Zoom: Suche nach den Lichtblicken

Bildquelle: Pressefoto Zoom

Zu den am häufigsten diskutierten Themen gehört in diesen Tagen an den internationalen Aktienmärkten die Frage, wie es mit den sogenannten Corona-Profiteuren wie Zoom Video Communications (WKN: A2PGJ2 / ISIN: US98980L1017) weitergeht.

Neue Chance für “Stay-At-Home”-Trades?

Im Fall des Spezialisten für Online-Videokonferenzen sorgte die Corona-Pandemie für einen kometenhaften Aufstieg. Die Menschen mussten aufgrund von Lockdowns plötzlich ihre Arbeit von zu Hause aus verrichten. Zoom half bei der Kommunikation. Auch in Schulen oder Universitäten wurde auf den Dienst zurückgegriffen, um Veranstaltungen, Meetings oder andere Zusammenkünfte digital abzuhalten.

Die sogenannten “Stay-At-Home”-Trades hatten Hochkonjunktur. Die Zoom-Aktie hatte sich im Herbst 2020 auf knapp 590 US-Dollar nach oben gekämpft. Zuletzt notierte das Papier jedoch nur noch im Bereich der Marke von 80 US-Dollar und damit rund 85 Prozent schwächer im Vergleich zu den Höchstständen. Den jüngsten Kursrutsch verursachten negativ aufgenommene Quartalsergebnisse.

Unter den Erwartungen

Zoom hatte für das zweite Quartal 2022 Erlöse von 1,1 Mrd. US-Dollar gemeldet. Ein Anstieg in Höhe von 8 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Im Auftaktquartal des Jahres war das Unternehmen allerdings noch um 12 Prozent gewachsen. Zudem wurden die Erwartungen der Analysten enttäuscht.

Diese hatten im Vorfeld der Bekanntgabe im Schnitt einen Wert von 1,12 Mrd. US-Dollar prognostiziert. Im Gegensatz dazu wurden die Erwartungen auf der Gewinnseite klar geschlagen. Der bereinigte Gewinn lag bei 1,05 US-Dollar gegenüber einem Refinitiv-Konsens von 94 Cents. Allerdings soll es sich bei Zoom um ein Wachstumsunternehmen handeln. Entsprechend dürfte das Wachstum höher gewichtet werden. Zumal Zoom mit dem Ausblick enttäuschte.

Zoom senkt die Prognose

Für das laufende dritte Quartal wird ein bereinigtes EPS von 82 bis 83 Cents bei Umsatzerlösen zwischen 1,095 und 1,100 Mrd. US-Dollar erwartet. Die Erwartungen des Marktes lagen zuletzt bei EPS und Umsatz bei 91 Cents bzw. 1,15 Mrd. US-Dollar.

Gleichzeitig wurden die Konzernprognosen für das laufende Geschäftsjahr nach unten gefahren. Für Umsatz bzw. den bereinigten Gewinn je Aktie ging es bei der Prognose von 4,53 bis 4,55 Mrd. US-Dollar bzw. 3,70 bis 3,77 US-Dollar auf 4,385 bis 4,395 Mrd. US-Dollar bzw. 3,66 bis 3,69 US-Dollar nach unten.

Für die gesenkte Prognose und das zuletzt schwächere Wachstum hatte Zoom unter anderem den starken US-Dollar und ein schwächeres Online-Geschäft verantwortlich gemacht. Erfreulich fiel dagegen der Blick auf das Geschäft mit Unternehmenskunden aus.

Geschäft mit Unternehmenskunden als Lichtblick

Analysten zeigten sich von dem Zoom-Zahlenwerk überwiegend enttäuscht. BTIG-Analyst Matt VanVliet nutzte die Gelegenheit beispielsweise für eine Senkung des Ratings für die Zoom-Aktie von “Buy” auf “Neutral”. Den Rückgang der Rentabilität und des Free Cashflow im Geschäftsjahr 2023 bezeichnete er sogar als “etwas besorgniserregend”, da sich auch das Umsatzwachstum verlangsamt hätte.

Citi-Analyst Tyler Radke hat seinerseits das Kursziel für Zoom von 91,00 auf 76,00 US-Dollar gesenkt. Hier lautet das Rating sogar “Sell”. Besonders interessant: Analyst Radke ist der Ansicht, dass selbst der gesenkte Unternehmensausblick möglicherweise nicht konservativ genug ausgefallen sein könnte. Analyst James Fish von Piper Sandler sprach wiederum von einem der schlechtesten Quartale, die Zoom seit dem Börsengang gemeldet habe. Er rechnet mit sinkenden Konsensschätzungen sowie einem höheren Barmitteleinsatz des Unternehmens, um in benachbarte Märkte schneller zu expandieren.

Etwas freundlicher fiel der Ton dagegen bei Mizuho aus. Dort wurde zwar das Kursziel für die Zoom-Aktie von 190,00 auf 120,00 US-Dollar gesenkt, das “Buy”-Rating jedoch aufgrund des anhaltend starken Geschäfts mit Unternehmenskunden bestätigt.

FAZIT

Ähnlich extrem wie der Jubel zu Corona-Zeiten über Zoom & Co ausgefallen ist, könnte nun auch ihr Abstrafen von Anlegerseite etwas übertrieben gewesen sein. Auch deshalb könnte Aufholpotenzial vorhanden sein. Zumal für Zooms Geschäftsmodell auch in einer Zeit nach COVID-19 Platz sein sollte.

Bildquelle: Pressefoto Zoom