch weitere Zinsanhebungen erwartet – und auch die Drei-Prozent-Marke dürfte demnächst erreicht werden.“ Klein sagt aber auch, dass die Dynamik von März bis Mai am Bauzinsmarkt herrschte, man nicht mehr sehen werde.

Auf der anderen Seite wird nicht nur die Finanzierung einer Immobilie teurer, sondern auch der Bau. Allein die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte lagen im Mai 2022 – drei Monate nach Kriegsbeginn in der Ukraine – um 33,6 Prozent über dem Niveau von Mai 2021. Laut dem Statistischen Bundesamt war dies der höchste Anstieg gegenüber einem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949.

Die starken Baumaterialpreis- und damit Baukostensteigerungen machen den Bauunternehmen schwer zu schaffen. (Bildquelle: markteinblicke.de)

„Die Preise scheinen weiterhin nur eine Richtung zu kennen – nach oben. Die starken Baumaterialpreis- und damit Baukostensteigerungen machen den Bauunternehmen schwer zu schaffen“, sagt Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie.

Bei Projekten, die schon vor mehreren Monaten oder gar Jahren begonnen wurden, konnte man laut Müller diese Entwicklung bei Vertragsunterzeichnung auf keinen Fall vorhersehen. Private Bauherren müssen sich auf Mehrkosten einstellen.

Unterm Strich dürften in den kommenden Monaten viele Verbraucher auf die veränderten Rahmenbedingungen reagieren. „In den ersten fünf Monaten des Jahres verzeichnen wir etwa 40 Prozent mehr Anfragen als im gleichen Zeitraum des Vorjahres“, sagt Ingo Foitzik. „Neben klassischen Baufinanzierungen suchen viele Verbraucher nach einer günstigen Anschlussfinanzierung.“

mE-Fazit

Die eigenen vier Wände sind ein hehres Ziel, aber am Ende muss die Finanzierung stimmen. Die Faustformel, die viele Immobilienfinanzierer Interessenten mitgeben lautet: Keine Kreditrate ausmachen, die höher als 40 Prozent des Nettoeinkommens ist.

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