USA – Mehr Schein als Sein?!

Liebe Leser: Vielen sind die vereinigten Staaten von Amerika als Land der unbegrenzten Möglichkeiten bekannt! Wenn man jedoch einen genaueren Blick auf das Land und seine Strukturen in den unterschiedlichsten Bereichen wirft wird schnell klar, dass vieles auf der anderen Seite des Atlantiks doch mehr Schein als Sein ist!
Im Folgenden nun einige Punkte, die diese These stützen und zum Nachdenken anregen werden:

Das Gesundheitssystem:

Eine Krankenversicherung für jeden Amerikaner! Dieser Slogan zierte viele Werbeplakate doch bisher hat Barack Obama es in seiner ersten Amtszeit als US-Präsident nicht geschafft eben dieses Versprechen umzusetzen. Die in den USA sogenannte „Obamacare“ soll dafür sorgen, dass praktisch jeder Amerikaner eine Krankenversicherung bekommt und es auch Menschen mit Vorerkrankung möglich ist sich zu versichern. Des Weiteren soll die marode Struktur im äußerst ineffizienten US-Gesundheitssystem verbessert werden indem z.B. die Kosten pro Patient von ca. 12.680$ um 2.500$ gedrückt werden und mehr Effektivität und Kostenersparnis u.a. durch eine durchgehend elektronische Verwaltung erreicht werden soll. Insgesamt verschlingt das amerikanische Gesundheitswesen jährlich 2,6billionen $ (!), und trotzdem ist hingegen jeder 6 (!) Amerikaner unter 65 ohne Versicherung. Ein Zustand, der z.B. hier bei uns in Deutschland undenkbar wäre und in vielen Zügen an Zustände eines Entwicklungslandes erinnert! Hier konnte durch die Wiederwahl Obamas nun endlich Gewissheit für die Durchsetzung geschaffen werden und zu mindestens in diesem Punkt holen die USA im Vergleich zu vielen Industrieländern ein wenig auf. Wohlgemerkt holt hier ein Land aus das als Lokomotive der Weltwirtschaft gilt oder besser galt.

Infrastruktur:

Grundsätzlich ist die Infrastruktur in den USA mit einem simpel bedachten System ausgestattet, was man ja z.B. an die schachförmigen Straßenführungen in den Großstädten sieht. Wenn man sich nun jedoch die Umsetzung anschaut, mit Stromkabeln die ungesichert über den Straßen verlaufen, Stromausfällen, weil Versorger nicht in der Lage sind kontinuierlich zu liefern sowie auch komplett veraltete und marode Telekommunikationsnetze, ist an ein simpel funktionierendes System nicht zu denken. In Zahlen bedeutet dies u.a., dass die USA in Sachen Energieversorgung lt. einer Studie des „World Economic Forums“ nur auf Platz 32 landet. Selbst Länder wie Slowenien und Portugal sind hier besser aufgestellt! Man beachte, dass hier nicht über ein Entwicklungsland berichtet wird, sondern um eine der weltführenden Wirtschaftsmächte. Ein Vergleich der Zeitschrift „Die Zeit“ hat festgestellt, dass die aktuelle Infrastruktur der USA mit dem Chinas zu vergleichen ist. Allerdings mit dem Stand Chinas von vor 20-30 Jahren – also den 80zigern.

Weitere Fakten belegen, dass jede 4. Brücke instabil ist, die Straßen voller Schlaglöcher sind und sowohl Häfen als auch Kanalisation als total veraltet und marode gelten. Ich sehe hier ein großes Risiko, da die USA somit Gefahr laufen, den Anschluss zu verpassen und später enorme Verluste dadurch einzufahren, dass z.B. Häfen die nächste Generation an noch größeren Containerschiffen nicht mehr aufnehmen können. Ein Schaden der viel Geld kosten wird und das gerade in einem Land, das ja so sehr auf XXL steht. Verschuldet hat dies ebenso die Politik, die zu lange nicht gehandelt. Hier hat sicher der Rückstand mittlerweile so sehr zugespitzt, dass ein riesiger Kraftakt verbunden mit einem unglaublichen Investitionsvolumen von ca. 107 Milliarden Dollar nur für den Ausbau des Stromnetzes nötig wäre, um wieder aufzuholen.
Das all diese Tatsachen der US-Industrie schaden und somit ein unglaubliches Potential an Wirtschaftskraft verloren geht liegt dabei auf der Hand.

Verschuldung:

