Aus der Traum

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Träume sind Schäume, so lautet ein altes Sprichwort im deutschen Sprachgebrauch, und so mancher Isländer und/oder Waliser wurde im Laufe dieser Woche aus den Träumen von einer Sensation in Sachen Titelgewinn bei der Euro 2016 unsanft geweckt. Ein ganz und gar jähes Ende fanden allerdings auch die Hoffnungen des Joachim Löw, die am Donnerstagabend auf dem Rasen in Marseille zerplatzten. Nix Europameister, aus der Traum! Anderswo rieb man sich ebenfalls die Äuglein: Das Erwachen aus den Träumen von einer Renaissance des britischen Empire trieb in London Tausende auf die Straße und mit Nigel Farage schon den zweiten Verfechter des BREXIT-Votums in die Flucht vor der Verantwortung. Und auch an den Märkten wurde der ein oder andere Traum von einer schnellen Erholung der vormaligen Verluste vorerst zerschlagen. Naja, an den europäischen Märkten zumindest, denn an der Wall Street kann durchaus von einer Sommerrallye geträumt werden, doch dazu weiter unten im Text dann mehr, bleiben wir zunächst noch einen Augenblick im guten alten Europa:

Kontinentalplatte

Es wäre auch zu schön gewesen – beinahe sah es ja so aus, als ob dieses ganze BREXIT-Gedöns von den Märkten relativ schnell absorbiert werden würde. Der Juni endete im DAX zwar mit einem Minus von 5,68 Prozent, wobei die letzte Woche des Monats allerdings mit einem Plus von 2,27 Prozent positiv zu Buche schlug und der deutsche Leitindex sich beim Stand von 9.776,12 Punkten ins erste Juli-Wochenende verabschiedete. Doch die Luft war schnell wieder heraus, im Tief ging es in dieser Handelswoche auf 9.304,01 Zähler zurück, nur 90 Punkte über dem BREXIT-Tiefststand, der am 27.06. bei 9.214,10 markiert wurde. Platt wie eine Flunder, der DAX, und der Blick auf die übrigen europäischen Indizes offenbarte zur Wochenmitte ein annähernd identisches Bild, womit der Begriff „Kontinentalplatte“ eine vollkommen neue Bedeutung erhielt. Sie merken schon, jetzt wird es sarkastisch, doch zu unser aller Anleger Glück gibt es ja noch den großen Bruder jenseits des großen Teiches. Der Dow Jones, den es im Zuge des BREXIT-Crashs auf ein Tief bei 17.063,08 Punkten drückte, legte seit dem 27. Juni nämlich bereits wieder knapp 5 Prozent zu und hat sich so an die wichtige 18.000er-Marke heran geschoben. Bis zum bisherigen Jahreshoch bei 18.167,63 Zählern vom 20. April fehlt da nur noch der berühmte Wimpernschlag, perfekte Vorgaben für DAX & Co, oder?

Wackelkandidat

Sollte man meinen, und tatsächlich gelang es dem DAX am gestrigen Donnerstag auch, die Abwärtsbewegung zunächst zu stoppen. Und wie schon in der Vorwoche waren es die Versorger, die den deutschen Blue Chips wieder auf die Füße halfen. Allerdings ist der Stand noch ein recht wackliger, denn so richtig zwingend ist der Kaufdruck nun nicht gerade. Gestern konnte die 9.500er-Marke nur kurzzeitig überboten werden, und ob der Sprung darüber heute per Schlusskurs gelingt, muss sich noch zeigen. Immerhin präsentiert sich das Börsenbarometer erneut mit einem positiven Vorzeichen im Gepäck, doch noch immer fehlen die klaren Signale für einen Richtungsentscheid, zumal der DAX auf Wochen- und damit auch auf Monatssicht bislang rund 3 Prozent hinten liegt. Die bisherige Jahresperformance beträgt damit jetzt -12 Prozent, eine, nun ja, tendenziell beunruhigende Zahl, wenn man noch einmal zum Dow Jones hinüber schaut, der für den gleichen Zeitraum auf ein Plus von rund 3 Prozent kommt. Es wird darauf ankommen, ob es dem deutschen Leitindex – und seinen europäischen Pendants – endlich gelingt, sich aus dem britischen Abwärtsstrudel zu befreien. Solange sich die Märkte hierzulande vom Pfund Sterling, wie in dieser Woche gesehen, in die Tiefe ziehen lassen, bleibt die Erholung wacklig – und eine Sommerrallye im DAX ein Traum!

PrimequantsEin Beitrag von Sebastian Jonkisch von Prime Quants

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