Europa und USA als Ausweg aus Panik an den Börsen, Kurssturz und Crash

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Panik an den Börsen, Kurssturz, Crash – wieder einmal liefern die Publikumsmedien schrille Begleitmusik zum Geschehen an den Börsen. Gibt es tatsächlich Grund zur Panik? Was sagen die „Big Players“? „Wir erleben eine Korrektur, nicht den Start eines Bärenmarktes“, kommentiert der internationale Vermögensverwalter Fidelity, eine der größten Fondsgesellschaften. M&G Investments wiederum verweist auf Chancen, die sich in ausverkauften Märkten ergeben, deren Fundamentaldaten sich nach wie vor als stark erweisen.

Doch blicken wir einmal genauer auf die Ereignisse: Auslöser des Kursrutsches an den Weltbörsen ist die zunehmende Unsicherheit über China. Die Börsen Shanghai und Shenzen konnten zwischen Jahresbeginn und dem Top am 12. Juni um rund zwei Drittel zulegen. Der Run auf chinesische Aktien war maßgeblich von chinesischen Kleinanlegern getrieben, die gern einmal auch auf Kredit spekulieren. Der Versuch, nach den flotten Gewinnen Kasse zu machen, kam leider ziemlich parallel mit der Abwertung der chinesischen Währung – schon war die Abwärtsspirale da. Und dass ein Börsencrash in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt (das ist China nämlich) auch die anderen Börsen beunruhigt, sollte nicht verwundern.

Gern erinnere ich an dieser Stelle an einen Leitartikel des Austria Börsenbriefes, in dem wir vor wenigen Monaten auf die Risiken hingewiesen haben, die von den Emerging Markets ausgehen. Mein Gedanke damals: Vor 15 Jahren waren Schwellenländer niedriger bewertet als die Börsen der Industrienationen, weil den Anlegern die Gefahren, die in Schwellenländern drohen, bewusst waren: Politische Instabilität, Korruption, ungesichertes Zahlenmaterial, unsicheres wirtschaftliches Umfeld. Mit dem Ausbruch der Krise 2007-2009 hat sich das umgekehrt: Anleger wurden zunehmend skeptisch gegenüber der „alten Welt“. Überalterung, starre Wirtschaftsstrukturen, niedrige Wachstumsraten gegenüber junger, wachsender Bevölkerung in den Schwellenländern, enormem Nachholbedarf und daraus resultierendem fulminanten Wachstum.

Wie sich jetzt aber immer klarer herausstellt, sieht das in der Realität ein wenig anders aus. So werden zum Beispiel immer häufiger Zweifel an der Korrektheit offiziell veröffentlichter chinesischer Konjunkturdaten laut. Sushil Wadhwani, einstiges hochrangiges Mitglied der Bank of England und der Londoner Analyst Erik Britton sind nicht die einzigen Insider, die glauben, dass China weitaus langsamer wächst als die von staatlichen Institutionen verkündeten sieben Prozent. Laut Wadhwani, der derzeit eine Vermögensberatung betreibt, sind es zwischen 1,5 und 5 Prozent, um die Chinas Wirtschaft wächst.

Die Lehren daraus? Lassen Sie sich von den jüngsten Kursverlusten nicht täuschen. Die „westliche“ Wirtschaft ist gut aufgestellt, solide finanziert und verfügt über leistungsfähige Heimmärkte. Schwellenländer sind sicher interessante Investmentziele, aber die Beben in Asien zeigen: Das Risiko ist sehr hoch. Es gibt keinen Grund dafür, dass chinesische Aktien teurer bewertet sind als europäische oder (nord)amerikanische. Als Beimischung zu breit aufgestellten Portfolios – ja, dafür eignen sich Papiere aus Asien und Südamerika, sofern man bereit ist, die Volatilitäten zu akzeptieren. Aber solide Investments haben eine andere Heimat: Nämlich Europa und Nordamerika.

Franz C . Bauer, Trend RedakteurEin Beitrag von Franz C. Bauer

Franz C. Bauer ist Chefkolumnist des Austria Börsenbriefs

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