Wie lange können die Notenbanken noch?

Seit Jahresbeginn wundern wir uns über einen Aufwärtstrend an den weltweiten Aktienmärkten, den in dieser Form am Ende des vergangenen Jahres kaum jemand für möglich gehalten hätte. Im Falle der US-Börsen wird nun von Überhitzungstendenzen gesprochen. Aber auch im Fall anderer Aktienmärkte sieht man eine Korrektur als fast schon überfällig an. Alles möglich gemacht hat dies die lockere Zinspolitik der Notenbanken, wie die beiden Dreijahrestender der EZB, bei denen etwa 1 Bio. Euro zu 1 Prozent für drei Jahre an die Banken verteilt wurde. Und bisher gibt es nur wenige Anzeichen dafür, dass diese Politik bald aufgegeben werden könnte.

Als ein Problem könnten sich aber in den nächsten Wochen und Monaten aber die gestiegen Ölpreise erweisen. Diese Preise könnten sich bei einer möglichen Zuspitzung des Iran-Konflikts noch einmal deutlich erhöhen. Bisher bewahrheiteten sich die Inflationssorgen einiger Marktteilnehmer, trotz expansiver Geldpolitik nicht – aber angesichts eines steigenden Ölpreises könnten die sich daraus ergebenden negativen Auswirkungen für die Konjunktur sowie die Inflationssorgen wieder in den Fokus rücken und ein Umdenken bei den Notenbanken bewirken. So lange aber die Notenbank-Schleusen weiterhin geöffnet sind, sollte ein Teil des zinsgünstig verteilten Geldes auch seinen Weg in die Aktienmärkte finden.

Neben den eventuell wieder aufkeimenden Inflationssorgen bilden des Weiteren die Unsicherheiten rund um die Entwicklung der weltweiten Konjunktur, die sich aufgrund der Euro-Krise weiter verschlechtern könnte einen möglichen Grund für eine eventuelle Korrektur an den Aktienmärkten. Die Auswirkungen der Krise lassen sich bereits an den stetig schlechter werdenden chinesischen Indikatoren ablesen. Der Motor der Weltwirtschaft plant in Zukunft nur noch mit einem jährlichen BIP-Wachstum von 7,5 Prozent.

Mit Spannung dürfte auch die heute mit Alcoa beginnende US-Berichtsaison für das erste Quartal erwartet werden. Da bereits die Zahlen für das vierte Quartal, abgesehen von einigen positiven Ausreißern wie Apple enttäuschend ausgefallen sind, dürften auch die aktuellsten Unternehmensgewinne unter den Einflüssen der europäischen Staatsschuldenkrise gelitten haben.