Die Zahlenflut lässt schlimmes ahnen – Bei der Wirtschaft hört man das Stottern immer lauter

Diese Woche bringt für die Anleger in Deutschland mal wieder die Stunde der Wahrheit. Quartalszahlen. Und das in der Krise. Gestern sorgten besonders die Deutsche Bank und die Vertragsverlängerung von Bankchef Ackermann für Gesprächsstoff. Auf den ersten Blick wurde der Gewinn von 1,18 Mrd. Euro in Zeiten der Krise besonders gelobt und auch die Eigenkapitalrendite von 22,6 Prozent fand Erwähnung – mehr aber auch nicht. So ging man auch in den Tagesthemen darüber hinweg, wie es überhaupt so weit kommen konnte.

Dazu kurz DonAlphonso:

Die Bank macht Gewinn – aber der Grund ist nicht ihre tolle Investmentsparte, die Buchgewinne schreibt, sondern schlicht und einfach die staatliche Rettung der Kreditversicherung von AIG in den USA.Aus diesem Miltimilliadentopf des an sich insolventen Versicherers hat die DeuBa 9,1 Milliarden Euro erhalten.
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Die DeuBa hat sich bei der Übernahme der Postbank extrem verspekuliert, und hätte deren Aktien zum teilweise sechsfachen des Börsenkurses kaufen müssen. Im Januar dieses Jahres wurde der Deal dann modifiziert, weil die DeuBa offensichtlich mit ihrer Eigenkapitalquote ins Schleudern gekommen wäre. Nun ist es so, dass sich die Post wechselseitig an der DeuBa beteiligt – und die Post wiederum gehört zum grossen Teil dem Staat.

Halten wir fest: Ohne die staatlichen Rettungspakete in den USA würde die Deutsche Bank wahrscheinlich Verluste in Milliardenhöhe ausweisen. Zudem wirkt sich die Übernahme der Postbank nicht gerade bilanzfreundlich aus. Aber das wurde ja schön kaschiert. Aber das ist ja noch nicht alles. BlickLog und die Zeitenwende weisen auf die Nutzung von Bewertungserleichterungen hin. Somit dürfte die optisch geringere Bilanzsumme (2,2 Bio. Euro in Q1/08 vs. 2,1 Bio. Euro in Q1/09) etwa so aussagekräftig sein, wie die Kreuze unter einem Kaufvertrag. Es kann sich jetzt jeder das ausmalen was er gerne sehen würde. Soviel zum größten Bankkonzern des Landes. Die Aktie verliert den zweiten Tag in Folge.

Schauen wir stattdessen mal zu Daimler. Lange Zeit ein Hort der Stabilität. Ein Job in Untertürkheim war fast wie eine Verbeamtung, und nun? Gehaltskürzungen, Kurzarbeit, Milliardenverlust. Man darf gespannt sein wie die Schwaben wieder zurück auf die Spur kommen, denn damit ist das Schicksal einer ganzen Region verbunden. Sollten Innovationen nicht schnell neue Käuferschichten ansprechen, wird es richtig düster. Ich meine damit nicht die größere S-Klasse oder das schnellere E-Klasse Coupé, nein es geht um sparsame Motoren, alternative Antriebe und Umweltverträglichkeit im Allgemeinen. Nur wenn dies gelingt hat “de Benz” (wie man im badischen Landesteil sagt) noch eine Chance. Die Abwrackprämie geht an dem Konzern ja weitgehend spurlos vorbei, wenngleich ich auch den Eindruck habe, dass der Hype derzeit darum verebbt ist. Die Leute scheinen doch ihr Hirn einzuschalten und machen sich angesichts der Krise keine Gedanken um eine neues Fahrzeug. Laut Bafa sind bis heute 480.160 Anträge nach dem alten Verfahren und 872.982 Anträge nach dem Reservierungsverfahren eingegangen. Dennoch kann die Daimler-Aktie heute deutlich zulegen.

Bei den beiden Urgesteinen der alten Bundesrepublik sieht es also nicht so gut aus. Dagegen ist die Gewinnwarnung von Siemens vielleicht wirklich eher ein Luxusproblem? Die Zahlen an sich waren ja noch pasabel, wenngleich auch Konzernchef Löscher Optimismus verbreitet: “Angesichts der sich weiter zuspitzenden Krise der Weltwirtschaft können wir mit den Zahlen des zweiten Quartals zufrieden sein. Wir haben uns insbesondere im Vergleich zum Wettbewerb gut geschlagen.” Um zu sehen wie toll man dasteht sucht man sich am besten eine Krücke und GE ist definitv eine… An der Börse jedenfalls werden die Zahlen positiv aufgenommen. Die Siemens-Aktie verzeichnet ein Plus von 3,3 Prozent.

Ansonsten sieht es auch nicht gut aus: Die eigentlich konjunkturressistente Pharmabranche glänzt ebenfalls nicht und Bayer veröffentlicht enttäuschende Zahlen. Und selbst der Walldorfer Softwareriese SAP kann nicht überzeugen. Auch hier einbrechende Gewinne. In der Folge geben beide Aktien heute deutlich nach. Bei Bayer geht es um 3,5 Prozent und bei SAP um 1,5 Prozent nach unten.

Alles in allem sind das keine wirklich positiven Zeichen, dennoch hält sich die Börse weiterhin stabil. Die Frage ist nur, wie lange noch. Denn trotz des unglaublichen Optimismus wird die Börse auf Dauer die Realität nicht länger ausblenden können… das Stottern der Wirtschaft ist einfach zu laut.