Verwirrspiel um GM und Fiat

Die Zukunft von Opel unter einem Dach des Turiner Fiat-Konzerns wird immer mehr zum Verwirrspiel. Denn laut Rheinischer Post hat Fiat-Chef Sergio Marchionne bisher kein Gespräch mit der Spitze des Opel-Mutterkonzerns GM geführt. Wie ich bereits am Dienstag schrieb scheint man sich nur auf politische Gespräche mit Ministern einzulassen. Laut Rheinischer Post habe sich GM-Chef Fritz Henderson in einer internen Runde “sehr irritiert” über das Verhalten von Marchionne gezeigt. So habe Fiat einen bei Fusionsverhandlungen und Übernahmen üblichen “Geheimhaltungsvertrag” (Non disclosure Agreement) bisher nicht unterzeichnet. Auch seien die Geschäftszahlen von Opel dem italienischen Autobauer bisher nicht bekannt.

Sollte Marchionne wirklich noch keine Gespräche mit dem Opel-Eigentümer GM geführt haben, lässt dies zwei Schlüsse zu:
Zum einen ist vorstellbar, dass Fiat hauptsächlich um staatliche Zuschüsse pokert – gemäß dem Motto: “Politik bring mir Opel und genug Geld und ich streiche keine Arbeitsplätze! (vor der Bundestagswahl)” Diese Variante ist allerdings etwas blauäugig, denn trotz Politfolklore wird der Wirtschafts- oder der Außenminister Opel nicht einfach Fiat auf dem Silbertablett servieren können. Noch ist GM der Eigentümer. Es sei denn, dass hinter den Kulissen mit der US-Regierung vereinbart wurde, im Falle eines Gläubigerschutzantrags von GM und entsprechender US-Hilfen Opel gänzlich aus GM herauszulösen. Dafür gibt es aber derzeit keine Anzeichen.
Variante zwei wäre, dass sich Fiat-Chef Marchionne nur mit seiner Vision vom Weltkonzern in die Medien bringen möchte und sich damit gleichzeitig für ein Scheitern der Ehe Fiat/Chrysler ohne Opel positioniert. Denn Fiat/Chrysler stehen alleine harte Zeiten bevor und ob Marchionne dies wirklich schafft ist mehr als fraglich. Als Ausrede käme da der verpasste Weltkonzern (ohne Opel) wie gerufen: “Mit Opel hätten wir VW-Porsche und Toyota in die Schranken verwiesen, aber so bleibt uns leider nur ein hinterer Platz übrig….” Vielleicht will man auch nur von sowieso drohenden massiven Werksschließungen ablenken.

Alles in allem sind das keine schönen Aussicht für die Opelaner, denn das unsichere Warten geht weiter. Laut FTD bereitet sich das politische Berlin derzeit auf den Gläubigerschutzantrag von GM vor, wobei man dem Vernehmen nach aber keinen Überblick über die möglichen Auswirkungen einer GM-Insolvenz auf Opel habe. Als sicher gilt laut der Zeitung, dass die Rettung der europäischen Konzerntöchter dadurch erheblich erschwert werde. Es bleiben also spannende Zeiten. GM-Aktionäre steht diese im übrigen nicht mehr bevor, denn nach der Quasi-Verstaatlichung haben die Alt-Aktionäre nur noch einen kleinen Teil des Konzerns. Der Kurs der GM-Aktie befindet sich weiter auf Talfahrt.