Gerry Weber: Neues Vertrauen muss her

Bildquelle: Pressefoto Gerry Weber International AG

Die Aktie des Modekonzerns Gerry Weber (WKN 330410) gehörte zu den großen Verlierern 2015. Fast Dreiviertel an Börsenwert gingen infolge mehrere Gewinnwarnungen flöten. Nun soll es eine Umstrukturierung richten.

Um Zuge der Veröffentlichung der Zahlen zum Geschäftsjahr 2014/15 (1. November 2014 – 31. Oktober 2015) kündigte Gerry Weber eine Neuausrichtung an. Während der Konzernumsatz um rund 8,1 Prozent auf 920 Mio. Euro gestiegen ist, sank das operative Konzernergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) von 134,2 Mio. Euro auf 115 Mio. Euro. Dabei trug die seit Februar 2015 einbezogene HALLHUBER-Beteiligung 10 Mio. Euro zum Konzern-EBITDA bei. Das Betriebsergebnis EBIT wiederum sank von 108,9 Mio. Euro auf 79 Mio. Euro. Das Management führt diese Entwicklung vor allem auf dem Rückgang der margenstarken Umsätze aus dem Wholesale Geschäft sowie der vergleichbaren GERRY WEBER Core Retail Flächen zurück. In der Folge reduzierte sich die EBIT-Marge des Konzerns von 12,8 Prozent auf rund 8,6 Prozent.

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Gerry Weber-Filiale
Man sieht: Unabhängig der grundsätzlich sinnvollen HALLHUBER-Übernahme liegt bei Gerry Weber einiges im Argen. Umsatzwachstum ist eben nicht alles. Nun müssen auch die entsprechenden Erträge her, doch das ist im Schnäppchen-verwöhnten Deutschland nicht so leicht. Gerry Weber will die Kurve nun durch eine Neuausrichtung/Umstrukturierung oder wie auch immer man die Maßnahmen nennt, kriegen. Konkreter wurde der Konzern indes heute noch nicht. Wir müssen uns bis zur Bilanzpressekonferenz am 26. Februar 2016 gedulden. Dann will Gerry Weber detailliert über das Programm, dessen Ziele und einzelne Maßnahmen berichten.

Analysten gaben sich ob der Zahlen nicht sehr optimistisch. Hauck & Aufhäuser reduzierte im Rahmen der “Hold”-Einstufung das Kursziel von 15 auf 12 Euro – in etwa das heute erreichte Kursniveau. Es wird erwartet, dass der Umbau auf der Profitabilität lasten wird. Ganz so kritisch sieht man dies bei der DZ Bank nicht. Dort wurde zwar der faire Wert von 21 Euro auf 16,50 Euro gesenkt, die “Kaufen”-Empfehlung aber beibehalten.

Bei der Baader Bank erwartet man mit Blick auf den Umbau ein weiteres Übergangsjahr, weshalb das “Hold”-Rating mit Kursziel 17 Euro beibehalten wurde. Ähnlich sieht man es bei der Commerzbank, wo man die Aktie von “Sell” auf “Hold” hochgestuft hat und das Kursziel von 25 auf 13 Euro fast halbiert hat. Wenig optimistisch ist man auch bei Warburg Research (“Hold”, Kursziel 19 Euro).

Chart: Comdirect
Chart: Comdirect

Mit Blick auf den Kurssprung am Dienstag zeigt sich: Die Erwartungen an die Neuausrichtung sind gewaltig – sie können eigentlich nur enttäuscht werden. Gerry Weber muss nun erst einmal Vertrauen zurück gewinnen. Daher wird es spannend sein, was das Management sich ausgedacht hat. Bis dahin heißt es abwarten und nicht zu sehr auf ein rasches “Wunder” hoffen. Dennoch könnte der heutige Kurssprung noch einige neue Käufer anlocken. Optimisten, die gehebelt auf einen raschen Umbauerfolg von Gerry Weber setzen wollen, können zum MiniFuture long (WKN DG90SC) greifen. Skeptiker wie ich, warten wohl besser noch etwas auf fundierte Fakten zum Umbau. Gerry Weber hat schließlich im letzten Jahr gezeigt, dass das Vertrauen nicht gerechtfertigt war. Neues Vertrauen muss also her und dazu gehören operative Erfolge!

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