Um 5: DAX springt dank schwachem Euro an – Geldpolitische Fantasie löst Unsicherheit ab

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Zum heutigen Handelsstart und nach nur mäßigen Vorgaben aus Übersee sah auch am deutschen Aktienmarkt zunächst alles danach aus, als sollten die Kurse heute keine großen Sprünge machen. Immerhin schwebte da auch das Damoklesschwert zunehmender geopolitischer Spannungen im Nahen Osten über dem Markt.

Aber weit gefehlt, ab 10 Uhr nahm der Deutsche Aktienindex im Gleichklang mit einem fallenden Euro wieder Anlauf auf den technischen Widerstand knapp über 11.000 Punkten bestehend aus 200-Tage-Linie und Abwärtstrendkanal. Die Gemeinschaftswährung fiel unter 1,06 US-Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit Februar, was den DAX dann die Hürde mit offensichtlicher Leichtigkeit nehmen ließ.

Was die Geopolitik angeht, geht der Markt nach deeskalierenden Versuchen der Türkei davon aus, dass nach dem neuerlichen Zwischenfall die Allianz gegen den IS-Terror nicht bröckelt und die Lage in der Krisenregion nicht weiter eskaliert. Da alle Beteiligten genau daran eben nicht interessiert sind, sollten sich die Auswirkungen auf die Finanzmärkte auch in Grenzen halten, so die Argumentation an der Börse.

Was den fallenden Euro angeht, ist dieser einerseits selbst ein Katalysator für europäische Aktien, aber andererseits beflügelt auch der Grund warum er fällt. Je näher die Sitzung der Europäischen Zentralbank am 03. Dezember rückt, verstärken sich die Gerüchte am Markt, dass die Geldpolitiker tatsächlich nicht nur an Laufzeit des Anleihekaufprogramms und Banken-Einlagezins drehen, sondern auch die Käufe auf noch mehr und auch risikoreichere Papiere ausweiten wollen.

Ein deutscher Aktienindex wieder in der Nähe von 11.200 Punkten, damit so hoch wie das letzte Mal im August und nun ein gutes Stück entfernt von seinen ehemaligen Widerständen hat jetzt tatsächlich die Chance, getrieben von der geldpolitischen Fantasie, in die Jahresendrally überzugehen. Wie viel wir davon schon in den kommenden beiden Handelstagen sehen werden, hängt davon ab, ob der Index aus eigenem Antrieb die notwendige Dynamik entfalten kann. Denn in den USA bleiben die Börsen morgen geschlossen und auch am Freitag sollten sich die Aktivitäten der US-Investoren in Grenzen halten.

Jochen StanzlEin Beitrag von Jochen Stanzl

Er ist Chef-Marktanalyst bei CMC Markets, Frankfurt.
Davor war Jochen Stanzl über 15 Jahre bei der BoerseGo AG als Finanzmarktanalyst tätig und hat unter anderem die Portale GodmodeTrader, Jandaya und die Investment- und Analyseplattform Guidants mit aufgebaut und als erfolgreiche Kanäle in der deutschen Trading-Community etabliert. Sein analytischer Fokus liegt auf der Kombination aus technischer und fundamentaler Analyse von Währungen, Rohstoffen, Anleihen und der weltweiten Aktienmärkte.

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