Schlussgong: Krisenerfahrungen 2000 bis 2003 zahlen sich jetzt aus

An den Aktienmärkten klettern die Kurse weiter gen Norden. Ein Teil des Aufschwungs ist fundamental berechtigt, da das Konjunkturtal überwunden wurde und viele Unternehmen im 2. Halbjahr wieder mehr verdienen, oder aber zumindest die Verluste begrenzen. In den Kursen steckt zusätzlich auch die Hoffnung auf eine Erholung in V-Form: Erst steiler Absturz, dann steile Erholung. Nach den 3 Tagen auf dem Eigenkapitalforum und Gesprächen mit mehr als ein Dutzend Vorstandsvorsitzenden muss ich jedoch sagen: In den Unternehmen ist bei den Auftragseingängen kein V sichtbar. Die Lage bessert sich oft nur relativ langsam (von einigen Ausnahmen abgesehen). Im Jahr 2010 wird mit Sicherheit noch nicht wieder das Gewinn-Niveau von 2007/2008 erreicht. Viele Unternehmen hoffen auf das Jahr 2012.

Die Börse bewertet die Zukunft

2012 klingt fern, aber an der Börse sieht es etwas anders aus: In wenigen Wochen erreichen wir das Jahr 2010. Dann blicken die Analysten bereits wieder auf das Folgejahr 2011 – und dann ist 2012 auch in Sichtweite. Wenn 2012 das Gewinn-Niveau von 2007/2008 erreicht wird, steigt der DAX spätestens 2011 auf 8.000 Punkte. Und bei dieser kleinen Zahlenspielerei haben wir das große Thema Inflation und Inflationserwartung noch gar nicht berücksichtigt. Flüchten die Investoren weiter in Sachwerte, werden die Preise für Edelmetalle, Rohstoffe oder auch Aktien rasant steigen. Eine sehr interessante Einschätzung dazu veröffentliche ich hier im Schlussgong in einigen Tagen.

2000 kannten die Manager nur Wachstum

Zurück zum Eigenkapitalforum in Frankfurt: Die Vorstands-Vorsitzenden und Finanzvorstände waren alles andere als euphorisch, aber auch nicht zu Tode betrübt. Es war durchaus eine gewisse Aufbruchstimmung erkennbar. Die Probleme sind real, aber es wird an Lösungen gearbeitet und viele Probleme wurden auch bereits entschärft. Und das ist aus meiner Sicht der große Unterschied zu der Krise 2000 bis 2003. Vor 10 Jahren gab es nur ein großes Motto: Wachstum, Wachstum, Wachstum! Als dann die Krise kam und die Aktienmärkte 2000 bis 2003 implodierten, hatten viele Unternehmen keinen Plan B in der Schublade. Massenentlassungen waren das Patentrezept. Viele Bilanzen waren so dünn, da reichte 1 schlechtes Jahr für ein Pleite-Szenario. Am Neuen Markt gab es ein Massensterben.

2009 hatten viele Unternehmen einen Notfallplan in der Schublade

Obwohl der realwirtschaftliche Einbruch 2009 viel stärker ist, sind die Folgen für die Unternehmen bisher weniger dramatisch. Auf dem Eigenkapitalforum konnten viele Unternehmen auf Eigenkapitalquoten von über 30% verweisen. Das ist ein schöner Puffer in schlechten Zeiten. Außerdem hatten offensichtlich viele Unternehmen einen Notfallplan in der Schublade. Im 1. Halbjahr 2009 wurden die Krisenprogramme abgearbeitet, im 3. Quartal konnten die ersten Früchte geerntet werden. 2000 bis 2003 war dagegen nur selten ein planmäßiges Vorgehen zu beobachten. Einige Unternehmen steckten den Kopf einfach in den Sand, andere Unternehmen wechselten in Panik plötzlich das Geschäftsmodell. Das Geld aus dem Börsengang erlaubte oft diese 2. Chance. Erfolgreich waren diese Strategien jedoch nicht.

Krisenerfahrungen zahlen sich aus – Top-Unternehmen sind gut aufgestellt

Fazit: Für uns Aktionäre ist es bitter, dass wir innerhalb von nur 10 Jahren 2 große Krisen mit Crash-Phasen erleben. Viele Unternehmen profitieren jedoch von den Erfahrungen und reagieren wesentlich besser auf die Krise. Die Aufräumarbeiten werden schneller gehen. Einige Unternehmen, die ihre Hausaufgaben besonders gut erledigt habe, stelle ich Ihnen in den nächsten Ausgaben vor.