DAX Charttechnik: Euphorie sieht anders aus

2012 war das Jahr der Eurokrise. Und es war das Jahr der Notenbanken, die sich entschieden haben auf dem Pfad der expansiven Geldpolitik die Büchse der Pandora zu öffnen. Wirkliche Euphorie kommt aber trotz „Liquiditätsflut“ dennoch nicht auf, auch wenn der DAX kurz vor dem Jahresende ein Plus von 29 Prozent vorzuweisen hat. Die von Bloomberg und dpa-AFX befragten Experten der wichtigsten Finanzinstitute räumen den europäischen Aktien im kommenden Jahr im Mittel eine Performance von 6,45 Prozent ein – nicht einmal halb so viel, wie im Jahr 2012.

Der Grundtenor bleibt verhalten optimistisch, wobei kaum ein Experte dem Aufschwung wirklich zu trauen glaubt. Das liegt auch daran, dass eine expansive Geldpolitik zwar kurzfristig beleben kann, die mittel- bis langfristigen Wachstumseffekte sind aber meist nur sehr gering. Das weltweite Wachstum bleibt daher im kommenden Jahr die große Unbekannte. „Während es 2011 und 2012 darum ging an den Börsen die Karre aus dem Dreck zu ziehen, gilt es jetzt Schwung aufzunehmen. Doch ich bin da sehr skeptisch“ resümierte jüngst mein Kollege Sebastian Jonkisch (Dipl. Volkswirt). Nachvollziehbar ist die Skepsis auf jeden Fall. Beispiel BMW: Die Münchener beeindrucken im Augenblick mit atemberaubenden Absatzzahlen im zweistelligen Wachstumsbereich. Auch der Umsatz zieht logischerweise deutlich an. Doch die Gewinne im zweiten und dritten Quartal waren unter dem Strich gegenüber dem Vorjahreszeitraum rückläufig. Was bringt es also wenn man seine Produkte auf dem Altar der Absatzsteigerung opfert? Oder anders ausgedrückt: Am Ende zählt eben doch was unten rauskommt. Und das werden wir 2013 sehen.

Ebenfalls kritisch betrachten wir das Wachstum in China. Es ist ja schon fast lächerlich, wenn die Märkte ein Plus hinter dem Komma bei den Einkaufsmanagerindizes als Erfolg feiern. Aber keine Angst, so einen „Knaller“ wie in Griechenland wird es wohl nicht geben. Vielmehr dürfte sich ein schleichender Prozess einstellen, in dem das Rezessions-Monster still und heimlich am Wachstumsplus knabbert. „Emerging-Markets“ sind jedenfalls im Augenblick nicht wirklich ein „heißes“ Thema – und wohl auch nicht im kommenden Jahr.

Und wie war 2012 für Prime Quants? Vor genau einem Jahr haben wir das Trading-Produkt DAX-Daytrading gestartet. Seitdem steht eine Performance von rund 78 Prozent zu Buche. Sind wir damit zufrieden? Naja, zwar haben wir den DAX in diesem Jahr outperformt, allerdings hatten wir auch oft wirklich richtig Pech. Mir fällt da sofort der Long-Einstieg bei 6.973 Punkten Mitte November ein, aus dem wir ärgerlich rausgeworfen wurden, weil wir den Stop-Loss zu schnell auf Break-Even gesetzt haben. Das gleiche Spiel lief übrigens in den vergangenen Sitzungen als wir bei 7.643 Punkten in DAX-Puts aktiv geworden sind. Auch hier gab es nur eine Nullrunde. Nun gut, kleine Abschläge muss man im Trading verkraften können – aber trotzdem sind diese Nadelstiche immer wieder ärgerlich. Gerade wenn man sieht, dass sich der DAX dann heute doch in die gewünschte Richtung orientiert.

Im Endeffekt lässt sich das Aktienjahr 2012 mit dem Unwort des Jahres 2010 sehr gut beschreiben: alternativlos. Richtig, weil es eben im Augenblick nicht wirklich eine Alternative zur Aktienanlage gibt. Angesichts der extrem niedrigen Zinsen gewinnen eben auch Dividenden wieder an Bedeutung. Da passt es natürlich perfekt ins Bild, dass die Schuldenkrise scheinbar an Dramatik verloren hat und die Hoffnung auf Stabilisierung an den Märkten Einzug nimmt. Von dem Auseinanderbrechen der Eurozone wird jedenfalls schon lange nicht mehr gesprochen. Kann es daher nicht sein, dass die Aktienkurse steigen obwohl die Gewinnentwicklung mau bleibt. Möglich ist vieles, aber was wir den Märkten ganz konkret für Chancen einräumen und welche Market Mover wir in den kommenden Monaten auf der Rechnung haben, lesen Sie in unserem 2013er-Ausblick in der kommenden Woche.

Ich wünsche Ihnen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest

Ihr
Sebastian Hoffmann

Sebastian Hoffmann ist Trading-Analyst bei Prime Quants. Dort ist er vor allem für die Intraday-Analysen, die Handelssysteme und die Trading-Services verantwortlich.