RWE oder E.ON – welcher Versorger sollte ins Depot?

Bildquelle: Pressebild E.ON

Immmer wieder taucht die Frage auf, welche der beiden deutsche Energieriesen E.ON (WKN ENAG99) und RWE (WKN 703712) die bessere Aktie hat. Zuletzt sahen wir E.ON etwas im Vorteil, doch nach den Zahlen zum ersten Quartal scheint sich der Spieß umgedreht zu haben.

Beide Konzerne profitierten vom langen Winter und verkauften dadurch mehr Gas. Der Rest der auf den ersten Blick guten Performance (im Strombereich) ist jedoch eher auf Einmaleffekte wie Beteiligungsverkäufe oder nicht wiederholbare Einsparungsmaßnahmen zurückzuführen. Alles in allem leiden beide Unternehmen unter der deutschen Energiewende. Doch während die weitaus größere E.ON auf der einen Seite abgeschaltete Kernkraftwerke verkraften musss und auf der anderen neue, unrentable Gaskraftwerke sein Eigen nennt, kann RWE dank neuer und alter Stein- und Braunkohlekraftwerke weiter wie gehabt Strom produzieren. Die zuletzt in die Kritik geratenen CO2-Emissionszertifikate sorgen durch ihren Preisverfall hierbei für günstige Produktionsbedingungen. Natürlich hat auch E.ON in diesem Bereich seine Möglichkeiten, dennoch steht RWE einen Tick besser da. Man sieht es auch am Kursverlauf:

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Der Chart zeigt klar: E.ON befindet sich nach wie vor im Tal der Tränen. Das sieht auch seitens der Point & Figure-Analyse so aus. Erst bei Kursen jenseits von 15 Euro lohnt sich hier ein Blick – doch dazu müsste die E.ON-Aktie mehr als 15 Prozent zulegen. Zuletzt kamen jedich eher wieder die Tiefs aus dem Februar ins Blickfeld zurück. Bei RWE sieht die Lage wiederum nicht ganz so düster aus. Trotz niedrigerer Dividendenrendite für 2012 von 6,4 Prozent gegenüber 7,8 Prozent bei E.ON, scheint dieser Punkt etwas weniger schwankungsanfällig zu sein, denn RWE hat noch keine Dividendenkürzung angekündigt. Der Kursverlauf war im letzten Jahr zudem deutlich weniger volatil als bei E.ON.

Den jeweiligen Ausblick wiederum bestätigten beide Konzerne. RWE erwartet für 2013 ein betriebliches Ergebnis von rund 5,9 Mrd. Euro und ein nachhaltiges Nettoergebnis von circa 2,4 Mrd. Euro. E.ON wiederum geht von einem EBITDA im Bereich 9,2 bis 9,8 Mrd. Euro aus. Dieser Wert berücksichtigt bereits den Wegfall von Ergebnis­beiträgen durch den Verkauf von Beteiligungen im Rahmen des laufenden Desin­vestitionsprogramms. Für den nachhaltigen Konzernüberschuss erwartet E.ON ein Ergebnis zwischen 2,2 und 2,6 Mrd. Euro. Man sieht: RWE ist was die Profitabilität angeht doch etwas besser. Das dürfte sich also auch beim Kurs widerspiegeln. Die Analysten sind sich derweil nicht einig, bei beiden Aktien wird das komplette Spektrum an Ratings ausgeschöpft.

Alles in allem: Versorger sind derzeit sicher kein Muss im Depot, dazu ist die Lage hinsichtlich Energiewende noch zu unsicher. Neue Vorgaben durch den Gesetzgeber könnten bisherige Geschäftsmodelle (bspw. Kohleverstromung) rasch weniger rentabel machen. Will man dennoch auf einen defensiven, dividendenstarken Versorger nicht verzichten, scheint aktuell RWE die bessere Wahl zu sein. Dennoch muss man klar sagen: Die Kurschancen sind bei beiden DAX-Titeln begrenzt, selbst wenn die fundamentale Bewertung (KGV, etc.) sagt: Versorger sind günstig zu haben.

Bildquelle: Pressebild E.ON