IPO und Börsengang – Basiswissen und Hintergründe (Teil 1)

Nachdem die Börsengänge bzw. IPOs (Initial Public Offering) in diesem Jahr krisenbedingt so gut wie ausgeblieben sind, hat die Intensität in den letzten Monaten doch zugenommen. Ich denke dabei etwa an Hyatt oder an die Berichte um einen Börsengang von Facebook und Twitter. Grund genug einmal die Hintergründe und Abläufe eines IPOs näher zu betrachten.

Warum gehen Unternehmen überhaupt an die Börse?

Diese Fragestellung ist für Aktienanleger eigentlich selten von Interesse, nur bei einem IPO sollte er dann doch beachtet werden, denn anhand der Begründung läst sich bereits eine erste Einschätzung über den IPO festmachen. Im optimalen Fall fließt der komplette Erlös dem Unternehmen zugute. Weniger gut ist es wenn durch einen IPO lediglich Alt-Eigentümer zu Geld kommen.

Normalerweise braucht das Unternehmen neues Geld und die bisherigen Eigentümer wollen oder können dies nicht aufbringen. Über eine Kapitalerhöhung werden dann fremde Eigentümer und frisches Geld in das Unternehmen geholt. Daneben finden immer häufiger auch so genannte Notierungsaufnahmen bzw. der Verkauf von Anteilen seitens der Eigentümer über die Börse statt. Diese ebenfalls unter den Begriff IPO gefassten Ereignisse sollten aber genau unter die Lupe genommen werden.

Neben den finanziellen Gründen gibt es auch andere Gründe für einen Börsengang. Manche Unternehmen wollen sich ihren Kunden auch auf dem Kapitalmarkt präsentieren. Bei anderen Unternehmen spielen regulatorische oder organisatorische Gründe für einen Börsengang. Ein bereits etwas zurückliegendes, aber sehr plastisches Beispiel ist hier der britische Versicherer Standard Life, der vor seinem Börsengang als Versicherungsverein auf Gegenseitig organisiert war.

Welcher IPO ist interessant?

Die Frage wann ein Börsengang interessant ist und wann nicht, lässt sich nicht pauschal beantworten. Vielfach wird hierbei von einer interessanten und attraktiven Equity Story gesprochen. Hinter diesem Begriff verbirgt sich ein möglichst vollständiges Bild über das Unternehmen, wobei damit neben Chancen und Risiken auch Stärken und Schwächen des Unternehmens gemeint sind (SWOT-Analyse). Dabei spielt das Zahlenwerk, also Bilanz und GuV, ebenso eine Rolle, wie das Management, die Strategie, die Marktstellung und die Wachstumsaussichten. Letztlich ist der Preis aber das entscheidende Argument pro oder contra Zeichnung.

Entscheidung für einen IPO

Bei der Entscheidung für oder gegen einen Börsengang müssen zunächst einmal die Kosten berücksichtigt werden. Neben den IPO-Kosten von 7 bis 9 Prozent des Emissionsvolumens entstehen auch durch die Notierung nicht unerhebliche Folgekosten. Dagegen stehen die Möglichkeiten der Kapitalbeschaffung, die Schaffung einer liquiden Akquisitionswährung und das Abkoppeln von den bisherigen Eigentümern.

Vorbereitung eines IPOs

Bei der Vorbereitung eines IPOs rückt vor allem die Platzierungsstrategie und des gewünschten Börsensegments in den Vordergrund. Dabei spielen Aktiengattung (Namen-, Inhaberaktien oder Vorzüge und Stämme), Anzahl der Aktien, gewünschter Kapitalzufluss, Höhe des Emissionsvolumen und Ort der Notierung (vor allem D, UK, USA) sowie das Segment (in D: Prime oder General Standard, Freiverkehr; USA: NYSE und NASDAQ) ein Rolle. Die bereits erwähnte Herkunft der Aktien sollten ebenfalls berücksichtigt werden.

Weiter geht es mit Teil 2. Darin geht es um die Durchführung eines Börsengangs. Wie kommt man zum Emissionspreis? Was gibt es für Preisfindungsmethoden?