Strafzinsen: Was soll ich als Aktienanleger (nicht) tun?

Bildquelle: markteinblicke.de

Die Niedrigzinspolitik treibt immer absurdere Blüten. Aus Angst vor Strafzinsen würden viele Deutsche ihr Geld unter dem Kopfkissen lagern. Da hören wir schon jetzt, wie sich die Einbrecherbanden die Hände reiben. Aber es hilft nichts: Strafzinsen werden kommen und Sparer und Anleger müssen reagieren – aber bitte richtig!

Wie wir bereits Mitte August schrieben, ist die Raiffeisenbank Gmund am Tegernsee unter den Strafzinsen-Banken ein bisher einsamer Vorreiter. Seit September erhebt das genossenschaftliche Institut für Guthaben auf dem Giro- und Tagesgeldkonto von mehr als 100.000 Euro ein so genanntes „Verwahr-Entgelt“ von 0,4 Prozent.

Doch damit nicht genug: Immer mehr Banken verabschieden sich vom kostenlosen Girokonto. Damit werden die Strafzinsen quasi über die Gebührenschiene umgelegt. Nur noch wenige Institute bieten überhaupt kostenfreie Konten an. Ein Grund sich genau umzusehen, ob die bisherige Hausbank immer noch erste Wahl ist.

Dass das auch tatsächlich passieren wird, macht eine repräsentative GfK-Umfrage im Auftrag des Berliner Online-Finanzmarktplatzes Savedo deutlich. Offenbar fehlt den deutschen Privat-Sparern für Strafzinsen oder Extra-Gebühren jedes Verständnis. Die Folgen sind aber weniger von Rationalität geprägt.

Im Rahmen der Umfrage gaben rund 55 Prozent der Befragten an, das Geld dann lieber wie zu Großmutters Zeiten unter dem Kopfkissen oder anderen Verstecken zu Hause horten zu wollen – trotz steigender Einbruchskriminalität. Überdurchschnittlich häufig sahen Bevölkerungsschichten mit geringem Haushaltseinkommen dies als Option.

ch_me_20160928

Wie die Grafik zeigt, ist das Geld bunkern (zu Hause) nicht die einzige doofe Idee. Die zweithäufigste Reaktion der Deutsche wäre mehr Konsum. Über ein Drittel würde der Studie zufolge im Falle von Strafzinsen bevorzugt mehr Geld ausgeben bzw. einfach weniger sparen. Vor allem Ältere (60 bis 69 Jahre) sowie Ledige würden besonders häufig diese Option nutzen – wohlmöglich weil sie keinen großen Sparbedarf mehr sehen oder Ersparnisse nur für sich selber benötigen, nicht dabei an andere denken müssen.

Erschreckend ist für uns: Der Kauf von Immobilien kam auf eine ähnlich hohe Stimmenzahl wie der Kauf von Aktien, Fondsanteilen und Beteiligungen oder Gold und Silber sowie sonstige Investitionen. Gerade Befragte mit höherem Nettoeinkommen (2.500 Euro und mehr) sehen den Immobilienkauf als valide Alternative.

Sonstige alternative Anlagen wie Edelstein (z.B. Diamanten), Kunst oder Uhren spielen in der Gunst der Deutschen so gut wie keine Rolle, ergab die Studie. Sachwerte als langfristige Vermögensanlage spielen also bei den Deutschen selbst in der aktuellen Zinslage kaum eine Rolle. Lediglich Betongold wird weiter eine bedeutende Rolle zugewiesen – offenbar weil sich viele erhoffen, ähnlich hohe Renditen wie in den letzten Jahren zu erzielen, was aber eher illusorisch sein dürfte. Die Anlage in Aktien, die auf lange Sicht nachweislich solide Renditen erwirtschaftet, wird nur von wenigen überhaupt in Betracht gezogen! Das ist wirklich erschreckend.

Zum Schluss noch eine andere bemerkenswert Zahl aus der Studie. Der Anteil derjenigen, denen Strafzinsen egal wären liegt bei 6,9 Prozent der Befragten. Da hier der Anteil der jungen Menschen (14 bis 19 Jahre) besonders hoch war, liegt die Vermutung nahe, dass das Thema “Sparen und Altersvorsorge“ gedanklich hier noch keine größere Rolle spielt. Dabei wären in dem Alter kleine Beiträge mit großem Zeithorizont in Aktien investiert, die beste Grundlage, um nach dem Studium unabhängig in das Berufsleben zu starten. Aber vielleicht muss hier die ältere Generation noch viel mehr Aufklärungsarbeit leisten.

In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage

Ihre markteinblicke.de-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt

Melden Sie sich hier für unsere kostenlosen Newsletter an. Sie finden dort unser kostenfreies Newsletter-Angebot mit dem Namen “Die Börsenblogger Auf die Schnelle” (Wochentags) und “Die Börsenblogger D-A-CH Rundschau” (Samstags).

Bildquelle: markteinblicke.de