Die US Wirtschaft hat viele Probleme. Die Notenbank weist bei jeder Gelegenheit darauf hin: die Löhne steigen kaum und die Partizipationsrate der Bevölkerung am Arbeitsleben ist nach wie vor fallend. Das sind zwei Faktoren, die das Wachstum zurückhalten. Gleichzeitig machen es stagnierende Löhne so gut wie unmöglich, dass die Inflation steigt.
Das geringe Lohnwachstum sorgt nicht nur für geringe Inflation, sondern auch dafür, dass viele einfach nicht die Mittel haben, Geld für Konsum auszugeben. Das Wachstum der Konsumausgaben war in den USA im vergangenen Jahr überraschend gering. Selbst der niedrige Ölpreis hat dem Konsum nicht auf die Beine helfen können. Amerikaner legen das Geld lieber zur Seite als es auszugeben.
Eine höhere Sparquote ist gar nicht so schlecht. Ein Problem war die immer weiter steigende Verschuldung der Haushalte. Schulden wurden in den letzten Jahren abgebaut. Ein neuer Kreditexzess ist noch nicht in Sicht. Den Konsum hemmt das. Langfristig ist es aber nachhaltiger nicht nur auf Pump zu konsumieren.
Bis vor kurzem gingen viele Beobachter noch davon aus, dass die USA in diesem Jahr ein Wachstum von über 3% schaffen würden. Diese Hoffnung wird sich wohl nicht erfüllen. Das erste Quartal sieht bisher schwach aus. Es sieht so aus, als würde sich das Wirtschaftswachstum 2015 etwas abkühlen. Das besorgt viele. Es schürt ein klein wenig die Angst davor, dass der Aufschwung zu Ende sein könnte, bevor das erste Mal die Zinsen angehoben wurden.
Die Sorgen vor einer drastischen Verlangsamung des Wachstums sind nicht ganz unberechtigt. Wahrscheinlicher als ein Abschwung ist aber ein Übergangsjahr. 2016 kann es dann zum großen Knall kommen. Dieser Knall ist nicht negativ, sondern positiv zu verstehen. Die Hoffnung auf Wachstumsraten von 3% oder mehr werden sich dieses Jahr nicht realisieren. Für 2016 stehen die Chancen dafür umso besser.
Woher soll der Wachstumsschub auf einmal kommen? Der Schlüssel für überproportionales Wachstum liegt in der Bevölkerungsentwicklung. Dabei reicht es nicht, wenn die Bevölkerung wächst. Sie wächst in den USA im Gegensatz zu anderen Industrieländern mit einer geringen, dafür aber konstanten Rate.

Wichtiger als Bevölkerungswachstum an sich ist das Wachstum von Bevölkerungsgruppen. Die wichtigste Bevölkerungsgruppe sind die 30 bis 45 Jährigen. In diesem Alter verdienen die meisten gutes Geld und können sich erstmals viele Dinge leisten, die sie sich vorher nicht leisten konnten. Das Alter von 30 bis 45 ist das Zeitfenster, indem am meisten konsumiert wird. Die 30 bis 45 Jährigen schlagen alle anderen Altersgruppen in ihren Konsumausgaben deutlich. Es ist die Altersgruppe, die Häuser baut oder kauft. Sie sind es, die sich am häufigsten ein neues Auto kaufen, am meisten für Essen, Einrichtung, Kleidung usw. ausgeben.
Seit Ende der 90er Jahre schrumpft diese Bevölkerungsgruppe in den USA. Grafik 1 zeigt den Anteil verschiedener Bevölkerungsgruppen an der Gesamtbevölkerung. Der Rückgang des Anteils der 30 bis 45 Jährigen hat für geringeres Wachstum gesorgt. Jetzt aber steigt die Zahl der Personen in dieser Bevölkerungsgruppe wieder.

Grafik 2 zeigt die Anzahl an Personen und ihren Anteil an der Gesamtbevölkerung in dieser wichtigen Gruppe. Die Anzahl ging erst Ende der 90er Jahre zurück. Im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung sank der Anteil bereits seit Mitte der 90er Jahre. Seit 2011/12 steigt die Zahl der 30 bis 45 Jährigen wieder. Relativ zur Bevölkerung gesehen erreicht der Anteil gerade die Talsohle. Ganz präzise lässt sich nicht sagen, wann der Anteil wieder steigen wird. Möglich ist das ab 2016. Es könnte allerdings auch noch bis 2018 dauern.
Anhand der Entwicklung dieser wichtigen Bevölkerungsgruppe kann man eine Prognose für das Wachstum des US-Konsums erstellen. Dabei ist man darauf angewiesen, dass die Prognosen des US Census Büros einigermaßen zutreffend sind. Treffen sie zu, dann wird die Gruppe, auf die es ankommt, bis 2028 überproportional wachsen. Das deutet ein Jahrzehnt steigender Konsumausgaben an.

In der Vergangenheit passen Bevölkerungsentwicklung und Konsumausgaben sehr gut zusammen. Grafik 3 zeigt das Wachstum der Konsumausgaben und das Wachstum der Bevölkerungsgruppe 30-45. Treffen die Prognosen einigermaßen zu, dann ist die Talsohle des Konsumwachstums 2015 oder 2016 erreicht. Ab dann sollte es deutlich nach oben gehen. Bis 2023 sollte sich das Konsumwachstum beschleunigen und ab dann wieder sinken. Erst in den 30er Jahren muss man mit einer strukturellen und länger anhaltenden Stagnation rechnen.
Die Demographie hat das Potential, einen ordentlichen (positiven) Knall auszulösen. Die einzige Sorge, die man sich machen muss liegt in der Überalterung. Die Bevölkerungsgruppe der über 60 Jährigen wächst noch etwas schneller als die der 30 bis 45 Jährigen. Für gewöhnlich fällt der Konsum im Alter wieder etwas ab. Das kann das Wachstum in der Mitte der Bevölkerungspyramide dämpfen.
Autor: Clemens Schmale, Finanzmarktanalyst bei GodmodeTrader.de.
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Bildquelle: markteinblicke.de