Foodwatch und der böse Josef, seine Bank und deren Spekulation mit Nahrungsmitteln…

Meinen Respekt. Ich bin auch erst einmal auf diese PR-Masche reingefallen und habe diese Mail gelesen. Das Ergebnis, ich schreibe nun sogar darüber. Gebe ich damit nun eine Plattform? Ich weiß es nicht. Aber sicherlich schreibe ich über das Thema anders, als es von der Verbraucherorganisation foodwatch bezweckt ist.

Eines gleich am Anfang gesagt: Ich finde foodwatch gut, aber man sollte nicht reißerisch mit PR-Meldungen umgehen. Diese kam heute ins Mailfach:

Forsa-Umfrage: Große Mehrheit fordert Deutsche Bank zum Ausstieg aus
Spekulation mit Nahrung auf – 84 Prozent halten Geschäfte für
unakzeptabel – Ackermann will im Januar über Ausstieg entscheiden

Berlin (ots) – Dass die Deutsche Bank und andere Investmentbanken
mit Agrar-Rohstoffen wie Weizen oder Mais spekulieren, halten 84
Prozent der Bundesbürger für “nicht akzeptabel”. Während gut drei
Viertel von der Politik eine strengere Regulierung der Rohstoffmärkte
fordern, sehen zwei Drittel die Institute selbst in der
Verantwortung: 66 Prozent der Bundesbürger erwarten, dass die
Deutsche Bank und andere Geldhäuser von sich aus, unabhängig von
politischen Maßnahmen, aus der Spekulation mit Nahrungsmitteln
aussteigen. Das sind die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des
Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der
Verbraucherorganisation foodwatch.

Nur 11 Prozent der Befragten halten es für legitim, wenn etwa die
Deutsche Bank Anlagen anbietet, bei denen auf Preise für
Nahrungsmittel gewettet wird. Viele Bankkunden wollen auch
persönliche Konsequenzen ziehen, falls sie erfahren, dass ihre Bank
sich an solchen Geschäften beteiligt. So möchte jeder Zweite (49
Prozent) alle Anlagen kündigen, bei denen Geld in die Spekulation mit
Nahrungsmitteln fließt. Ebenfalls 49 Prozent der Befragten wollen
darüber nachdenken, ihr Konto bei dieser Bank zu kündigen. 43 Prozent
würden Bekannten davon abraten, Kunde bei dieser Bank zu werden.

Gegenüber foodwatch hat die Deutsche Bank mittlerweile erklärt,
der Vorstand wolle bis Ende Januar 2012 über einen Ausstieg aus der
Spekulation mit Nahrungsmitteln entscheiden. Eine internationale
Arbeitsgruppe des Geldinstituts prüfe derzeit die Auswirkungen der
Geschäfte in Reaktion auf den Report “Die Hungermacher”. Darin hatte
foodwatch am 18. Oktober Belege für den Zusammenhang zwischen der
Spekulation mit Rohstoffen und steigenden Nahrungsmittelpreisen und
damit Hungerkrisen veröffentlicht. Innerhalb nur eines Tages hatten
bereits 10.000 Menschen eine E-Mail-Aktion an Deutsche-Bank-Chef
Josef Ackermann unter dem Motto “Hände weg vom Acker, Mann!”
unterzeichnet. Ackermann versprach daraufhin am 19. Oktober eine
Prüfung der Geschäfte und schrieb in einem persönlichen Brief an
foodwatch: “Kein Geschäft ist es wert, den guten Ruf der Deutschen
Bank aufs Spiel zu setzen.” Bis heute haben sich mehr als 30.000
Menschen an der Protestaktion unter www.Haende-weg-vom-Acker-Mann.de beteiligt.

Gratulation! Am Tag Eins nach den ganzen Geschichten (Staatsanwalt durchsucht Ackermann-Büro und dessen überraschender Verzicht auf einen AR-Sitz seiner Bank) so etwas zu publizieren… Wie gesagt. Mein Respekt – für die PR-Jungs von foodwatch!

Aber es geht ja noch weiter in der PM: foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode: “Das Wetten auf steigende Preise von Lebensmitteln zeigt besonders drastisch, wie rücksichtslos Banken heute das Allgemeinwohl schädigen. Herr Ackermann trägt hier auch persönliche Verantwortung, denn er ist nicht nur Bankenvorstand, sondern als Präsident des Weltbankenverbandes IIF auch oberster Lobbyist der Finanzwirtschaft. Die Menschen erwarten von ihm, dass er beispielhaft handelt: Die Deutsche Bank muss alle Anlagen aus ihrem Portfolio streichen, bei denen Geld für Wetten auf Nahrungsmittelpreise eingesetzt wird – egal, ob es Herrn Ackermann um die Hunger leidenden Menschen oder um den Ruf der Deutschen Bank geht.”

Nun würde mich interessieren, ob nicht einer bei foodwatch seit gestern Abend short gegangen ist bei der Deutschen Bank – aber ein Schelm der böses denkt. Sicher nicht, denn warum sollte man auch. Es zocken ja nur die Banken, allen voran die Deutsche Bank, die von einem bösen Schweizer (gaaanz gefährliche Menschen sind das….!) seit Jahren erfolgreich geführt wird und eben keine Staatshilfen jemals gebraucht haben.

Sorry an dieser Stelle für meinen Zynismus – aber es gibt auch nopch andere Banken wie die Commerzbank und dergleichen, die ebenfalls auf dem Rohstoff-Markt aktiv sind. Aber die Deutsche Bank anzugreifen ist gerade in diesen Tagen besonders en Vogue.

Ach ja – immerhin ist foodwatch mit seinem Geld bei der GLS BANK – das „ist die erste sozial-ökologische Universalbank der Welt“. Bin gespannt, wann da mal der erste Skandal kommt und wie man das dann bei foodwatch umgeht. Wie gesagt – ich finde foodwatch gut und begrüße deren Engagement. Aber bitte nicht auf Kosten anderer und das zu ganz bestimmt mediengerechten und verblendenden Zeiten…