Nasdaq: Von einer neuen Blase keine Spur

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Da werden Erinnerungen wach: Am 2. März gelang dem Nasdaq Composite erstmals seit 15 Jahren wieder der Sprung über die magische Marke von 5.000 Punkten. Der Technologieindex schloss mit einem Plus von 0,9 Prozent bei 5.008 Punkten und damit so hoch wie zuletzt im März 2000 – eine Ära, in der Bill Clinton noch Präsident war. Damals hatte der Index auch sein Allzeithoch von 5.132,52 Zählern markiert.

Als Kurstreiber fungierte das aktuelle Übernahmefieber in der Halbleiterbranche: Der niederländische Konzern NXP Semiconductors will sich den US-Konkurrenten Freescale einverleiben. Der 16,7 Mrd. Dollar schwere Deal zog sämtliche Halbleiteraktien mit nach oben – und damit auch den Nasdaq insgesamt. Auch der jüngste Kursanstieg der Apple-Aktie hat die Rallye befeuert. Die Aktie des Smartphoneherstellers ist das absolute Schwergewicht im Technologieindex.

Auch wenn der Nasdaq aktuell ein wenig schwächelt, geht die Angst vor einer neuen Blase um. Um die Frage zu beantworten, ob die berechtigt ist, hat die Investmentbank Jefferies Lou Kerner als Berater an Bord geholt. Kerner war lange Zeit als Analyst für Technologiewerte tätig, bevor er einen Fonds zu Sozialen Medien gegründet hat – „zu einem Zeitpunkt, als Social Media noch kein Massen-Phänomen war“, betont Jefferies.

Eins vorweg: Kerner sieht derzeit kaum Anzeichen für eine Wiederholung der Technologieblase. Der Nasdaq habe von 1990 bis 2000 um 26,5 Prozent pro Jahr zugelegt. Dagegen verlief der Anstieg von 9,1 Prozent jährlich zwischen 2005 und 2015 moderat. Zudem waren viele Ideen des letzten Internetbooms tatsächlich Seifenblasen, weil es mit rund 400 Mio. Menschen weltweit noch gar nicht genug Internetnutzer gab, und die Netze nicht ausgelegt waren, um viele der Ideen praktikabel umzusetzen. Heute haben drei Mrd. Menschen Zugang zum Internet – und die Netze sind schnell.

Vor allem aber schien im Jahr 2000 niemand die Frage zu stellen, wie man mit den jeweiligen Geschäftsmodellen überhaupt jemals Gewinne erzielen will. Stattdessen wurden viele Unternehmen an der Börse mit Geld überschüttet, die nicht viel mehr hatten als einen Businessplan. Heute dagegen kommen weitaus reifere Firmen an die Börse, unter anderem da die Investoren deutlich skeptischer geworden sind. Zudem sind die Geschäftsmodelle heute oftmals tatsächlich branchenverändernd.

Auch die Bewertung relativ zum Aktienmarkt ist in diesem Zyklus deutlich moderater: „Die Technologiefirmen im S&P machen nicht einmal 20 Prozent der Marktkapitalisierung aus. 2000 waren es 35 Prozent. Somit zieht Lou Kerner das Fazit, dass der aktuelle Aufschwung auf solidem Fundament gebaut ist. Allerdings macht er eine interessante Einschränkung: Die Bewertung des Aktienmarkts auf Basis des aktuellen KGVs ist mit rund 27 so hoch wie nur zweimal vorher in der Geschichte: 1929 waren Aktien mit dem 34-fachen KGV bewertet und 2000 sogar mit dem 45-fachen.

Quelle: Guidants Index-Analysen
Quelle: Guidants Index-Analysen

Eine Korrektur in den USA ist überfällig, folgern die Analysten von Jefferies. Allerdings mache es dann Sinn, sich die Gewinner der Zukunft ins Portfolio zu holen. Mit einem Tracker auf den Nasdaq 100 können Anleger diese Empfehlung in die Tat umsetzen. Einige Emittenten haben solche Papiere sogar ohne Spread im Angebot, zum Beispiel die Commerzbank (ISIN DE0007029779).

Fazit: Der Nasdaq 100 Index besteht aus 100 Aktien des Nasdaq Composite Index mit der höchsten Marktkapitalisierung, wobei die einzelnen Mitglieder anhand ihrer Marktkapitalisierung gewichtet werden. Das Anlageuniversum beinhaltet alle Unternehmen, die an der US-Computerbörse gelistet sind. Zur Erstellung einer Auswahlliste werden die Unternehmen nach der Marktkapitalisierung absteigend geordnet. Berücksichtigung finden nur Firmen, deren Börsewert nicht weniger als 0,1 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung des Nasdaq 100 an zwei aufeinander folgenden Monatsenden aufweisen und die bereits zwei Jahre an der Nasdaq gelistet sind. Ebenso müssen durchschnittlich 200.000 Aktien der Gesellschaft am Tag gehandelt werden. Die Gewichtung einer einzelnen Aktie darf 24 Prozent nicht übersteigen. Über die Zusammensetzung wird in der Regel einmal pro Jahr entschieden, die Gewichtung der gelisteten Unternehmen wird jährlich viermal geprüft. Mehrere Anbieter haben Tracker auf den Nasdaq 100 im Programm, darunter sind auch einige Papiere ohne Spread. Das ausgewählte Zertifikat der Commerzbank bildet die Wertentwicklung des Nasdaq 100 eins zu eins ab. Gebühren fallen keine an. Dividenden werden dem Index – und damit auch dem Zertifikat – nicht angerechnet.

Ein Beitrag von Christian Scheid. Er ist Chefredakteur von Zertifikate // Austria und freier Wirtschafts- und Finanzjournalist. Er schreibt für mehrere österreichische und deutsche Fachmagazine und -zeitungen. Sein Gratis-Newsletter ZERTIFIKATE // AUSTRIA ist mehr als lesenswert. Hier geht es zur Anmeldung.

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