Im Offshore Bereich investiere ich derzeit bisher nur in kurz- bis mittelfristige Anleihen. Aufgrund der unsicheren Aussichten sind längerfristige Anleihen oder gar Aktien für mich nicht wirklich bewertbar. Mit dieser Haltung scheine ich nicht alleine dazustehen, denn Transocean (WKN: A0REAY / ISIN:CH0048265513) hat am 07. Oktober zur Beschaffung von weiterem längerfristigen Kapital eine Anleihe angekündigt, auf die man wohl gerne verzichtet hätte. Das besondere an dieser Anleihe ist, dass sie mit einem fast neuen Bohrschiff und einem langfristigen Chartervertrag mit Shell besichert ist. Durch die Besicherung könnte auch eine langfristige Anleihe interessant sein und ich hätte mich gerne sofort mit der Anleihe beschäftigt. Allerdings wurden die Anleihebedingungen erst am 20. Oktober, nach der Erstplatzierung, veröffentlicht und ich sie dann in dieser Woche auf der Seite von Transocean entdeckt.

Anleihebedingungen
Volumen: 600 Mio. USD
Nominalzins: 7,75%
Zinszahlungen: halbjährlich jeweils am 15.04 und 15.10
Emmitent: Transocean Phoenix 2 Ltd.
Sicherheit: Das Bohrschiff Deepwater Thalassa mit einem ursprünglich 10-jährigen Vertrag mit Shell, der im Februar 2016 begonnen hat.
Laut einem Artikel auf seeking alpha belief sich die Investition in die Deepwater Thalassa wohl USD 920 Mio. Ich habe das nicht weiter selber recherchiert, weil es letztlich egal ist. Müsste man das Schiff heute ohne den Chartervertrag verkaufen, wäre es garantiert wesentlich weniger wert. Nach meiner Vermutung auch weniger als das Anleihevolumen.
Die mit Shell vereinbarte Tagesrate beträgt USD 488.000. Der Vertrag hat damit ein noch ausstehendes Volumen von über USD 1,6 Mrd.
Garantiegeberin: Transocean Ltd.
Neben der Sicherheit aus dem Bohrschiff und dem Chartervertrag gibt es auch noch eine Garantie der Konzernmutter Transocean.
Sollte die Verschuldung des Konzerns das 10-fache des EBITDA der letzten 4 Quartale übersteigen, tritt ein sogenannter cash sweep in Kraft. Verkürzt gesagt, steht die mit der Deepwater Thalassa erwirtschaftete Liquidität dem Konzern dann nicht mehr zur Verfügung. Sie wird dann nur noch zur Deckung der Kosten im Zusammenhang mit dem verpfändeten Bohrschiff und zur Bedienung der Anleihe freigegeben.
Laufzeit: Oktober 2024
laufende Rückzahlung:
Anleihen werden üblicherweise am Ende der Laufzeit vollständig fällig. Bankdarlehen werden hingegen häufig, gerade wenn sie durch einen laufenden Vertrag besichert sind, laufend getilgt. In diesem Fall hat man das Konzept der laufenden Tilgung auf die Anleihe übertragen. Dazu werden ab April 2017 zu jedem Zinszahlungstermin USD 30 Mio., also jährlich 10% des Nominalvolumens, zu einem Kurs von 100% anteilig eingezogen und zurückgezahlt.
vorzeitige vollständige Rückzahlung
Neben der regulären Rückzahlung kann es auch zu Ereignissen kommen, die zu einer Verpflichtung zur vorzeitigen Rückführung führen:
1) das Schiff geht unter
2) der Chartervertrag endet
3) negative steuerliche Änderungen treten ein
4) ein event of default tritt ein
Die ersten 3 Ereignisse für zu einer Rückzahlungsverpflichtung in Höhe von 100%. 1) und 2) können vorher innerhalb vorgegebener Fristen durch vergleichbaren Ersatz abgewendet werden.
Events of default sind Ereignisse, die in Verträgen wesentliche Vertragsverstöße bzw. Ereignisse definieren, die der Gegenpartei in der Regel besondere Rechte geben, insbesondere den Vertrag sofort gegen Zahlungen zu beenden. Hier gehören zu den events of default z.B. wenn die fälligen Zahlungen für die Anleihe nicht innerhalb von 30 Tagen ab Fälligkeit geleistet werden, wenn ein Insolvenzverfahren eröffnet wird oder Shell mit den Zahlungen aus dem Chartervertrag um mehr als 120 Tage im Rückstand ist. Tritt ein even of default ein, besteht ein Anspruch auf Rückzahlung entsprechend der folgenden Regelungen für die freiwillige vorzeitige Rückführung.
vorzeitige vollständige freiwillige Rückzahlung:
Transocean ist möglich die Anleihe vorzeitig zurückzuführen. Allerdings erst ab Oktober 2023 zu 100% Davor gelten für eine freiwillige Rückzahlung folgende Bedingungen:
Bis einschließlich dem 15.10.2020 erfolgt eine Rückzahlung zum Höheren von:
– 101% und
– dem Barwert von 103,875% zzgl. aller noch ausstehenden Zinsen bis zum 15.10.2020. Der Barwert wird berechnet auf den Tag der Rückzahlung und zwar mit einem Abzinsungsfaktor der der Verzinsung von US Staatsanleihen mit einer Laufzeit bis zum 15.10.2020 + 50bbps entspricht.
Nach dem 15.10.2020 kann die Anleihe wie folgt zurückgezahlt werden:
Jahr | Rückzahlungsbetrag |
2020 | 103,875% |
2021 | 102,583% |
2022 | 101,292% |
ab 2023 | 100% |
Eine vorzeitige Rückzahlung wäre bei dem aktuellen Kurs von deutlich über 100% schlecht für die Rendite, denn man würde den Aufschlag in einer kürzeren Zeit verlieren. Die die laut der obigen Tabelle zu zahlenden Aufschläge würden dies aber größtenteils kompensieren, so dass sich die realisierte Rendite nur im Bereich hinter dem Komma ändern würde.
Es ist zwar nicht ausgeschlossen, dass die Anleihe ganz normal bis 2024 durchläuft, aber ich halte es nicht für sehr wahrscheinlich. Ich gehe eher davon aus, dass Transocean von der Rückzahlungsoption Gebrauch machen wird, sobald sich die wirtschaftliche Lage stabilisiert hat. Spätestens 2023 wenn die Rückzahlung zu 100% erfolgen kann, wird man sicherlich nur dann nicht freiwillig zurückzahlen, wenn die Lage nach wie vor angespannt ist.
Recht: Die Anleihe ist nach dem Recht des US-Bundesstaats New York aufgelegt.
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Mario Brünjes studierte in Deutschland und England Finanzwirtschaft und Rechnungswesen und ist seit mehr als 15 Jahren als professioneller Sachwertinvestor in den Bereichen Flugzeugleasing, Immobilien und Erneuerbare Energien tätig.
In seinem Value Investing Blog www.value-shares.de schreibt er regelmäßig über seine privaten Value Investments mit Schwerpunkt Sachwerte.
Bildquellen: Mario Brünjes / Pressefoto Transocean Ltd.