Wieder einmal hat Mario Draghi die Märkte überrascht. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ab März für monatlich 60 Mrd. Euro Staatsanleihen und andere Wertpapiere aufkaufen. Das gesamte Programm fällt mit bis zu 1.140 Mrd. Euro deutlich größer aus als erwartet. Prompt gingen die Börsen in den Steigflug über. Seit der EZB-Entscheidung ist der DAX nicht mehr zu halten. Die 11.000-Punkte-Marke verfehlte der deutsche Leitindex bis dato nur knapp. Allein seit Anfang Jänner hat das Auswahlbarometer in der Spitze um mehr als zwölf Prozent zugelegt.
Risikofaktoren wie Griechenland oder eine erneute Eskalation der Ukrainekrise, die im vergangenen Jahr die Kurse zeitweise enorm belastet hatten, werden derzeit völlig ausgeblendet. Allein durch den jüngsten Kursanstieg ist die Marktkapitalisierung der 30 DAX-Werte um rund 65 Mrd. Euro auf insgesamt rund 1.165 Mrd. Euro angeschwollen. Während die Folgen von Draghis Geldspritzen für den Aktienmarkt also nicht von der Hand zu weisen sind, dürften die Effekte auf die Konjunktur eher begrenzt sein. Denn Experten bezweifeln, dass die Kreditvergabe durch die Banken dadurch in die Gänge kommen wird.
Indirekt, nämlich über den schwächeren Euro-Wechselkurs, dürfte es aber sehr wohl zu positiven Effekten kommen. Nach Draghis jüngster Entscheidung stürzte der Euro in der Spitze bis unter 1,11 Dollar ab. „Damit hält der Rückenwind für deutsche Exportunternehmen an, die einen hohen Marktanteil in Ländern besitzen, deren Handel überwiegend mit Dollar abgewickelt wird oder deren Währungen stark an den Dollar gebunden sind wie etwa China“, sagt Commerzbank-Analyst Markus Wallner. Im Durchschnitt erzielen DAX-Unternehmen circa 37 Prozent ihrer Erlöse in diesen Ländern. „Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass der Gewinnschub durch die Abwertung des Euro durch zwei entgegenwirkende Effekte gebremst oder vollkommen eliminiert werden können“, gibt Wallner zu bedenken: Zum einen fielen bei manchen Unternehmen hohe Produktionskosten in US-Dollar an, da sie in den jeweiligen Ländern auch Produkte herstellen. Zum anderen hatten sich viele Unternehmen zu einem großen Teil ohnehin gegen Währungsbewegungen abgesichert.
„Aber auch wenn man diese Effekte berücksichtigt, sollten insbesondere DAX-Unternehmen wie Lanxess, K+S, Bayer, Linde und BMW vom schwachen Euro profitieren“, so Wallner. Der Experte hat errechnet, dass eine Abwertung des Euro zum Dollar von zehn Prozent den DAX-Konzernen auf operativer Basis zu einem Extra-Profit von zwölf Mrd. Euro verhilft. Das entspricht einem Gewinnplus von acht Prozent. Bei den Unternehmen aus dem MDAX schlägt die Wechselkursveränderung immerhin noch mit zwei Mrd. Euro zu Buche – ein Gewinnplus von etwa sechs Prozent.
Vor diesem Hintergrund sind die Aktien von exportorientierten deutschen Unternehmen besonders interessant. Zehn solcher Titel sind im DAXplus Export Strategy Index versammelt. Das zugrundeliegende Auswahlbarometer filtert aus den Indizes DAX und MDAX diejenigen zehn Werte heraus, die den höchsten Anteil ihrer Umsätze im Ausland generieren. Einmal pro Jahr – im Juli – werden die Miglieder des DAXplus Export Strategy Index neu bestimmt, und zwar wenn die Unternehmensdaten des Vorjahres vorliegen. Das entsprechende Index-Zertifikat (ISIN DE000HV095B5) kommt von UniCredit onemarkets.
Das exportbasierte Konzept des DAXplus Export Strategy ist erfolgreich. Der Index wurde 2005 aufgelegt und bis 2002 zurückgerechnet. Seitdem hat sich der Index mehr als vervierfacht. Das entspricht einer durchschnittlichen Rendite von rund 11,35 Prozent p.a. Damit ließ das Auswahlbarometer den DAX klar hinter sich. Der deutsche Leitindex kam im gleichen Zeitraum auf einen Zuwachs von „lediglich“ rund 100 Prozent. Der MDAX konnte allerdings Schritt halten: Er legte ähnlich stark zu.
Fazit: Am 24. Oktober 2005 hat die Deutsche Börse die Berechnung des DAXplus Export Strategy Index gestartet. Der Strategieindex enthält die zehn exportstärksten Unternehmen aus DAX und MDAX gemessen am Erlösanteil, der außerhalb Deutschlands erzielt wird. Die Zusammensetzung des Auswahlbarometers wird einmal jährlich zum Verkettungstermin im Juni überprüft. Aktuell setzt sich der Index aus den DAX-Werten Adidas, Bayer, Fresenius Medical Care (FMC), Henkel, Linde und Merck sowie den MDAX-Aktien Airbus Group, Hochtief, MTU Aero Engines und Symrise zusammen. Aus der Anfangsformation vor zehn Jahren sind somit nur noch Airbus Group (vormals EADS), Bayer, FMC und Merck dabei. Das Gewicht jedes Wertes im Index beträgt zehn Prozent und ist unabhängig vom Freefloat. Die Gebühren von 0,25 Prozent pro Jahr sind moderat.
Ein Beitrag von Christian Scheid. Er ist Chefredakteur von Zertifikate // Austria und freier Wirtschafts- und Finanzjournalist. Er schreibt für mehrere österreichische und deutsche Fachmagazine und -zeitungen. Sein Gratis-Newsletter ZERTIFIKATE // AUSTRIA ist mehr als lesenswert. Hier geht es zur Anmeldung.
Bildquelle: markteinblicke.de