Um 10: Spannung erreicht Höhepunkt – Börsianer blicken nach Malta

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Heute steht an der Börse ein Inselstaat im Südosten Europas im absoluten Blickpunkt. Im nur 316 Quadratkilometer kleinen Malta mit nicht einmal einer halben Million Einwohnern wird heute durch die Europäische Zentralbank über Milliarden Euro entschieden, sowohl was ihre Anleihekäufe als auch am Ende höchstwahrscheinlich die Kurse und damit die Marktkapitalisierung an den Börsen angeht. Die Erwartungshaltung der Anleger ist groß, erst Recht, nachdem die EZB selbst, unter anderem durch Ratsmitglied Ewald Nowotny, die Spekulationen auf zusätzliche geldpolitische Stimuli mehrfach angeheizt hat.

Zuletzt hatte Christian Noyer, ebenfalls Ratsmitglied, versucht gegenzusteuern, mit der Einschätzung, dass die jetzigen Maßnahmen gut kalibriert seien. Auch mit Blick auf die verbesserten Kreditbedingungen in der Eurozone ist es nicht auszuschließen, dass die EZB vorerst bei ihrer üblichen Rhetorik bleibt. Da aber gerade in den vergangenen Tagen die Aussicht auf zusätzliche Liquidität die Aktienkurse hat steigen lassen und ein gewisses Mehr an Liquidität in die Kurse eingepreist wurde, ist das Risiko für eine Gegenreaktion bei einem Ausbleiben solcher Maßnahmen sehr hoch. Die EZB ist dabei wieder einmal in der Zwickmühle: Sie darf einerseits die geschürten Hoffnungen nicht komplett abwürgen, andererseits wird sie auch versuchen müssen, die Konjunktursorgen nicht weiter anzufachen.

Daneben bleibt aber auch die Quartalsberichtssaison im Fokus der Marktteilnehmer. Daimler lieferte am Morgen bereits respektable Zahlen ab, nach denen es aber zunächst zu leichten Gewinnmitnahmen kam. Insbesondere die Caterpillar-Zahlen werden heute genau beobachtet. Eine der wichtigsten konjunkturellen Wetterfahnen hat bereits Ende vergangenen Monats Stellenstreichungen angekündigt und die Umsatzerwartung für 2015 zurückgenommen. Sollten nun die Zahlen das triste Bild noch weiter eintrüben, könnte dies die Stimmung am gesamten US-Aktienmarkt beeinträchtigen.

Aus charttechnischer Sicht ergibt sich im DAX das Risiko eines Fehlausbruchs, sollte der DAX jetzt wieder unter die 10.200-Punkte-Marke fallen. Auf der Oberseite steht die 10.330-Punkte-Region im Fokus. Eine Zwischenstation stellt das 78,6%-Retracement der Abwärtsbewegung von der 10.500 bis zur 9.300 dar, welches um 10.270 Zähler liegt und gestern angelaufen wurde. Über 10.330 Zähler rückt übergeordnet die 10.525-Punkte-Marke ins Rampenlicht. Sollte sich die 10.270er Marke allerdings als hartnäckiger Widerstand erweisen, rückt die 9.888-Punkte-Marke ins Visier, da ein Bruch dieser das Risiko einer Abwärtsbewegung bis zur 9.750er Zone offenlegt.

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Andreas PaciorekEin Beitrag von Andreas Paciorek

Er ist Market Analyst Germany & Austria beiCMC Markets, Frankfurt.
Davor arbeitete er bei der Bank of Tokyo Mitsubishi in Frankfurt sowie bei der Varengold Bank. Paciorek hat ein Diplom der Universität Bonn im Bereich Regionalwissenschaften Japan mit Schwerpunkt Wirtschaft.

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