Die deutsche Wirtschaft und die chinesische Blase

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Der Aktienmarkt musste zuletzt diverse Belastungen verdauen: Ukraine-Krise, Griechenland-Krise und jetzt die China-Krise. Doch bisher haben diese Krisen die Aktienkurse nicht entscheidend zurückgeworfen. Noch vor einigen Jahren hätten Börsianer die Frage gestellt: Was geht es mich an, wenn in China ein Sack Reis umfällt? Doch heute sieht es ganz anders aus. Heute hoffen die Anleger in aller Welt, dass in China der Sack Reis nicht wirklich umfällt. Zu bedeutend ist China für die Weltwirtschaft geworden. Die Verzahnung mit dem Aktienmarkt in Deutschland ist zwar zunächst einmal klein, weil heimische Anleger kaum direkt in chinesischen Aktien investiert sind.

Das Risiko liegt darin, dass mit dem Börsencrash der vergangenen Monate Kapital in Höhe von rund vier Billionen Dollar vernichtet wurde. Dieser Rückschlag ist zwar nach den schnellen Kursgewinnen seit Jahresbeginn nicht ungewöhnlich. Doch wir haben bereits an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass in China viele Anleger per Kredit auf steigende Aktienkurse spekuliert haben. Somit kann auch eine normale Korrektur nach einem vorangegangenen rasanten Kursanstieg für weitreichende Verunsicherung sorgen.

Jedenfalls dürften die Verluste am Aktienmarkt dazu führen, dass die Freude der Chinesen am Konsum derzeit gedämpft ist. Dies ist längst keine Theorie mehr und tatsächlich bereits an einigen Konjunkturindikatoren abzulesen. Mehr noch: Erste DAX-Unternehmen beginnen bereits ihre Prognose mit dem Hinweis auf eine schwächere Nachfrage aus China zurückzuschrauben, wie zuletzt beispielsweise VW und Infineon. Dies zeigt bereits, dass die China-Krise eine neue Dimension der Gefahr mit sich bringt. Denn von konkreten Rückstufungen der Erwartungen von DAX-Konzernen war aufgrund der Krisen in der Ukraine oder Griechenland wenig zu hören.

Das Bemerkenswerte an dem aufgebauten China-Risiko: Es hat sich ein Problem entwickelt, obwohl eigentlich nichts Ungewöhnliches geschehen ist. Auf ein rasantes Kursplus von rund 150 Prozent von Mitte 2014 bis Mitte 2015 folgte dann eine Korrektur, bei der rund ein Drittel dieser Aufwärtsbewegung wieder eingebüßt wurde. Gegenüber dem Jahresbeginn liegen die Aktienkurse sogar noch im Plus. Was wir in China sehen, ist bisher weniger ein Crash als vielmehr eine ganz normale Korrektur. Erst die hohe Anzahl an Spekulanten, die auf Kredit spekulieren, macht diesen eigentlich ganz normalen Rücksetzer an der chinesischen Börse zu einem echten Risiko.

RiegerEin Beitrag von Matthias Rieger

Er ist Chefredakteur des Hanseatischen Börsendiensts.

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