Die Verschuldung in den USA hat in den letzten Jahrzenten ein unglaubliches Ausmaß angenommen (siehe Grafik). Mit aktuell 335,2 % des BIP ist klar, warum die USA momentan vor so vielen Problemen bei ihren andauernden Verhandlungen über den neuen US-Haushalt stehen. Zur Anmerkung: Für die Euro-Länder ist lediglich eine Verschuldung von 60%(!) erlaubt. Diese Rate wird zwar auch hier von vielen noch nicht eingehalten jedoch bewegt sich keiner in so fernen Gewässern wie die USA. Wie sich an der Grafik erkennen lässt, zieht sich die wachsende Verschuldung seit 1966 durch alle Bereiche der Wirtschaft. Dazu passen häufig Aussagen aus den USA, dass eben US-Bürger nicht, wie es häufig in Deutschland der Fall ist, auf Ihr Kontoguthaben schauen sondern lediglich auf den möglichen Dispositionsrahmen. Mehr als 3 Kreditkarten gelten als Selbstverständlich und die Banken, sowie die Politik spielen dieses Spiel munter mit. Eben u.a. dadurch entwickeln sich daraus resultierend Blasen, wie zuletzt die Immobilienblase, bei der Häuser von Menschen gekauft oder gebaut wurden, dessen finanzielle Situation dies bei weitem nicht zuließ. Vom Leben über den Möglichkeiten kennen wir hier in Europa ja aber auch genug, wenn man den Blick einmal in die Peripheriestaaten lenkt. Nun nachdem der Crash der einen Immobilienblase überstanden ist hat sich mit der Schuldenblase eine weitere angekündigt und wie bereits ihre Vorgängerin, die Weltwirtschaft kräftig ins Wanken gebracht.


*Daten Federal Reserve St. Louis

Die Geldmenge in den USA ist in den letzten Jahrzenten exzessiv gestiegen (siehe Grafik). Verschwörungstheoretiker unterstellen der USA hier bereits eine Vertuschungsaktion dadurch, dass die Statistiker der FED seit 2006 die Geldmenge M3 nicht mehr mit auswerten! Vielleicht ein wenig stille Kritik äußerte u.a. die Bundesbank damit, keinen Kommentar dazu abgeben zu wollen!

Durch die Wiederwahl von US-Präsident Barack Obama, dürfte auch der Notenbankchef Ben Bernanke weiter in seinem Amt bleiben, was eine weitere exzessive Geldpolitik der omnipotenten Federal Reserve versprechen dürfte. Und obwohl sich die US-Wirtschaft momentan ein wenig zu erholen scheint, was sich u.a. an daran abzeichnet, dass der Arbeitsmarkt sich zu stabilisiert, halte ich weitere exzessive Anleihekäufe sowohl auf dem Primär- sowie dem Sekundärmarkt auch nach „Quantitative Easing 3“ für nicht ausgeschlossen!

Bernanke selbst sieht im aktuellen Streit um den US-Haushalt und die sogenannte Fiskalklippe eine riesen Gefahr und schließt einen „großen fiskalischen Schock“ nicht aus, wo dann selbst die Notenbank nicht mehr eingreifen könne. Der erneute Weg in die Rezession, die den US-Bürgern bereits in der vergangen Jahren viel Leid beschert hat, „wäre dann nicht auszuschließen“ und meiner Meinung nach vorprogrammiert. Viele Auswirkungen davon sind bekannt und bereits oben beschrieben. Des Weiteren berichtete das Nachrichtenmagazin Bloomberg vor kurzem erst über eine stark gesunkene Geburtenrate in den USA, die sich ebenso auf die schlechte wirtschaftliche Lage im Land zurückführen ließe.

Auswirkungen auf die Märkte:

Für mich persönlich sind die USA momentan für Investments im ordentlichen Chancen/Risiko-Verhältnis eher ungeeignet. Aufgrund der maroden Struktur im Land und der wackeligen Lage des Haushaltes gibt es zu viele risikobehaftete Faktoren, die eine Anlage in Aktien dort unattraktiv erscheinen lassen. Sicherlich ist, so denke ich, die Wiederwahl von Obama, dessen Politik ja ebenso wie die der Republikaner, auf einem kapitalistischen Wirtschaftssystem basiert, hilfreich für die Aktienmärkte. Denn schließlich ist bekannt, dass er ein Verfechter vom bereits angesprochenen FED-Präsidenten Ben Bernanke ist, der offen zu einer aggressiven Geldpolitik steht, was sich durch die erhöhe Liquidität immer positiv für die Aktienmärkte auszahlt. Jedoch auch er ist der Meinung, die erlaubte Schuldengrenze der USA zu Beginn 2013 weiter anheben zu müssen um weiterhin Staatsanleihen bedienen zu können. Daraus ist zu schließen, dass auch er einen Verzug im Zahlen der Verbindlichkeiten sieht, was ein erster Schritt der Staatspleite ist!

Bei erhöhter Schuldengrenze, einem Kompromiss im „Fiscal-Cliff“, sowie sich bisher abzeichnenden guten Umsätzen im Vorweihnachtsgeschäft lassen sich sicher aber auch ertragreiche Investments finden. Für spekulative Anleger, die ebenso ein wenig den Nervenkitzel suchen und ständig in der Situation sind, die Lage zu beobachten und dies auch möchten, bestehen sicher Möglichkeiten. Das Chancen-Risiko-Verhältnis jedoch befindet sich für mich aktuell nicht im Rahmen.

Andreas Meyer ist momentan Student der „Internationalen Betriebswirtschaftslehre“ in Frankreich und beschäftigt sich bereits seit seinem 16. Lebensjahr mit dem weltweiten Börsengeschehen. Er konnte bereits professionelle Erfahrungen im Derivategeschäft, sowie Asset Management sammeln und hat im März 2012 mit der Gründung der Firma „A.M. Capital Research“ den Weg in die Selbstständigkeit angetreten.