Niall Ferguson und seine düsteren Aussichten

Der britische Wirtschaftshistoriker Niall Ferguson hat in einem Interview in der Welt düstere Aussicht für Deutschland aufgezeigt. Er bezieht sich wieder einmal sehr stark auf die Ereignissmuster der Vergangenheit. Daher sind manche Schlussfolgerungen meiner Meinung nach nicht unbedingt zutreffend. Aber das soll jeder selbst entscheiden.

Ich will mal kurz seinen Roten Faden aufgreifen: Ferguson erwartet keine große Depression, aber eine schwere Rezession. Die derzeitige Entwicklung am Aktienmarkt sieht er noch nicht als Silberstreif am Horizont. Für Deutschland sieht er noch jede Menge Probleme im Anflug.

Besondere Gefahren für die deutschen Geldhäuser kommen aus der Eurozone und aus Osteuropa. Wenn dort ein Land bankrottgehen sollte – und das nächste Argentinien sehe ich im Osten -, droht Deutschland ein neues Danat-Fiasko.

Besonders den Danat-Vergleich (also die Darmstädter und Nationalbank) halte ich für unzutreffend. Wenngleich die Gefahren, die besonders in Österreich schlummern sicher nicht zu unterschätzen sind. Daneben sollte man auch berücksichtigen, welch ein “Schwarzes Loch” eine Bank wie die HRE darstellt.

Ein Ende der Krise sieht Ferguson erst wenn sich die Preise am Immobilienmarkt stabilisieren und die Verbraucher wieder Zutrauen schöpfen. Seiner Ansicht nach werden sich die USA weitaus schneller aus der Krise arbeiten als Europa oder gar Japan. Infolge der drastisch ausgeweiteten Geldmengen erwartet der Historiker denn auch auch eine deutliche Inflation, allerdings keine Hyperinflation mit drei- oder vierstelligen-Teuerungsraten. Eher im einstelligen Bereich und über der 5-Prozent-Marke. Diese Entwicklung sehe ich auch genauso. Somit dürften auch in Deutschland bzw. Euroland alle Stabilitätskriterien a la Maastricht der Vergangenheit angehören.

Zum Schluss hat Ferguson auch noch einige Anlagetipps:

Ein Teil meines Vermögens ist in historischen Immobilien investiert. Ansonsten agiere ich als Anleger derzeit defensiv. Drei Viertel meines Portfolios sind aktuell Cash-Positionen, denn noch sind die Risiken groß. Auf meinem britischen Tagesgeldkonto bekomme ich derzeit vier Prozent, und das bei rückläufigen Preisen. Langfristig halte ich Rohstoffe für interessant, wobei Gold nicht mein Favorit ist.
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Für Investoren ist es eine kluge Strategie, darauf zu schauen, was Peking kauft, und das in ihrem eigenen Depot nachahmen.

Alles in allem dürfte das aufgezeigte Szenario nicht sehr weit von der Realität weg sein. Von daher warten wir einmal gespannt ab, wie sich das Ganze entwickelt.